Im «Tages-Anzeiger» verspricht Dignitas-Chef Ludwig A. Minelli hoch und heilig, die Bücher seines Vereins von einer unabhängigen Kontrollstelle prüfen zu lassen. Er will für Transparenz sorgen.
Tagi-Chefredaktor Res Strehle nahm die Geschichte auf, nachdem die Konkurrenz vom «Beobachter» Minelli – wieder einmal – zum Thema machte. Journalisten vom «Beobachter» schauten sich die Steuererklärungen von Dignitas an. Danach hatten sie einige Fragen. Die aber wollte der Rechtsanwalt sowie ehemalige «Blick»- und «Spiegel»-Journalist Minelli partout nicht beantworten.
Einen Tag später darf er dann wie erwähnt im Tagi verkünden, sein Verein lieferte in Zukunft eine saubere Buchhaltung ab.
Man darf gespannt sein, ob eintreffen wird, was Minelli in einem seiner raren Interviews verhiess: Dem «Basler Zeitungs»-Journalisten Timm Eugster versprach er 2009 auf die Frage:
Eugster: Die Zürcher Behörden und Kommentatoren fordern Sie auf, Ihre Buchhaltung offenzulegen.
Minelli: Solange sich all diese Brüeli nicht bemühen, unsere Arbeit zu verstehen, lasse ich mich nicht nötigen. Irgendwann aber werde ich sie alle Lügen strafen.
Hätten die Redaktoren Dominique Strebel und Simon Riklin die Sache mit dem Steuerregister beiseite gelassen, wäre es auch kein Thema, dass Dignitas erst seit 2007 im Steuerregister von Maur verzeichnet ist (dort hat der Verein seit 2007 seinen Sitz).
Für die Jahre zuvor müsste der Verein nämlich im Steuerregister der Stadt Zürich auftauchen. Das tut er aber nicht. Seit 1998 fehlen da einige «Daten».
Minelli wehrte sich vor 2007 mit Händen und Füssen gegen einen Eintrag des Vereins im Handelsregister, wie Akten zeigen.
Ende 2006 aber verlor er gegen die Behörden. Die Zürcher Justizdirektion verfügte, dass Dignitas ein kaufmännisches Gewerbe führe und deshalb im Handelsregister zu erscheinen habe.
Ist ein Verein im Handelsregister eingetragen, muss er den Steuerbehörden zwingend eine Buchhaltung vorlegen…
Tages Anzeiger
29 Jun 2010