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Rothsinvest Asset Management – was bisher geschah

Monday, October 29th, 2012

Die Rothsinvest Asset Management ist Pleite, Konkurs – über die letzte Episode der Firma aus dem Camorra-Umfeld berichtete ich heute in der Handelszeitung und der Bilanz.

Wer sich einen kurzen Überblick verschaffen will, dem seien folgende Artikel empfohlen:

Die Wochenzeitung beleuchtete die Vergangenheit der Schweizer Statthalter – und stiess auf die Stasi-Connection eines erzkatholischen Umfelds:

Manuel Brandenberg (39) gilt als Nachwuchshoffnung der SVP: Er war Parteipräsident in der Stadt Zug und vertritt die Nationalkonservativen heute in den Parlamenten der Stadt und des Kantons Zug. Brandenberg, stramm rechts mit einer Vorliebe für Armee und Waffen, wurde schweizweit bekannt, als er in der Arbeitsgruppe Einsitz nahm, die dafür sorgen soll, dass die Ausschaffungsinitiative im Sinne der SVP umgesetzt wird. Er stammt aus katholisch-konservativem Milieu (Vater Ernst war CVP-Verwaltungsrichter), und so erstaunt es kaum, dass Brandenberg junior in einem politischen Vorstoss Kruzifixe in Gerichtssälen forderte, seine Hochzeit am letzten Wochenende mit einer lateinischen Messe feierte oder einst einen Leserbrief an die «Zuger Zeitung» schrieb, weil «Fräulein Wille» vom Schweizer Fernsehen den Papst nach seiner Wahl nicht standesgemäss als «Heiligen Vater» oder «Patriarch des Abendlandes» ankündigte, sondern schlicht als «Herrn Ratzinger». Überdies ist Brandenberg Verwaltungsrat von Ulrich Schlüers «Schweizerzeit».

Sein Vater Ernst tauchte früher unter den Top 100 der Schweizer Verwaltungsratsmandatssammler auf. Anfang der neunziger Jahre wurde ihm seine Umtriebigkeit zum Verhängnis, als die Alternativen in Zug publik machten, dass Ernst Brandenberg mit Stasi-Beschaffer Michael Grossauer in Verbindung stand. Grossauer hatte in Zug Firmen gegründet, um die DDR über die Stasi-Beschaffungslinie 4 mit Technologien zu versorgen. Zu dieser Zeit war Militarist Brandenberg auch in der Militärjustiz tätig und verurteilte Kriegsdienstverweigerer zu hohen Haftstrafen. Altnationalrat Josef Lang kommentierte damals, der «CVP-Anwalt predigte antikommunistisches Wasser und trank stalinistischen Wein».

Die NZZ beleuchtete den Zuger-Wirtschaftsanwalts-Filz:

Nach 1990 durften Regierungsräte und Staatsanwälte auch im Kanton Zug nicht mehr in privaten Verwaltungsräten Einsitz nehmen, ausser bei Familienfirmen mit ausdrücklicher Bewilligung des Kantonsrats. Die enge Verbindung von Politik und Wirtschaft und die Rolle von Wirtschaftsanwälten als Machtfaktor haben in den letzten Jahren in Zug denn auch an Bedeutung verloren. Vor allem bei der CVP, die früher am meisten Wirtschaftsanwälte in ihren Reihen hatte, sind diese fast ganz verschwunden. Einerseits begannen sich die Wirtschaftsanwälte aus der Politik zurückzuziehen, anderseits wurden Wirtschaftsinteressen auch von andern Berufsgruppen vertreten. Dass bei Brandenberg dieses bekannte Zuger Muster aus der Vergangenheit eingeschlagen hat, erstaunt seine politischen Opponenten nicht. Es sei systemimmanent. «Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht», stellt der rot-grüne Zuger Kantonsrat Martin Stuber fest.

Das Wirtschaftsportal Finews, das als erstes in der Schweiz über den in Italien publik gewordenen Fall berichtete, nahm sich unter anderem dem netten Namensverwirrspiel mit “Rothschild” an:

Die Website des Unternehmens wurde inzwischen geschlossen; zuvor hatte das Unternehmen aber sogar ein eigenes Linkedin-Profil eingerichtet, in dem es sich als«professional investment management firm, backed by the Rothschild family office»darstellt: Man sei spezialisiert aufs «active management and alternative investments» für ausgewählte internationale Kunden.

Rothschild ist nicht Rothschild

Hier scheint also ein legendärer Name zweckentfremdet worden zu sein: Als Präsident des Verwaltungsrates der Rothsinvest Asset Management fungiert zwar mit Nathan Rothschild ein Namensvetter. Doch der Zürcher Anwalt hat nach eigenem Bekunden keinen familiären Bezug zu den bekannten britischen und französischen Rothschild-Zweigen.

Und der gleiche Autor schrieb in einem Artikel für die Zeit über Connections nach Spanien, die den Fall erst auslösten:

Doch hinter dem Betrug an den Sparern öffnet sich eine zweite Ebene. Robert Da Pontes Kartenhaus stürzte ein, als die Schweizer Behörden die Konten einer ganz anderen Zuger Firma sperrten. Die TMS Group, so der Name, betreibt laut Registereintrag »Handel mit Öl, Gold, weiteren Edelmetallen und Zement, im Weiteren mit Nahrungsmitteln wie Hummer«, und sie hatte dieselben Koordinaten wie Rothsinvest: Poststraße 9, Zug. Es ist die Adresse von Manuel Brandenbergs Büro.

Am 12. April, kurz vor Mittag, sperrte das Fedpol alle Konten der TMS, unter anderem bei zwei Banken in Genf. Die Aktion geschah auf Bitte der spanischen Zollbehörden, die einem internationalen Geldwäschereifall nachspürten: Bei Immobiliengeschäften zwischen der Provinz Valencia und der Toskana sollen Schwarzgelder in großem Stil verschoben worden sein.

Die Blockade in der Schweiz löste Panikwellen aus, welche die Carabinieri 500 Kilometer weiter südlich fast live verfolgen konnten: Sie hörten die Rothsinvest-Makler seit Wochen ab. Robert Da Ponte telefonierte in den folgenden Stunden mit seinen Vertrauten – um mitzuteilen, dass er nicht mehr zahlen könne. Die Schweizer, so seine Erklärung, hätten die Gelder von »Rothsinvest Capital« gesperrt.

Im Zeit-Artikel nahm sich der Finews-Journalist auch noch einem weiteren beliebten Betrugsspielfeld an: Penny-Stock-Firmen in den USA:

Offen bleiben damit auch Fragen zu einem anderen rätselhaften Geschäft. Im Februar 2011 übernimmt Rothsinvest für gut 5 Millionen Dollar Aktien einer Firma namens Bionovo Inc. in Emeryville bei San Francisco. Bionovo forscht laut eigenen Angaben an Medikamenten gegen Krebs und gegen Beschwerden der Wechseljahre, und sie ist an der Nachwuchsbörse Nasdaq kotiert. Als Rothsinvest einsteigt, wird die Aktie mit 1,25 Dollar bewertet, danach geht es stetig abwärts. Bis Ende 2011 verliert der »Penny Stock« drei Viertel seines Wertes. Im Januar 2012 beantragt die Gesellschaft, von der Nasdaq gestrichen zu werden. Im Februar meldet sie, man könne keinen Jahresbericht veröffentlichen. Im März entlässt sie alles Personal. Auf der anderen Seite gönnte das Unternehmen, das 265.000 Dollar umsetzt, seinen Direktoren letztes Jahr 1,3 Millionen Dollar an Honoraren.