Archive for the ‘Wirtschaftskriminalität’ Category

Nutzlos-Firma Datacom verschickt Rechnung für «Datenschutz»

Monday, June 1st, 2015

Das Spielchen mit den «Zahlscheinen» (Rechnungen verschicken und schauen, wer zahlt) haben Adressbuchbetrüger jahrelang in der Schweiz durchgezogen. Nun scheint es die Firma Datacom (Schweiz) GmbH mit einem ähnlichen Trick zu versuchen.

Dieser Tage landen Fötzel wie der unten abgebildete in den Briefkästen vieler Schweizer – mit einem kleinen Betrag, den man für «anhaltendes Vertrauen in unsere Dienste» zahlen soll.

Um dem ganzen einen möglichst offiziellen bzw. amtlichen Anstrich zu geben, wird im Briefchen noch ein bisschen Paragrafen-Kauderwelsch eingefügt: «Hinsichtlich Einleitung und Vollzug von Datenlöschungsbegehren im Sinn von Art. 15 Abs. 1 DSG bei Inhabern von Datensammlungen ist nach Ablauf der Aktivierungsphase die antragsmässige Erstellung formeller Datenlöschungsbegehren mit einer regulären Bearbeitungsgebühr versehen.»

Alles klar? Eben.

Bereits 2014 tauchte die Datacom des zügelfreudigen Geschäftsführers Patrick Pascal Dütschler (31) (innert 10 Jahren hat er schon in Thun, Bolligen, Chur, Gwatt, Zürich, Bern, Lanzenhäusern und Küssnach am Rigi logiert) schon negativ auf:

Kollegen von «20 Minuten» berichteten im Oktober 2014. Dieses Jahr war die Dütschler-Truppe dann gleich von Januar bis März regelmässig Gast im TV: Bei SRF und dem Kassensturz hatte er schon die Ehre. Die Post nimmt die Truppe um Dütschler auch nicht entgegen…

Hier das neuste Dütschler-Machwerk:

Datacom-Schweiz-GmbH-Zahlschein-Schwindel-UWG-vorgetaeuschte-Geschaeftsbeziehung-Abzocke-Mehrwertnummer-Massenversand-Spam-Gesellschafter-Geschaeftsfuehrer-Patrick-Pascal-Duetschler

 

GV-Protokolle und Gründer der Schweizer Lyoness-Firmen

Thursday, May 2nd, 2013

Seit einigen Tagen geht im Forum Plattform-Lyoness.at die Post ab – fast kein Tag, an dem nicht interessante Dokumente veröffentlicht werden.

Da kann ich natürlich auch noch so das eine oder andere beitragen. Transparenz ist vor allem auch darum angebracht, weil die Lyonesen-Presseabteilung mal wieder im Pinocchio-Stil am 16. April 2013 ein Communiqué in die Welt setzte, bei dem schon der Name des attackierten Mediums nicht stimmte. So schrieb der PR-Experte Mathias Vorbach irgendwas von einem “Handelsblatt” in der Schweiz. Tja… gibts hier nicht.

Hier die erste Akte der Lyoness Holding Europe AG, welche die Gründer der Lyoness Holding Europe AG (heute Lyoness Europe AG) mit Aktienverteilung auflistet. Es dürfte sich um eine reine Strohmann-Gründung des Umfelds des Hubert Freidl gehandelt haben. Vielleicht um den Schein zu wahren, gab Freidl in einem Gerichtsprozess 2003 an, sich bei der Gründung des österreichischen Ablegers (der heutigen Lyoness-Austria GmbH) mit “Ackermann” abgesprochen zu haben. Mit anderen Worten gab er damit zu verstehen, er hätte von einem “Ackermann” Anweisungen eingeholt, es tönt so, als wäre dieser der “Boss” gewesen.

Doch das ist ziemlich zweifelhaft, schaut man sich mal an, was dieser “Ackermann” denn so macht und wer er ist.

Die Gründer der Lyoness Holding Europe AG waren lic. oec. HSG Iwan J. Ackermann, Vaduz, Max Meienberg, Steinhausen und die Centrapriv AG aus Zug, vertreten durch Uwe Proch, Obfelden. Iwan Ackermann ist der Inhaber der liechtensteinischen Treuhandfirma First Advisory, die 2009 dem Fürst von Liechtenstein die Treuhandabteilung der unter Druck stehenden LGT-Bank abkaufte. Sein Motto damals:  “Der Treuhandsektor wird sich umstellen müssen. Er wird nicht davon leben können, als einzige Dienstleistung die Steuerhinterziehung oder den Steuerbetrug anzubieten.” Die First Advisory ist also eine ziemliche Nummer im Ländle. Interessant ist, dass einerseits ein angesehener liechtensteinischer Treuhänder zur Gründung herangezogen wurde und andererseits Zuger Treuhänder in der Schweiz “mitgründeten” – was rechtlich gar nicht nötig gewesen wäre.

Die beiden anderen unterschrieben die Gründungsakten für die Centrapriv AG aus dem Kanton Zug. Die Aktienverteilung bei Gründung ist in den Dokumenten ersichtlich.

Die zweite Akte der Lyoness IMEA SA listet deren Gründer auf. Es ist dies die Lyoness International AG, vertreten durch Erwin Josef Hüsler. Dazu parkierte Hüsler das Kapital bei der Voralberger Landes- und Hypothekenbank AG in St. Gallen.

Die dritte Akte der Lyoness Greenfinity Foundation (Stiftung) zeigt, dass auch sie von der Lyoness International AG gegründet wurde. Diesmal aber vertrat der Oberverkäufer Hubert Freidl die Gründerin.

Die vierte Akte der Lyoness Child and Family Foundation (Stiftung) zeigt, dass sie ebenfalls von der Lyoness International AG gegründet wurde. Hier wurde sie wieder von Hüsler vertreten.

Die fünfte Akte ist ein Protokoll der Generalversammlung der Lyoness International AG vom 9. Juli 2012. Es zeigt unter anderem den Austritt der Revisionsstelle OBT und den Gewinnvortrag in der Höhe von einigen hunderttausend Franken.

Die sechste Akte besteht aus dem Protokoll der Generalversammlung der Lyoness Europe AG vom 15. Juli 2012. Es zeigt unter anderem, wie sich die Anwesenden eine Dividende von 3,2 Millionen Franken genehmigten.

Ich komme bei Gaunern mal wieder zu Ehren

Sunday, April 7th, 2013

Mit den Anlageschwindeleien des diplomierten Sportlehrers Jürgen Käfer, der mit seinen Helfeshelfern im Februar 2013 in einem Dokumentarfilm in SRF zur “Prime Time” zu Ehren kam, beschäftigte ich mich in der Handelszeitung bereits Anfang 2012 mit einer ausführlichen Recherche.

Nicht lange nach der vernichtenden Recherche auf SRF, und auf der Webseite Whocallsme.com tauchte ich dann mit Name als Verfasser irgendwelcher Beiträge auf. Ich soll dort irgendwelche Elaborate niedergeschrieben haben. Und mit der Ex des Herrn Jürgen Käfer sei ich auch noch “durchgebrannt” ;-). Die Gebrüder Grimm hätten ihre Freude gehabt mit der “linken Bazille der Handelszeitung” ;-)! Bessere Märchen aus Deutschland gibts fast nicht.

Fakt ist: Die Posts stammen nicht von mir. Die “Frau Käfer” kenne ich nicht, sie interessierte mich nicht im Geringsten. Für einige Lacher sorgte die Aktion aber durchaus. Merci vielmal! Es sind wohl einige Figuren im Käfer-Kreis ziemlich “us em Hüüsli”.

Auch weltweit aktive Adressbuchschwindler aus Hamburg, mit Stützpunkten in Barcelona, Ingolstadt und der Innerschweiz (Intercable AG, Novachannel AG oder European City Guide aus Spanien mal so als Stichworte) meinten mal, im Netz allerlei Gugus über mich zu publizieren, das helfe ihnen.

“Wirtschaftskriminalität in Reinkultur”

Zu den Adressbuchschwindlern: Auch die meinten, mit Hilfe der Anwaltskanzlei Lenz & Stähelin, deren Exponenten ja aktuell mit ihrem Mandat von Gunter Sachs so für einige Artikel sorgen, die Berichterstattung über die Adressbuchschwindeleien aus dem Umfeld des Meinolf Lüdenbach unterdrücken zu können.

Auch das war eine einzige Luftnummer – “juristisches Aufplustern” sozusagen, wie der Güggel, der den Kamm mal schwellen lässt. Mein damaliger Arbeitgeber Tamedia und mich beeindruckten diese Lenz-&-Stähelin-Schreiben nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil: Es war der endgültige Beweis, an dieser Schwindelei dran zu bleiben.

Dafür hatten untersuchende Staatsanwälte eine klare Einordnung parat. Diese weltweiten Adressbuchschwindeleien mit Firmen über diverse Länder verstreut seien nichts anderes als “organisierte Wirtschaftskriminalität in Reinkultur”, meinte eine Person, die die Freude hatte, sich damit abgeben zu müssen.

Momentan geht die Abzocke übrigens in Kanada weiter. Erst vor ein paar Wochen publizierte die grösste kanadische TV-Station CBC einen “neuen” Beitrag – Titel: “Adressbuchbetrug” über die Schwindeleien des Lüdenbach-Umfelds.

Wie Anlageschwindler in der Schweiz in der Hängematte liegen…

Monday, February 25th, 2013

… und ihnen hier noch geschaukelt wird. Gut. Nicht alle Schweizer finden das “cool”. Ich empfehle jedem, die Dokumentation “Die Verführer” in der Sendereihe DOK von SRF 1 vom 28.2. 2013 anzuschauen oder in der Mediathek von SRF sich das Teil mal noch zu Gemüte zu führen.

Am Donnerstag, 28. Februar 2013 also wird die DOK auf SRF 1 ab 20.05 Uhr ausgestrahlt. Titel: Die Verführer

Falls Interessierte durch Google noch nicht fanden, was sie suchten: Der Herr Käfer ist auch für mich natürlich kein Unbekannter. In der HZ widmete ich ihm u.a. diesen hier.

Rothsinvest Asset Management: Jetzt sitzt auch ein Anwalt fest

Wednesday, October 31st, 2012

Dieser Tage ist mal wieder einiges los im Umfeld der Rothsinvest von Robert da Ponte aka “Robert Moore”. Wie die Florenz-Ausgabe der Repubblica heute unter dem Titel “Arrestato l’avvocato del finanziere accusato per la fuga di capitali” berichtet, wurde Rechtsanwalt Armando Castagna aus Grosseto unter Hausarrest gestellt.

Ebenfalls trocken gelegt wurde ein Steuerbeamter der “Guardia di Finanza” namens Marco Sandri, der vertrauliche Daten an den fleissigen Rechtsanwalt Castagna weitergab, den er seit der Schulzeit kennt. Der flinke Rechtsanwalt blieb natürlich nicht untätig und wurde seinerseits “aktiv”. Und indem das “Organ der Rechtspflege” in privilegierten Datensätzen rumwühlte, wurde den Ermittlern ein weiteres mögliches Opfer bzw. möglicher Schwarzgeld-Deponierer bekannt: Riccardo Sogliano, Ex-Fussballprofi der AC Milan.

Neben dem Anwalt und dem Steuerbeamten wurden bereits am 31. Mai Salvatore Aria, Alfredo Tortorici, Mario Bevilacqua und Stella Teziantz festgenommen. Im Juli erwischte es dann Robert da Ponte, neuerdings auch bekannt als Robert Moore.

Auch gegen einen Polizisten in der Toskana wird offenbar ermittelt. Es scheint, als legten die Staatsanwälte ein Sümpfchen nach dem anderen trocken…

Kleines Detail am Rande: Die mit Rothsinvest innig verbundene TMS Group AG des Italo-Venezolaners Juan Carlos Otera zog am 22.02.2011 nach Zug an die Adresse von Rechtsanwalt Manuel Brandenbergs Kanzleiadresse. Bis am 30.11.2011 logierte Señor Oteros Firma jedoch auch an der Via del Cima 157B in Lucca. Danach hatte er keine Lust mehr auf die Toskana und meldete seine “Holding” im Handelsregister ab.

Der neuste Gag des Rothsinvest-Bosses: Ich heisse nicht da Ponte!

Tuesday, October 30th, 2012

Der ehemalige Direktor Robert da Ponte der Zuger Skandalfirma Rothsinvest Asset Management (lockere 250 Millionen Euro – zumeist wohl Schwarzgeld – “betreut”) verblüfft die italienischen Strafverfolgungsbehörden immer wieder.

Neuster Streich: Nun will er nicht mehr Robert da Ponte heissen, sondern in Wahrheit sei sein Name Robert Moore. Und schliesslich sei er in der “Nähe” von Los Angeles geboren. Den Nachnamen “da Ponte” habe er von seiner Frau Sarah übernommen.

In den Handelsregisterakten gab er sich einmal als US-Bürger, dann wieder als Engländer aus. Und vermutlich, so die italienische Tageszeitung Repubblica, gehörte ihm auch noch ein bulgarischer Pass.

Interessant in diesem Zusammenhang auch eine Aussage von Manuel Brandenberg, aufstrebender SVP-Politiker und ebenfalls Verwaltungsrat der Rothsinvest Asset Management. Gegenüber der Neuen Luzerner Zeitung sagte er gestern, die Mafia-Verbindungen von Rothsinvest (Abteilung Camorra) seien «absurd», er kenne allerdings nicht die Bekannten von Herrn da Ponte.

Nun, die muss er auch nicht kennen. Fakt ist, dass Salvatore Aria, Sohn eines Mafiabosses, einen Audio A8 zur Verfügung hatte, der auf die Rothsinvest eingelöst war. Was Herr Aria den lieben langen Tag tat? Er sei der Chauffeur von da Ponte gewesen…

Rothsinvest Asset Management – was bisher geschah

Monday, October 29th, 2012

Die Rothsinvest Asset Management ist Pleite, Konkurs – über die letzte Episode der Firma aus dem Camorra-Umfeld berichtete ich heute in der Handelszeitung und der Bilanz.

Wer sich einen kurzen Überblick verschaffen will, dem seien folgende Artikel empfohlen:

Die Wochenzeitung beleuchtete die Vergangenheit der Schweizer Statthalter – und stiess auf die Stasi-Connection eines erzkatholischen Umfelds:

Manuel Brandenberg (39) gilt als Nachwuchshoffnung der SVP: Er war Parteipräsident in der Stadt Zug und vertritt die Nationalkonservativen heute in den Parlamenten der Stadt und des Kantons Zug. Brandenberg, stramm rechts mit einer Vorliebe für Armee und Waffen, wurde schweizweit bekannt, als er in der Arbeitsgruppe Einsitz nahm, die dafür sorgen soll, dass die Ausschaffungsinitiative im Sinne der SVP umgesetzt wird. Er stammt aus katholisch-konservativem Milieu (Vater Ernst war CVP-Verwaltungsrichter), und so erstaunt es kaum, dass Brandenberg junior in einem politischen Vorstoss Kruzifixe in Gerichtssälen forderte, seine Hochzeit am letzten Wochenende mit einer lateinischen Messe feierte oder einst einen Leserbrief an die «Zuger Zeitung» schrieb, weil «Fräulein Wille» vom Schweizer Fernsehen den Papst nach seiner Wahl nicht standesgemäss als «Heiligen Vater» oder «Patriarch des Abendlandes» ankündigte, sondern schlicht als «Herrn Ratzinger». Überdies ist Brandenberg Verwaltungsrat von Ulrich Schlüers «Schweizerzeit».

Sein Vater Ernst tauchte früher unter den Top 100 der Schweizer Verwaltungsratsmandatssammler auf. Anfang der neunziger Jahre wurde ihm seine Umtriebigkeit zum Verhängnis, als die Alternativen in Zug publik machten, dass Ernst Brandenberg mit Stasi-Beschaffer Michael Grossauer in Verbindung stand. Grossauer hatte in Zug Firmen gegründet, um die DDR über die Stasi-Beschaffungslinie 4 mit Technologien zu versorgen. Zu dieser Zeit war Militarist Brandenberg auch in der Militärjustiz tätig und verurteilte Kriegsdienstverweigerer zu hohen Haftstrafen. Altnationalrat Josef Lang kommentierte damals, der «CVP-Anwalt predigte antikommunistisches Wasser und trank stalinistischen Wein».

Die NZZ beleuchtete den Zuger-Wirtschaftsanwalts-Filz:

Nach 1990 durften Regierungsräte und Staatsanwälte auch im Kanton Zug nicht mehr in privaten Verwaltungsräten Einsitz nehmen, ausser bei Familienfirmen mit ausdrücklicher Bewilligung des Kantonsrats. Die enge Verbindung von Politik und Wirtschaft und die Rolle von Wirtschaftsanwälten als Machtfaktor haben in den letzten Jahren in Zug denn auch an Bedeutung verloren. Vor allem bei der CVP, die früher am meisten Wirtschaftsanwälte in ihren Reihen hatte, sind diese fast ganz verschwunden. Einerseits begannen sich die Wirtschaftsanwälte aus der Politik zurückzuziehen, anderseits wurden Wirtschaftsinteressen auch von andern Berufsgruppen vertreten. Dass bei Brandenberg dieses bekannte Zuger Muster aus der Vergangenheit eingeschlagen hat, erstaunt seine politischen Opponenten nicht. Es sei systemimmanent. «Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht», stellt der rot-grüne Zuger Kantonsrat Martin Stuber fest.

Das Wirtschaftsportal Finews, das als erstes in der Schweiz über den in Italien publik gewordenen Fall berichtete, nahm sich unter anderem dem netten Namensverwirrspiel mit “Rothschild” an:

Die Website des Unternehmens wurde inzwischen geschlossen; zuvor hatte das Unternehmen aber sogar ein eigenes Linkedin-Profil eingerichtet, in dem es sich als«professional investment management firm, backed by the Rothschild family office»darstellt: Man sei spezialisiert aufs «active management and alternative investments» für ausgewählte internationale Kunden.

Rothschild ist nicht Rothschild

Hier scheint also ein legendärer Name zweckentfremdet worden zu sein: Als Präsident des Verwaltungsrates der Rothsinvest Asset Management fungiert zwar mit Nathan Rothschild ein Namensvetter. Doch der Zürcher Anwalt hat nach eigenem Bekunden keinen familiären Bezug zu den bekannten britischen und französischen Rothschild-Zweigen.

Und der gleiche Autor schrieb in einem Artikel für die Zeit über Connections nach Spanien, die den Fall erst auslösten:

Doch hinter dem Betrug an den Sparern öffnet sich eine zweite Ebene. Robert Da Pontes Kartenhaus stürzte ein, als die Schweizer Behörden die Konten einer ganz anderen Zuger Firma sperrten. Die TMS Group, so der Name, betreibt laut Registereintrag »Handel mit Öl, Gold, weiteren Edelmetallen und Zement, im Weiteren mit Nahrungsmitteln wie Hummer«, und sie hatte dieselben Koordinaten wie Rothsinvest: Poststraße 9, Zug. Es ist die Adresse von Manuel Brandenbergs Büro.

Am 12. April, kurz vor Mittag, sperrte das Fedpol alle Konten der TMS, unter anderem bei zwei Banken in Genf. Die Aktion geschah auf Bitte der spanischen Zollbehörden, die einem internationalen Geldwäschereifall nachspürten: Bei Immobiliengeschäften zwischen der Provinz Valencia und der Toskana sollen Schwarzgelder in großem Stil verschoben worden sein.

Die Blockade in der Schweiz löste Panikwellen aus, welche die Carabinieri 500 Kilometer weiter südlich fast live verfolgen konnten: Sie hörten die Rothsinvest-Makler seit Wochen ab. Robert Da Ponte telefonierte in den folgenden Stunden mit seinen Vertrauten – um mitzuteilen, dass er nicht mehr zahlen könne. Die Schweizer, so seine Erklärung, hätten die Gelder von »Rothsinvest Capital« gesperrt.

Im Zeit-Artikel nahm sich der Finews-Journalist auch noch einem weiteren beliebten Betrugsspielfeld an: Penny-Stock-Firmen in den USA:

Offen bleiben damit auch Fragen zu einem anderen rätselhaften Geschäft. Im Februar 2011 übernimmt Rothsinvest für gut 5 Millionen Dollar Aktien einer Firma namens Bionovo Inc. in Emeryville bei San Francisco. Bionovo forscht laut eigenen Angaben an Medikamenten gegen Krebs und gegen Beschwerden der Wechseljahre, und sie ist an der Nachwuchsbörse Nasdaq kotiert. Als Rothsinvest einsteigt, wird die Aktie mit 1,25 Dollar bewertet, danach geht es stetig abwärts. Bis Ende 2011 verliert der »Penny Stock« drei Viertel seines Wertes. Im Januar 2012 beantragt die Gesellschaft, von der Nasdaq gestrichen zu werden. Im Februar meldet sie, man könne keinen Jahresbericht veröffentlichen. Im März entlässt sie alles Personal. Auf der anderen Seite gönnte das Unternehmen, das 265.000 Dollar umsetzt, seinen Direktoren letztes Jahr 1,3 Millionen Dollar an Honoraren.

Neulich im Handelsregister Zug…

Wednesday, October 24th, 2012

Adressbuchbetrüger müssen auch in Zug draussen bleiben. So prominent warnte noch kein Handelsregister vor diesen Wegelagerern. Dürfte zur gleichen Fax-Spam-Welle gehören, vor der das Seco am 23. Oktober warnte.

Und wieder spammen Adressbuchbetrüger die Schweiz zu

Tuesday, October 23rd, 2012

Heute sah sich das Schweizer Sekretariat für Wirtschaft (Seco) wieder einmal genötigt, vor Adressbuchbetrügern zu warnen.

Darum hier die Meldung im Wortlaut.

Warnung vor Adressbuchschwindel

Bern, 23.10.2012 – Dem Staatsekretariat für Wirtschaft SECO sind in den letzten Wochen zahlreiche Beschwerden wegen Adressbuchschwindeleien gemeldet worden. Das SECO warnt deshalb vor diversen Faxmitteilungen, welche sich als Adressbuchschwindel herausgestellt haben.

Die Warnung gilt gegenüber folgenden “Unternehmen“:

  • Branchenverzeichnis Zürich,  Fax n° 031 544 15 61
  • Business Data Limited,   Fax n° 044 575 34 59
  • Das Branchenverzeichnis,   Fax n° 021 588 03 17
  • Firmenkatalog 2012,    Fax n° 044 515 46 53
  • Gewerbe- und Wirtschaftsverlag Sàrl, Fax n° 061 544 73 55
  • Handelsregisterdatenbank,   Fax n° 044 575 32 67
  • Örtliche-Branchen-Auskunft,  Fax n° 044 575 32 67
  • Sabryem St Company’s SRL, Bucarest, Fax n° 022 545 79 44
  • Unternehmensdatenbank,   Fax n° 031 560 40 04
  • UPA Verlags-GmbH,    Fax n° 028 212 55 17

Alle aufgeführten Firmen haben gemeinsam, dass die Aufforderungen, sich in ein Register eintragen zu lassen, per Fax zugeschickt werden. Die Identität der Absender ist meistens nicht bekannt. Obwohl die Faxmitteilungen suggerieren, man würde sich in offizielle Register eintragen, ist dies NICHT DER FALL.

Wer den Fax wie verlangt zurückschickt, schliesst angeblich für mindestens ein bis zwei Jahre einen Vertrag ab, der monatlich einen erheblichen Betrag (z. B. CHF 87.–) kostet.

Seit dem 1. April 2012 enthält das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) eine neue Bestimmung, wonach Offertformulare oder Korrekturangebote für Einträge in Verzeichnisse jeglicher Art gewissen Form- und Inhaltserfordernissen genügen müssen (Art. 3 Abs. 1 Bst. p UWG). Es muss in grosser Schrift, an gut sichtbarer Stelle und in verständlicher Sprache auf Folgendes hingewiesen werden:

  • die Entgeltlichkeit und den privaten Charakter des Angebots,
  • die Laufzeit des Vertrags,
  • den Gesamtpreis entsprechend der Laufzeit, und
  • die geographische Verbreitung, die Form, die Mindestauflage und den spätesten Zeitpunkt der Publikation.

Die erwähnten Faxmeldungen entsprechen in keiner Weise den gesetzlichen Anforderungen. Nach Auffassung des SECO verstossen sie daher gegen das UWG und sind somit widerrechtlich.

Was tun, wenn man einen solchen Fax erhält?

Am besten wirft man ihn OHNE ZU ANTWORTEN weg. Es ist möglich, dass die Betroffenen telefonisch kontaktiert werden, um sie zum Unterschreiben zu verleiten. Dabei wird den Betroffenen weisgemacht, mit der Unterschrift und dem Retournieren würde man einen bestehenden Eintrag kündigen. Genau das Gegenteil trifft aber zu, d.h. durch die Rücksendung des Faxes kommt angeblich ein Vertrag zustande.

Was tun, wenn man den Fax unterzeichnet und zurückgeschickt hat?

Die beim Abschluss eines Vertrags getäuschte Partei kann den Vertrag innerhalb eines Jahres seit Entdeckung des Irrtums oder der Täuschung schriftlich anfechten. Mittels eines eingeschriebenen Briefes  sollte der Gegenpartei erklärt werden, dass sie getäuscht worden sei und den allenfalls abgeschlossenen Vertrag wegen Irrtums und absichtlicher Täuschung als unverbindlich betrachte.

Nach Schweizer Recht hat die Anfechtungserklärung die Unverbindlichkeit des Vertrags zur Folge (Art. 23 ff. Obligationenrecht). Sollte die Gegenpartei auf der Verbindlichkeit des Vertrages beharren und Klage erheben, kann allerdings nur der Richter in Kenntnis des konkreten Einzelfalls beurteilen, ob ein Vertrag unverbindlich ist.

Adresse für Rückfragen:

Guido Sutter, Leiter Ressort Recht, SECO, Tel.  031 322 28 14
Ressort Recht, SECO, Tel.  031 322 77 70

Und hier der Link zur Originalmeldung sowie einem der etlichen handgestrickten Formulare des arbeitsscheuen international tätigen Bande Gesindels zum Herunterladen: Handelsregisterdatenbank Schweiz

Übrigens gelang es dem Schweizer Adressbuch- und Datenbankverleger-Verband (SADV), der die seriösen Branchenbuch-Verleger vertritt, dass die Schwindelverleger von HIM Swiss-Internet AG wegen ihren Tricksereien rechtskräftig verurteilt wurden.

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Bern hat im März 2012 drei Verwaltungsräte der HIM Swiss Internet AG wegen unlauterem Wettbewerb schuldig gesprochen.

Im Verwaltungsrat der HIM-Klitsche sassen: Pierre Hauser, Laurent Iff, Christian Matthey und Vincent L’Eplattenier. Als Revisionsstelle amtete die Société Fiducière MOOR Sarl in Epagnier.

USA vs. Wegelin-Banker – die Anklageschrift, Case 1:12-CR-00002-JSR

Monday, January 9th, 2012

In der heutigen Ausgabe von “Le Matin” beschreibt Kollege François Pilet in einem Meinungsartikel die erstaunliche Fähigkeit Konrad Hummlers, das eine zu tun ohne das andere zu lassen.

François Pilet zitiert auch ausgiebig aus der Anklageschrift, die der US-Staatsanwalt Preet Bahara vom Südlichen Distrikt New Yorks (Southern District of New York) gegen drei Wegelin-Banker verfasste.

Leider ist Pilets Artikel nicht online, darum ein Pressdisplay-Link:


Le Matin
8 Jan 2012

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Dokument, auf das er sich bezieht, ist 46 Seiten dick und fällt unter “public records”, ist also öffentlich zugänglich. Ich lege es hier für interessierte Kreise (Kollegen) ab.

Case 1-12-cr-00002-JSR