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Ex-Direktor vom Xamax-Boss hatte 100 Millionen Dollar gewaschen

Wednesday, September 14th, 2011

Ein Direktor von Bulat Tschagajews Firma Sovamericantrade wurde wegen Geldwäscherei verurteilt. Der Xamax-Boss nahm die Dienste eines verurteilten UBS-Managers in Anspruch – der Banker war in einen weiteren Korruptionsfall in Russland verwickelt. von Christian Bütikofer

Im Dezember 1990 gründet Bulat Tschagajew das «internationale Konsortium» Sovamericantrade – eines jener Joint-Venture-Unternehmen, die mit einer Genehmigung staatlicher Stellen der damaligen Sowjetunion aktiv werden konnten.

Denn ab Mitte der 1980er-Jahre ermöglichte es die Sowjetunion westlichen Unternehmen, sich in begrenztem Umfang an sowjetischen Firmen zu beteiligen. Die Hoffnung der Kommunisten bestand darin, dass ein Technologietransfer stattfinden würde und dem maroden Staat harte Devisen zugeführt würden.

Bulat Tschagajew amtete als Verwaltungsratspräsident der Sovamericantrade, die ihren Hauptsitz in Grozny hatte, der Hauptstadt der damaligen Tschetschenisch-Inguschetischen Autonomen Sowjetrepublik. Tschagajew sagte gegenüber dem Wirtschaftsmagazin «PME», zur Sovamericantrade-Gruppe gehörten 12 Firmen.

Sovamericantrade verfügte über Zweigstellen in New York und Moskau. Die Firma suchte westliche Investoren. Als Handelszweck gab Tschagajew so verschiedene Tätigkeiten wie die Lebensmittelindustrie, Lederwaren und den Import von Fernsehern an, wie Recherchen der Tageszeitung «Le Temps» zeigten.

1993 kam Sovamericantrade-Direktor Ali Ibragimov ins Visier der Justiz. Er wurde beschuldigt, über die Konten der Sovamericantrade öffentliche Gelder veruntreut und Geldwäsche betrieben zu haben.

Die Untersuchung war umfangreich und füllte 1500 Seiten. Während der Ermittlung beschuldigte Bulat Tschagajew seinen Direktor Ali Ibragimov. Während diverser Befragungen 1997 bezeichnete er sich als «arbeitslos» seit 1996.

Ibragimov wurde 2004 zusammen mit zwei weiteren Tschetschenen zu zwei Jahren Gefängnis verdonnert – wegen Geldwäscherei im Umfang von 100 Millionen Dollar.

Verurteilter Banker führte Konten

Bulat Tschagajew eröffnete Konten bei der Schweizerischen Bankgesellschaft, die Vorgängerfirma der UBS. Seine Konten führte der Banker M.R., der fürs Osteuropa-Geschäft zuständig war. 2002 wurde M.R. im Zuge des als «Mabetex-Affäre» bekannt gewordenen Korruptions-Skandals mit Ursprung in der Schweiz wegen Geldwäscherei verurteilt.

Bulat Tschagajew wurde von der Justiz nicht belangt. Doch der zuständige Untersuchungsrichter Rachid Bulatow fühlte sich gegängelt. 1997 beklagte er sich in einer russischen Zeitung, dass er sofort unter Druck geriet, als er über wichtige Namen wie Bulat Tschagajew zu ermitteln begann.

Gegenüber «Le Temps» wollten dazu weder Bulatow noch Tschagajew einen Kommentar abgeben.

Joint-Venture-Firmen im Strudel der Korruption

Die Gründe für das beredte Schweigen dürfte in der ganz besonderen Geschichte der sowjetischen Joint-Venture-Firmen liegen.

Ab Mitte der 1980er-Jahre ermöglichte es die Sowjetunion westlichen Unternehmen, sich in begrenztem Umfang an Sowjet-Firmen zu beteiligen.

Mit Stichtag vom 31. Januar 1990 geschäfteten während der vom letzten Präsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow begonnenen Öffnung 1300 solche Joint-Venture-Unternehmen mit dem Westen. Doch nur ein einziges Projekt war gewinnbringend.

1991 machte das russische Wirtschaftsmagazin «Kommersant» bekannt, dass Joint-Venture-Unternehmen nur magere 0,2 zum Bruttosozialprodukt der Sowjetunion beitrugen. Das war viel zu wenig, als dass sie dazu beigetragen hätten, der darniederliegenden Grossmacht wieder auf die Beine zu helfen.

Im Gegenteil: Die vom Staat sanktionierten Joint-Venture-Unternehmen versanken in einem Sumpf von Bestechungsgeldern, Finanzmanipulationen und dem Import von elektronischem Equipment und Computerhardware für den Verkauf auf dem Schwarzmarkt. Dies zeigte ein offizieller Report des Statistischen Amtes der Sowjetunion.

Die Geschäftsführer dieser Joint-Venture-Unternehmen mussten alle über hervorragende politische Verbindungen verfügen, denn ohne Bewilligung der Sowjet-Bürokratie wurde keine solche Firma gegründet – von freiem Unternehmertum konnte also keine Rede sein.

Wenige Tage nach diesem Report musste der Präsident der Sowjetunion Michail Sergejewitsch Gorbatschow im Westen um Unterstützungsgelder in Milliardenhöhe betteln.

© az Aargauer Zeitung, 14.09.2011

Xamax: Betreibungen für über 1,5 Millionen Franken

Monday, September 12th, 2011

Der Fussballclub Xamax hat etliche Betreibungen am Hals. Was will sein Besitzer und Milliardär Bulat Tschagajew mit dem Club? Und warum bezeichnet er einen mutmasslichen Kriegsverbrecher als seinen «Bruder»? Die AZ zeigt, worum es wirklich geht. von Christian Bütikofer

An der entscheidenden ausserordentlichen Generalversammlung am 12. Mai 2011 im Stade de la Maladière trafen sich die Aktionäre der Neuchâtel Xamax SA. Seit Wochen war bekannt, dass deren Präsident Sylvio Bernasconi die Aktiengesellschaft und somit den Klub loswerden wollte. Für den Kauf konnte Bernasconi den tschetschenischen Investor und selbsternannten Milliardären Bulat Tschagajew als neuen Besitzer begeistern.

299’284 Aktien waren vertreten an jenem Donnerstag im Mai in der Maladière. Die Versammlung sollte die Tschagajew-Leute Andrei Rudakow als Präsidenten und Olga Danese als Vizepräsidentin und Sekretärin in die Geschäftsführung wählen.

Die Opposition gegen Sylvio Bernasconis Wunsch war gleich Null: 297’994 Stimmen waren für den Verkauf, 1287 enthielten sich eines Votums, nur 3 waren dagegen.

Xamax für einen Apfel und ein Ei verkauft

Andrei Rudakow und Olga Danese wurden für eine Periode von drei Jahren gewählt. Remo Siliprandi verdankte dem abgetretenen Sylvio Bernasconi in einer leidenschaftlichen Rede seine Dienste für den Club. Nach knappen zwei Stunden gehörte Xamax nun ganz offiziell dem Tschetschenen Bulat Tschagajew.

Sylvio Bernasconi muss mit dem Verkauf ein Stein vom Herzen gefallen sein. Im Vorfeld kaufte er von diversen alten Aktionären die Papiere für ein Butterbrot zurück, um sie dann mehrheitsfähig Bulat Tschagajew zu verkaufen – praktisch wieder ohne Gegenwert.

Löhne waren schon 2010 nicht mehr zahlbar

Denn Bernasconi hatte ein grosses Problem: Im April 2010 musste er wiederholt für die Löhne seiner Xamax-Angestellten aus seiner privaten Schatulle aufkommen, der Club hätte sie sonst nicht bezahlen können. Das zeigen Dokumente, die az vorliegen.

Ende Juni 2011 waren gegen Xamax fünf Betreibungen im Wert von 1,5 Millionen Franken hängig. Im Jahr zuvor lag der Betrag noch bei einer bescheidenen Betreibung und knapp 300’000 Franken. Auch das zeigen Dokumente im Besitz von az.

Spieler schalteten Rechtsanwälte ein

Rechtliches Ungemach drohte Xamax ebenso durch Mittelfeldspieler Ifet Taljevic, der ab September 2009 nicht mehr im Team aufgeboten wurde. Dessen Anwalt zweifelte den Vertrag an, den er mit Xamax schloss. Auch Verteidiger Damien Tixier, den Xamax im März 2010 per sofort freistellte aber einen Vertrag bis 2012 besass, liess sich anwaltlich vertreten. Die Dokumente liegen öffentlich vor.

Auch um wichtige Sponsoren rangen die Xamax-Verantwortlichen noch 2010 verzweifelt. Man war darum froh, als Finanzchef Antonio Lopez das Werk der Uhrenschmiede Tissot in Le Locle für ein weiteres Jahr als Ärmelsponsor gewinnen konnte. Tschagajew hatte kurz nach seinem Amtsantritt diversen Sponsoren die Kündigung geschickt.

Inzwischen beklagt sich Bulat Tschagajew über die Geschäftsführung seines neusten Kaufs. Und auch der noch diesen Mai als neuen Präsidenten gewählte Andrei Rudakow ist bereits nicht mehr am Ruder.

Sein Amt übernahm Islam Satujew, ein 2004 abgewiesener Asylbewerber aus Tschetschenien, der «alles» seinem Gönner Tschagajew verdankt, wie er der Presse erklärte. Weil seine Frau an einer schweren Krankheit leidet, lebt er nach wie vor hier und kann Tschagajew nun etwas zurückgeben für dessen grosse Gönnerschaft.

Besitzer verstiess gegen die Regeln des Klubs

Mit dem neuen Präsidenten verstiess Tschagajew gegen die Statuten seines eigenen Klubs. Denn in Artikel 18 der Neuchâtel Xamax SA stand: Der Verwaltungsrat der Firma besteht aus einem oder mehreren Mitgliedern, die in der Mehrheit Aktionäre der Gesellschaft sein müssen, Schweizer sind und ihr Domizil in der Schweiz haben.

Das störte den neuen starken Mann Bulat Tschagajew nicht gross. Ein weiteres kleines Detail, das er schnell gelöst hatte. Und obwohl über den diskreten Milliardär aus der autonomen russischen Republik noch immer wenig bekannt ist, so entstand in den letzten Monaten aus Details wie diesem ein Gesamtbild mit grellen Zwischentönen.

Seit 24 Jahren ohne Sitz in der Schweiz

Bulat Tschagajew sagt, er sei seit 24 Jahren in der Schweiz tätig. Bereits Ende der 80er-Jahre will er in Zug ein Unternehmen für Rohstoffhandel gegründet haben.

Gegen aussen dürfte er nicht als Verantwortlicher der Firma in Erscheinung getreten sein: Dem Handelsregister Zug ist keine Person dieses Namens als Verwaltungsrat bekannt. Auch im Zuger-Archiv sucht man danach vergebens.

Als Tschagajew in Genf ab 2008 seine Unternehmen Envergure Holding, Envergure Real Estate 1, Envergure Management und Dagmara Trading gründet, gibt er als Wohnsitz Moskau an.

An dem Wohnort seiner Frau im Kanton Waadt ist er nicht gemeldet. Das Privileg, noch während der Zeiten der Sowjetunion in Europa handeln zu können, deutet auf sehr gute politische Verbindung hin.

Alte Seilschaften der Sowjetunion

Bulat Tschagajews Frau ist die Tochter des letzten kommunistischen Führers der Tschetschenen, Doku Sawgajew. Heute sitzt er auf einem geruhsamen Botschafterposten in Slowenien. Es zeigt sich: Tschagajew entstammt der alten sowjetischen Nomenklatura, die es schaffte, sich aus der postkommunistischen Ära als Gewinner in der Neuzeit zu etablieren.

Eine Informationsperson von az aus Tschetschenien bestätigt dies: «Als Russland 1995 Grosny und den grössten Teil Tschetscheniens zerstörte und eroberte, setzte der Kreml Doku Sawgajew als Präsidenten ein. Sawgajew und sein Clan wurden von den meisten Tschetschenen als Verräter angesehen, als Nationalverräter, die die Freiheit Tschetscheniens verkauft haben. 1996 endete der erste Krieg, die Russen zogen sich zurück und die tschetschenische Regierung stellte einen Haftbefehl gegen Sawgajew aus. Der war aber schon längst in Moskau, wie auch sein ganzer Clan.»

Ein Statthalter aus dem Limousinen-Verleih

Bulat Tschagajews Gewährsleute zeichnen sich mitunter nicht unbedingt durch einen langjährigen Leistungsausweis aus sondern müssen offenbar vor allem eins sein: loyale Vollstrecker. Anders ist es nicht zu erklären, dass er etwa für seine Dagmara Trading einen Jungspund als Verwaltungsrat anstellte, der nebenbei mit seinem Vater noch einen Limousinen-Service führte.

Einen Vorteil hatte der Nachwuchs-Verwaltungsrat immerhin: Er lebt in der Schweiz. Das brauchte Tschagajew, denn hier muss jede Aktiengesellschaft durch eine Person mit Sitz in der Schweiz vertreten sein. Etwas, das Bulat Tschagajew bis heute nicht bieten kann. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass sich Milliardär Tschagajew durch seine Vertreter in einer Art und Weise vor öffentlichen Ämtern vertreten lässt, die jeder Einmannfirma spottet (siehe Bildergalerie).

Bauernschlaues Geldverständnis

Als Bulat Tschagajew beim Xamax-Amtsantritt dem Schweizer Fernsehen der Romandie TSR ein Interview gab, wollten die Journalisten wissen, wie er zu seinem sagenhaften Vermögen kam. Sie sprachen ihn auch auf den geäusserten Verdacht der Geldwäsche an. Seine Antwort? Bauernschlau: Geld sei nicht schwarz oder weiss. Wenn er Schuhe kaufen gehe, werde er auch nicht gefragt, welche Farbe sein Geld habe.

Wieviel Geld er denn besitze, wollten die Journalisten wissen. Da habe er keine Ahnung, er zähle es nicht. Weiter nahm es die neugierigen TSR-Leute wunder, welche Beziehung er zum Präsidenten Tschetscheniens, Ramsan Kadyrow, unterhalte. Kadyrow sei für ihn wie ein Bruder, meinte der neue Xamax-Herrscher Tschagajew.

Die letzte Frage war unvermeidlich: Tschagajew ist einer der Investoren des FC Terek, das Lieblingsspielzeug von Ramsan Kadyrow, der Vorzeigeklub der autonomen Republik Tschetschenien. Regelmässig veranstaltet Kadyrow Show-Spiele mit international bekannten Grössen der Fussballwelt. Das Ziel: Ein Spiel an der WM 2018 für Russland ausrichten zu dürfen.

Der «Bruder» des Xamax-Bosses

Doch wer ist eigentlich dieser «Bruder»? Wer ist Ramsan Kadyrow?

Ramsan Kadyrow ist der Sohn des früheren tschetschenischen Präsidenten Achmat Kadyrow, der im Mai 2004 durch eine Bombe ermordet wurde. Achmat Kadyrow war der Stellvertreter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und im Land wegen seiner Schergen gefürchtet – unter anderem entführte einer seiner Leibwächter einen bekannten Moskauer Radioreporter.

Verantwortlich für die Sicherheit von Achmat Kadyrow war sein Sohn Ramsan. Doch statt für sein Versagen zur Verantwortung gezogen zu werden, beorderte ihn Putin noch am gleichen Tag in den Kreml und machte ihn zum faktischen Herrscher über Tschetschenien. Wenig später erhält Kadyrow-Junior die Auszeichnung «Held der Russischen Föderation» – die höchste Auszeichnung, die der russische Staat an seine verdienten Bürger zu vergeben hat.

Solche Fakten allein beschreiben den 34-jährigen Ramsan Kadyrow jedoch schlecht. Ein Bericht von Anna Politkowskaja zeigt da schon mehr. Sie war die einzige Journalistin aus Russland, die regelmässig über Tschetschenien und den zweiten Tschetschenienkrieg (1999-2009) berichtete und diese autonome Republik regelmässig bereiste.

2005 besuchte sie Ramsan Kadyrow, jedoch nicht in der Hauptstadt Grosny sondern im Ort Zenteroi, dem Zentrum seines Clans. In Grosny bewegte er sich nur selten, aus Angst vor Mordanschlägen.

Denkwürdiges Interview

Politkowskaja nannte Ramsan Kadyrow in ihrem Buch «Russisches Tagebuch» einen «verrückten Analphabeten» und «Gangster». Als sie 2005 in Zenteroi zum Interview erschien, wurde sie von Kadyrows «Sicherheitspersonal» keinen Augenblick aus den Augen gelassen.

Man führte sie ins «Gästehaus» seines Anwesens. Kadyrow liess sich sieben Stunden nicht blicken. Dafür zeigte man Politkowskaja einen Prunkpalast, der mit den teuersten Materialien erstellt wurde, mit Jacuzzi, Sauna, Marmor-Cheminée.

An sämtlichen Möbeln und sonstigen Einrichtungen hingen demonstrativ Preisschilder in Dollarwährung.

Zusammengeramschte Ware «Made in Hong Kong» wechselte sich mit teuerster Marmorausstattung ab, auch ein kitschiger Springbrunnen in Hof durfte nicht fehlen. Das zu einer Zeit (2005), als Tschetschenien völlig zerstört war. Es fehlte an allem – nicht so in Kadyrows Zenteroier Residenz, ein zusammengeräuberter Palast schlechten Geschmacks.

Was dann nach sieben Stunden Warten folgte, als sich Kadyrow endlich zum Interview bemühte, hätte surrealer nicht sein können. Man bat die Journalistin in einen schummrigen Raum mit einem Tisch und vor versammelte Kadyrow-Schar, alle bis an die Zähne bewaffnet.

Als Ramsan Kadyrow erschien, räkelte er sich auf einem Sessel vis-à-vis von Politkowskaja, überkreuzte die Beine und schaffte es, dass sich seine Füsse – nur mit Socken bekleidet- praktisch auf Kopfhöhe mit der Journalistin befanden.

Dann begann der 34-jährige faktische Herrscher einen Sermon über seine politischen Ziele. Er gab offen zu, mit dem russischen Geheimdienst FSB zusammenzuarbeiten, übernahm für sämtliche Geschehnisse in Tschetschenien die volle Verantwortung und rühmte sich seines direkten Drahtes zum Kreml.

Der Chef will am Rücken gekrault werden

Während des skurrilen Interviews (siehe Box) lachte Ramsan Kadyrow immer wieder an den unpassendsten Stellen, «wieherte wie ein Pferd» – und seine Lakaien stimmten ins freche Gelächter ein. Dann befahl er einem seiner Bewacher, ihn am Rücken zu kraulen – und der machte, wie ihm geheissen wurde. Ein einziges Mal wusste sich Kadyrow während der Visite Anna Politkowskajas zu benehmen. Das war, als er aus dem Kreml einen Telefonanruf entgegen nehmen musste.

Politkowskajas Fazit in ihrem «Russischen Tagebuch»: «Ramsan Kadyrow besitzt keinerlei Bildung, dafür aber den Dienstgrad eines Hauptmanns der Miliz (Anmerkung: Zivile Polizei). Wie er dazu gekommen ist, bleibt sein Geheimnis, war Kadyrow junior doch nie Milizionär, ganz abgesehen davon, dass man in Russland für diesen Rang eine abgeschlossene Hochschulausbildung nachweisen muss.» Und weiter: «Ramsan Kadyrow ist nicht einfach ein Mensch ohne Anzeichen intellektueller Tätigkeit, er ist ein Mann des Krieges und des Terrors. Ohne Krieg und Terror und das daraus resultierende Chaos gibt es für ihn einfach nichts zu tun.»

Ein knappes Jahr nach diesem denkwürdigen Interview war Anna Politkowskaja tot. Ermordet am 7. Oktober 2006 im Aufgang ihres eigenen Wohnhauses in Moskau.

Sie war für ihre Zeitung «Nowaja Gaseta» mit einer Recherche zu aussergerichtlichen Erschiessungen und Folter durch Kadyrows Banditenverbände fast fertig.

Tschagajew vs. Kadyrow: Adel gegen Bauer

Die Frage bleibt: Warum bezeichnet ein schwerreicher Besitzer eines Schweizer Fussballvereins Ramsan Kadyrow als «Bruder»? Und warum kauft sich ein Milliardär ausgerechnet einen Schweizer Klub?

Eine Informationsperson aus Tschetschenien von az, hat eine Erklärung: «Obwohl in der Presse immer wieder berichtet wird, dass Tschagajew ein Mann von Kadyrow sei, stimmt das nicht. Tschagajew und sein Clan verachten Kadyrow eher. Salopp könnte man ihr Verhältnis als ‹Adel vs. Bauer› bezeichnen. Der Clan von Sawgajew braucht eine endgültige Rehabilitation in Tschetschenien, um zum anerkannten führenden Teil des heutigen Establishments zu werden. Kadyrow wiederum braucht ein ‹zivilisiertes Gesicht›, das er der Weltöffentlichkeit präsentieren kann. So veranstaltet Tschagajew in Grosny eine Show mit Prominenten aus der Fussballwelt und Showbusiness und bekommt im Gegenzug von Kadyrow einen Orden ‹Für Verdienste der tschetschenischen Republik›.»

Ziel: Normalität vorgaukeln

Diese Theorie ist nicht aus der Luft gegriffen. So sagte Alexander Tscherkassow, der Leiter des Moskauer Büros von «Memorial», der grössten russischen Menschenrechtsorganisation, noch 2009: «Tschetschenien ist wie 1937/1938. Die Menschen bekommen Wohnungen, Theateraufführungen, Konzerte, alles wirkt ganz normal… und nachts verschwinden Menschen.»

Seit zehn Jahren sei in Tschetschenien die Zahl der ermordeten oder «verschwundenen» Personen pro 10 000 Einwohner grösser als die Zahl der Opfer der Grossen Säuberungen unter Stalins Terrorherrschaft 1937 bis 1944 (hunderttausende Tschetschenen wurden damals nach Kasachstan deportiert, wegen angeblicher Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten Hitlers während dem 2. Weltkrieg – eine infame Lüge, die längst widerlegt ist).

Tscherkassow meinte, Kadyrows Regime gaukle die Illusion einer Normalität vor.

© az Aargauer Zeitung, 12.09.2011

«Kriegsgewinnler» und Staatschef: Das ist der Schwiegervater vom Xamax-Boss

Monday, September 12th, 2011

Wie erschuf Bulat Tschagajew aus dem Nichts ein Milliarden-Imperium? Eine Antwort: Er hat Beziehungen bis in den Kreml. Sein Schwiegervater ist ein wichtiger Politiker, der grossen Einfluss auf den ersten Tschetschenien-Krieg 1994-1996 hatte. von Christian Bütikofer

Als Michail Gorbatschow als Präsident der Sowjetunion die Öffnung gegenüber dem Westen einführte, musste der Russe Wladimir Foteew 1989 abtreten. Lange wachte er mit unzimperlichen Methoden über seine Untergebenen der Tschetschenisch-Inguschetischen Autonomen Sowjetrepublik. Doch nun war es für den Ersten Parteisekretär dieser Kaukasusrepublik Zeit zu gehen.

An seiner Stelle installierte Gorbatschow mit dem zweiten Parteisekretär dieser Sowjet-Republik (es existierten zwischenzeitlich 16 Teilrepubliken, dazu gehörten u.a. Georgien, Ukraine, Weissrussland), Doku Gapurowitsch Sawgajew, einen Tschetschenen.

Dieser Wandel war bedeutsam, denn während der ganzen Zeit des Kommunismus war immer ein Russe Vorsteher der Republik, die Inguschen und Tschetschenen mussten sich jeweils mit der zweiten Reihe begnügen.

Dies war Ausdruck des tiefen Misstrauens, das die Moskauer Machthaber gegenüber den Kaukasiern hegten. Sie wussten warum: Während der Zarenzeit im 18-19. Jahrhundert eroberte Russland in jahrzehntelangen blutigen Konflikten den Kaukasus und damit auch Tschetschenien. Während der Terrorherrschaft von Diktator Josef Stalin wurden hunderttausende Tschetschenen nach Kasachstan umgesiedelt oder gleich umgebracht (1937-1944).

Aufstieg in der Kommunistischen Partei

Doku Sawgajew wurde 1940 im Dorf Benoy-Jurt geboren, in der flachen Ebene beim Fluss Terek. Jene Region gehört zum nordwestlichen Gebiet Tschetscheniens. Es ist im Gegensatz zum bergigen Süden fruchtbares Flachland und wurde nicht nur während der Zeit der grossen Deportation 1944 stark von Russen besiedelt. Die Region um Benoy-Jurt gehörte zum Territorium der russisch-beeinflussten tschetschenischen Herrscher-Elite.

Doku Sawgajew wuchs in der Verbannung in Kasachstan auf. Als es den Tschetschenen 1957 wieder gestattet wurde, in ihr Land zurückzukehren, arbeitete Sawgajew ab 1958 als Lehrer, Mechaniker und Chefingenieur auf einer Kolchose.

Danach stand er mehreren Kolchosen vor und wurde vor seiner Berufung zum obersten Tschetschenen (1989) Agrarminister der Tschetschenisch-Inguschetischen Autonomen Republik.

Gorbatschow missverstanden

Sawgajew erhielt seine Kader-Ausbildung in Moskau und wurde 1983 Zweiter Parteisekretär Tschetschenisch-Inguschetischens. Er war kein Reformer, doch von ihm wurde erwartet, dass er die Politik der Öffnung Gorbatschows auch in seiner Republik umsetzte.

Manche der Mitglieder in den obersten Entscheidungsgremien der Kommunistischen Partei (KPdSU) fanden, er sei in der Kunst des Machtspiels und der Parteiintrige bewandert. Trotzdem schätzte Sawgajew die Politik der Entspannung (Perestroika) Gorbatschows völlig falsch ein.

Bis zum Schluss glaubte er, die KPdSU und Gorbatschow würden am Schluss hart durchgreifen und die nach Unabhängigkeit strebende Teilrepublik Tschetschenien disziplinieren.

Ein Landsmann macht die Führung streitig

Doku Sawgajews grösster politischer Widersacher zu Beginn der 90er-Jahre war der ehemalige Generalmajor der sowjetischen Roten Armee Dschochar Dudajew. Sein erklärtes Ziel war die völlige Abspaltung Tschetscheniens von der Föderation.

Er sah die tschetschenische Eigenstaatlichkeit als einzige Garantie dafür, dass die Republik vor neuen kolonialistischen Gelüsten Russlands sicher war. Dudajew kontrollierte mit einer Allianz verschiedener politischer Richtungen zunehmend die politische Arena in Grosny – und sollte 1991 von über 80 Prozent seiner Landsleute zum Präsidenten gewählt werden.

Während Dudajews politischem Aufstieg in Tschetschenien entbrannte in Moskau zwischen dem Präsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow und dem Präsidenten von Russland (die grösste der 16 Teilrepubliken der damaligen Sowjetunion) Boris Jelzin ein Machtkampf.

Sawgajew stellte sich zu Beginn auf Gorbatschows Seite, in der Hoffnung, er würde seine bockige Teilrepublik wieder zur Räson bringen.

Gorbatschow versuchte als KPdSU-Chef die verschiedenen Sowjetrepubliken – u.a. Ukraine, Weissrussland, Baltikum – zusammenzuhalten, Jelzin versprach radikale Autonomie und verbot als Präsident der russischen Teilrepublik die Kommunistische Partei in der Russischen Föderation.

Putschist in Moskau

Als vom 19 bis 21. August 1991 Militärs und KPdSU-Hardliner einen gewaltsamen – erfolglosen – Putsch gegen Michail Gorbatschow in die Wege leiteten, sprach Sawgajew ihnen zu Beginn öffentlich seine Unterstützung zu und befand sich in Moskau. Die Hardliner wollten die alte Sowjetunion um jeden Preis erhalten.

Als am 21. August klar wurde, dass der Putsch fehlschlug, reiste Doku Sawgajew sofort in die tschetschenische Hauptstadt Grosny und versuchte sich von seinem Moskauer-Engagement loszusagen.

Der Putsch verhalft Boris Jelzin als Aushängeschild der neuen demokratischen Bewegung zur Macht, Gorbatschows Tage in der Politik waren gezählt, Sawgajew hatte auf die falsche Figur gesetzt.

Doch eine Kommission, welche die Hintergründe des Putschs untersuchte, wusch Sawgajew von aller Schuld weitgehend rein. Er wurde von Moskau als «guter Tschetschene» angesehen, der für die politischen Absichten des Kreml nützlich ist.

Aus der Hauptstadt vertrieben

Doch Sawgajews völlige Fehleinschätzung der Lage sollte sich nun in seiner Heimat direkt gegen ihn wenden. Am 3. September 1991 wollte Sawgajew hart durchgreifen und verhängte über die Hauptstadt Grosny den Ausnahmezustand.

Die geplante Aktion hatte den gegensätzlichen Effekt, denn sein Widersacher Dschochar Dudajew beherrschte durch seine Milizen faktisch Grosny. Drei Tage später liess der das Parlament stürmen – ein weiterer Putsch.

Unter grossem Druck und stiller Duldung aus Moskau trat Doku Sawgajew am 6. September öffentlich zurück, die Putschisten verzichteten auf eine schriftliche Erklärung. Ein Fehler: Am nächsten Tag widerrief Sawgajew seinen Rücktritt, doch faktisch war seine Zeit in Tschetschenien vorbei – vorerst.

Von Moskau aus organisierte Doku Sawgajew den Widerstand gegen seinen Rivalen Dschochar Dudajew jedoch weiter, und ab Dezember 1993 trat er durch einen «Provisorischen Rat» (eine Schattenregierung) unter Strohmann Umar Awturchanow wieder in Erscheinung.

Moskaus versteckter Krieg

Der «Provisorische Rat» wurde durch Moskau massiv unterstützt. So zahlte die russische Regierung etwa den Einwohnern aus Sawgajews Stammlanden im Nordwesten Tschetscheniens ausstehende Rentengelder, Medikamente, Saatgut.

Vor allem aber rüstete Russland die Schattenregierung mit schweren Waffen aus und stellte ihr auch Flugzeuge, Armeehelikopter und Personal zur Verfügung. Dazu kamen noch mindestens 40 Milliarden Rubel Bargeld.

Seit April 1994 verfolgte Moskau damit eine Strategie des niederschwelligen Kriegs, ohne eigene Truppen nach Tschetschenien entsenden zu müssen.

Im September 1994 versuchten Truppen von Sawgajews Strohmann Umar Awturchanow und seinem «Provisorischen Rat» einen Vorstoss in die Hauptstadt. Es blieb beim Versuch: Die Armee der Schattenregierung mit tausenden Kämpfern konnte Grosny nicht einnehmen. Stattdessen gerieten russische Soldaten in tschetschenische Gefangenschaft.

Mit dieser peinlichen Niederlage verschwand der vorgeschobene Führer der «Provisorischen Regierung» Umar Awturchanow von der Bildfläche, Moskau übernahm nun das Zepter selbst.

Der Jelzin-Gegner wird dessen Berater

Nach der Niederlage 1991 gegen Dschochar Dudajew schien Doku Sawgajew ein Relikt der alten Sowjetzeiten zu sein. Doch schnell holten ihn die Russen unter der Führung von Boris Jelzin wieder zurück. Wie es sich nach dem gescheiterten Moskau-Putsch abzeichnete, setzte sich Jelzin in der Zwischenzeit gegen Gorbatschow durch und wurde der erste demokratisch gewählte Präsident der aus den Trümmern der Sowjetunion neu entstandenen Russischen Föderation.

Der Politiker Doku Sawgajew überlebte und wurde Boris Jelzins Berater für die Region Tschetscheniens, den Kaukasus.

Und Jelzin fackelte nicht lange. Nach der für Russland inoffiziellen Invasion vom September 1994 griffen seine Truppen am 11. Dezember 1994 die abtrünnige Tschetschenische Republik an. Der «Provisorische Rat» um Sawgajew frohlockte.

Zum zweiten Mal oberster Tschetschene

Schon kurz nach der Invasion Tschetscheniens erscheint Doku Sawgajew 1995 in der kaukasischen Republik wieder in der Öffentlichkeit.

Die russische Regierung hatte die Abgeordneten des 1991 von Dudajew entmachteten Parlaments einbestellt: Die Altdeputierten wählten ihren früheren Sprecher Doku Sawgajew, er wird der neue Premier und zugleich noch Republikoberhaupt. Der frühere Chef der kommunistischen Partei Tschetscheniens hatte die Dudajew-Ära als Jelzin-Berater im Moskauer Kreml bestens überlebt.

Moskau wählte damit einen Politiker, den die eigenen Leute nicht leiden konnten, da unter ihm in der Vergangenheit Korruption und Vetternwirtschaft grassierten. Zudem spielten einige seiner privaten Fehden mit Konkurrenten im öffentlichen Leben der Republik eine grosse Rolle.

Der erste Tschetschenienkrieg war auch in Russland äusserst unpopulär. Wollte Jelzin für eine zweite Amtsdauer gewählt werden, er musste diesen Kaukasus-Krieg unbedingt beenden. Als Jelzin seinen Fehler einsah und sich an Verhandlungen mit den tschetschenischen Rebellen machte, wollte er nicht direkt mit ihnen verhandeln sondern schickte seinen Statthalter Sawgajew vor. Es kam beinahe zum Eklat, da die tschetschenischen Vertreter sich weigerten, mit Sawgajew an einem Tisch zu sitzen.

Kurz vor den Präsidentschaftswahlen Russlands am 16. Juni 1996 einigte man sich auf einen Waffenstillstand, der aber zunächst von beiden Seiten nicht eingehalten wurde.

«Kriegsgewinnler», «Fürst ohne Volk»

Im August 1996 handelte dann der russische General Alexander Lebed mit dem Chef der tschetschenischen Übergangsregierung Aslan Maschadow ein neues Waffenstillstandsabkommen aus (der Vetrag von Chassawjurt).

Während dem fast zweijährigen Krieg kamen um die 80’000 Menschen ums Leben. Die russische Armee und tschetschenische Kämpfer machten sich dabei schwerster Menschenrechtsverletzungen schuldig.

General Lebed, der den endgültigen Waffenstillstand mitinitiierte, nannte Doku Sawgajew ungeniert einen «Fürsten ohne Volk» und «Kriegsgewinnler».

Dessen Zeit als Politiker in Grosny war nun endgültig abgelaufen, die tschetschenische Regierung suchte ihn per Haftbefehl. Doch das machte ihm nichts aus, er war in Moskau sicher.

Bald wurde Sawgajew Botschafter Russlands in Tansania. 2009 zog er von Afrika nach Europa: Er bekleidete den Botschafterposten in Slowenien.

© az Aargauer Zeitung, 12.09.2011

Axpo Super League-Sponsor sitzt in Untersuchungshaft

Sunday, August 28th, 2011

Der Gründer der «Money Service Group» Michael Seidl wurde in der Schweiz festgenommen. Der Verdacht: Veruntreuung von Kundengeldern. Seidl sponsert die höchste Schweizer Fussballliga Axpo Super League und die Formel 1-Grössen Niki Lauda und Sauber.

Der deutsche Gründer der liechtensteinischen Finanzgruppe «Money Service Group» (MSG) Michael Seidl (40) wurde im Kanton St. Gallen verhaftet. Dies aufgrund eines internationalen Haftbefehls aus Liechtenstein.

Seidl wird Veruntreuung von Anlegergeldern vorgeworfen, gegen seine MSG wird wegen Betrugverdachts ermittelt. Es bestehe zudem Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Neben dem Haftbefehl aus dem Ländle sind auch die Staatsanwaltschaften St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden am Ermitteln. Diverse Personen hatten Anzeige gegen die Seidl-Firma Samiv AG erstattet. Die Untersuchungen in der Schweiz stecken noch in der Anfangsphase. Seidl bestritt die gegen ihn erhobenen Vorwürfe in der Vergangenheit.

Seidls MSG sponserte die österreichische Formel 1-Legende Niki Lauda und den Schweizer Formel 1-Rennstall von Peter Sauber. Auch in der Schweizer Axpo Super League trat Seidl als Sponsor auf. (cbk)

© az Aargauer Zeitung, 28.07.2011

Swatch-Affäre: Zwei Geschäftsmänner festgenommen

Wednesday, August 17th, 2011

Zwei Geschäftsleute wurden von der indischen Polizei verhaftet. Sie sollen in einen Korruptions-Fall verwickelt sein, wo die Swatch-Tochter für Sportmessungen «Swiss Timing» illegal bevorzugt wurde. von Christian Bütikofer

Die zwei Geschäftsleute A. K. Madan und Purshottam Arya sitzen seit wenigen Tagen in einem Untersuchungsgefängnis von Delhi. Die zwei Angestellten der Firma Gem International werden von der indischen Bundespolizei «Central Bureau of Investigation» CBI beschuldigt, eine zentrale Rolle in einer Korruptions-Affäre zu spielen, in die auch die Swatch-Tochter «Swiss Timing» involviert ist.

Denn einer der Sub-Unternehmer der Swatch-Tochter war die Gem International. Dies schreibt die «Economic Times».

Im Zentrum steht die Vergabe des Zeitmessungssystems für die Commonwealth Games 2010, die in Neu Delhi ausgetragen wurden. Den Zuschlag für die Olympiade der ehemaligen britischen Kolonien erhielt die Swatch-Tochter «Swiss Timing». Der Auftrag ging für umgerechnet 27 Millionen Franken über die Bühne. Dabei soll die Swatch-Tochter für Sportmessungen illegal bevorzugt geworden sein, darüber hinaus sei das Geschäft für einen überrissenen Preis über die Bühne gegangen.

Die CBI-Beamten vermuten, dass die zwei Geschäftsleute viel zu hohe Summen für die von ihnen durchgeführten Arbeiten kassierten.

Die Swatch-Gruppe bestreitet jegliches Fehlverhalten.

© az Aargauer Zeitung, 17.08.2011

Wie der Fifa-Enthüller sich weigerte, eine Million Dollar zurückzuzahlen

Tuesday, May 31st, 2011

Der Amerikaner Chuck Blazer brachte die neusten Korruptions-Vorwürfe gegen Fifa-Vorstände ins Rollen. Mit einem mexikanischen Geschäftspartner geriet er sich vor einiger Zeit wegen 1,5 Millionen Dollar in die Haare. von Christian Bütikofer

Der Amerikaner Chuck Blazer ist Fifa-Exekutivmitglied und Generalsekretär des Nordamerikanischen Fussballverbandes CONCACAF (Nord- und Zentralamerikanische und karibische Fussballkonföderation). In den letzten Tagen brachte er die neusten Korruptions-Vorwürfe gegen Fifa-Vorstände an die Öffentlichkeit.

Er beauftragte einen Anwalt aus Chicago, eine 47-Seiten dicke Akte mit Mails, Fotos und Anhängen anzufertigen. Sie wurde der Fifa-Ethikkommission übergeben und diente ihr dazu, Fifa-Präsidentschaftskandidat Mohamed bin Hammam sowie Fifa-Exekutivmitglied Jack Warner temporär von ihren Ämtern zu entheben.

In geschäftlich schwierigen Lagen hat Chuck Blazer Übung: 2005 stand er auf der Anklagebank, wegen einer nicht zurückbezahlten Summe von 1 Million Dollar.

Die Anklage gegen Chuck Blazer

Die Anklage gegen Chuck Blazer (PDF)

 

Denn Chuck Blazer gehörte auch die Firma Multisport Games Development, die im Glücksspiel mitmischte. An der Multisport wollte sich 2001 auch der mexikanische Unternehmer Alejandro Burillo beteiligen. Für einen Anteil von 30 Prozent sollte er Blazer 1,5 Millionen Dollar auf ein Konto überweisen. Allerdings sollte der Betrag von Blazer so lange treuhänderisch verwaltet werden, bis Burillo die Firma einer wirtschaftlichen Prüfung unterzogen hatte.

Nach der Bücherprüfung wollte Alejandro Burillo nichts mehr vom Investment wissen und verlangte 2002 die Gelder zurück. Blazer antwortete ihm per E-Mail, er würde die ersten 500’000 Dollar in wöchtentlichen Tranchen überweisen, was bis Ende Mai 2002 auch geschah.

Für die restliche Million jedoch hielt der seinen mexikanischen Geschäftspartner immer wieder hin, bis er 2005 die Summe gerichtlich in New York einklagte.

In einer Antwort an den Richter bestritt Chuck Blazer sämtliche Vorwürfe. Wenige Monate später jedoch einigten sich die zwei Parteien. Ende 2005 zog Alejandro Burillo seine Klage zurück.

© az Aargauer Zeitung 2011; 31.05.2011

Skandale ohne Ende: Ein Auszug aus Blatters Fifa-Präsidentschaft

Monday, May 30th, 2011

Mit dem Rücktritt von Fifa-Präsidentschaftskandidat Mohamed bin Hammam hat die Krise beim Weltfussballverband vorerst ihren Höhepunkt erreicht. Weitere Enthüllungen dürften folgen. Die Vergangenheit des Verbandes ist gespickt mit Skandalen. von Christian Bütikofer

1998: Joseph «Sepp» Blatter wird FIFA-Präsident. Er setzt sich in einem kontroversen Wahlkampf gegen Lennart Johansson durch. Uefa-Präsident Johansson versprach unabhängige Revisionen der Fifa-Bücher und allgemein mehr Transparenz. Die Europäer sind sich bei der Wahl uneinig. Unterstützung erhält Blatter von seinem späteren Rivalen Mohamed bin Hammam. Der frühere Generalsekretär Blatter beerbt seinen Boss João Havelange, der den Verein jahrelang undurchsichtig führte.

2000: Blatter verspricht den afrikanischen Staaten seine Unterstützung für die WM 2006. Doch die Kandidatur Deutschlands gewinnt dank einer Stimme Vorsprung mit 12:11.

Blatters Entscheidungsstimme kommt nicht zum Zug, die er als Präsident bei einem Unentschieden gehabt hätte. Deutschland gewinnt, weil Neuseelands Delegierter Charles Dempsey nicht zur Abstimmung erscheint.

Das Satiremagazin «Titanic» enthüllte danach, dass es Dempsey ein absurdes Geschenk offerierte: Titanic-Chefredaktor Martin Sonneborn verfasste einen amateurhaften Brief, den Dempsey unter der Hoteltür durchgeschoben wurde. Darin versprach man ihm eine Kuckucksuhr, einen Korb gefüllt mit allerlei deutschen Spezialitäten mitsamt Bierkrug, wenn er für Deutschland als Austragungsort zur WM 2006 stimmen würde (statt wie von seinem Verband gefordert für Südafrika). Am nächsten Tag enthielt er sich der Stimme.

2001: Die Zuger Marketingfirma ISL kollabiert mit einem riesigen Schuldenberg. Jahrelang bezahlte die ISL Millionen an «Provisionen» an Fifa-Exekutivkommitee-Mitglieder. Dafür erhielt sie den Zuschlag für die lukrativen Vermarktungs-Rechte der Fussball-Weltmeisterschaften.

ISL stand nach dem Konkurs im Visier der Zuger Staatsanwaltschaft. Vorwurf: Obwohl die Fifa-Führung um Blatter wusste, dass Mitglieder ihres Vorstandes jahrelang Schmiergelder kassierten, hat die Fifa nichts dagegen unternommen. Die Strafuntersuchung in Zug fördert zutage, dass ISL mindestens 138 Millionen Franken Schmiergelder bezahlte.

Zu den Schmiergeldempfängern gehörte auch Ricardo Teixeira. Er ist Präsident des brasilianischen Fussballverbandes und der Ex-Schwiegersohn von Blatters Vorgänger João Havelange.

Um die ISL-Peinlichkeit aus der Welt zu schaffen, zahlten Fifa-Offizielle 2004 2,4 Millionen Franken Schmiergelder zurück – das Geld floss zu Peter Nobel, Blatters Anwalt für persönliche Angelegenheiten.

2010 war dann seine Kanzlei wieder in ISL-Belange involviert: Damit im Zusammenhang mit der ISL-Pleite eine Strafuntersuchung gegen die Fifa eingestellt wurde, zahlte man insgesamt 5,5 Millionen Franken Wiedergutmachung.

Damit erreichten die Herren, dass die Namen diverser Schmiergeldempfänger geheim blieben. Die Zahlung belegte, dass die Fifa beim ISL-Schlamassel nicht einfach unschuldig war. Doch der Verband konnte danach verkünden: «Der Fifa-Präsident wurde von jeglichem Fehlverhalten in dieser Angelegenheit freigesprochen.»

2002: Der damalige Fifa-Generalsekretär Michel Zen-Ruffinen behändigt ein 22-Seiten dickes Dossier, das Beschwerden gegen den Fifa-Vorstand enthält. Inhalt: Vorwürfe wegen Missmanagements und finanziellen Unregelmässigkeiten. Blatter soll dem russischen Vertreter Wjatscheslaw Koloskow unrechtmässig 100‘000 US-Dollar gezahlt haben – bewiesen wurde das nie. Eine ganze Seite ist Jack Warner gewidmet – der skandalumwitterte Fifa-Vertreter von Trinidad und Tobago, der nun temporär vom Fifa-Vorstand suspendiert wurde.

2004: Nach einem Freundschaftsspiel zwischen Trinidad und Tobago und Schottland bat Jack Warner den schottischen Fussballverbands-Präsidenten, einen Scheck für die Anteile der Einnahmen aus dem Spiel auf ihn persönlich auszustellen anstatt auf den Fussballverband von Trinidad und Tobago.

Der Schotte verweigerte die Ausstellung des Schecks. Warner wird daraufhin bei anderen Mitgliedern des schottischen Fussballverbands vorstellig.

2006: Jack Warner soll seine Position beim Fussballverband Trinidad und Tobago dazu genutzt haben, dank Ticket-Schwarzmarktverkäufen der Fussball-WM 2006 einen Millionengewinn einzustreichen.

Als Berater seines Fussballverbandes von Trinidad und Tobago handelt Warner eine Vereinbarung mit den Spielern von Trinidad und Tobago aus, um die Einnahmen zu teilen. Nachdem die WM 2006 abgeschlossen war, gab der Verband an, dass er 18,25 Millionen Trinidad-Dollar Einnahmen erzielte, bei Kosten von 17,9 Mio. Jedem Spieler wurde ein Anteil der Einnahmen um die 5600 Trinidad-Dollar angeboten. Die Spieler lehnten das Angebot aufgrund zweifelhafter Zahlen des Verbandes ab. Daraufhin bezeichnete Jack Warner die Spieler als «gierig».

Später enthüllt die Regierung von Trinidad und Tobago, dass der Verband insgesamt über 173 Millionen Trinidad-Dollar Einnahmen erzielte. Auf ihre Anteile an den Gewinnen warten die Spieler von Trinidad und Tobago bis heute, obwohl Jack Warner eine Auseinandersetzung vor einem Sportgericht verlor.

2007: Joseph «Sepp» Blatter wird mit Akklamation ohne Gegner für eine weitere Amtszeit als Fifa-Präsident wiedergewählt.

195 Millionen Franken zahlt die Kreditkartenfirma Visa für den Sponsoring-Vertrag von 2007 bis 2014. Zum Zug kommt Visa aber erst, nachdem ihr Konkurrent und langjähriger Fifa-Partner Mastercard vertragswidrig ausgebootet wird. Die Fifa muss Mastercard später mit 90 Millionen Dollar entschädigen. Den Visa-Deal fädelte Jérôme Valcke ein. Nach dieser Pleite wurde er freigestellt. Doch schon bald fand er wieder Platz in der Fifa-Familie: Heute ist er deren Generalsekretär.

2010: Die Fifa leitet mit ihrer eigenen Ethikkommission ein Verfahren gegen zwei Vorstände ein, nachdem die «Sunday Times» sie dabei filmte, wie sie über Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe diskutierten. Den beiden Undercover-Journalisten erklärte der ehemalige Blatter-Günstling Zen-Ruffinen, wie das normalerweise lief bei Schmiergeld-Deals, in die Fifa-Abgeordnete involviert waren.

Vor der Strafjustiz in der Schweiz müssen die beiden geschassten Fifa-Vorstände keine Angst haben: 2004 beschloss der Bundesrat unter Federführung von Christoph Blocher, die neuen Antikorrutionsbestimmungen nicht auf Sportverbände auszuweiten.

Die zwei von den Journalisten überführten Fifa-Hinterbänkler im Vorstand wurden Ende November suspendiert und durften für die WM-Vergaben 2018 und 2022 nicht mehr mitbestimmen. Nicht aber die Schwergewichte Ricardo Teixeira (Brasilien), Nicolás Leoz (Paraguay) und Issa Hayatou (Kamerun), die ebenfalls auf einer Schmiergeldliste auftauchten.

Die WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) sorgen für einen Eklat. Die unterlegenen Engländer wittern Korruption.

2011: Im März kündigt der Katarer Mohamed Bin Hammam an, er kandidiere gegen Joseph «Sepp» Blatter fürs Amt des Fifa-Präsidenten.

Der englische Unterhausabgeordnete Damian Collins beschuldigt im Mai während einer Parlamentsanhörung zwei weitere Fifa-Exekutivkomitee-Mitglieder der Bestechung. Sie sollen für je 1,5 Millionen Dollar ihre Stimme den Bewerbern aus Katar verkauft haben. Katar erhielt den Zuschlag für die WM 2022.

Bei den zwei angeblich bestechlichen Fifa-Spitzen handelt es sich um Issa Hayatou (Kamerun), Präsident des Afrikanischen Fussballverbandes, und Jacques Anouma aus der Elfenbeinküste. Katar weist die Bestechungsvorwürfe zurück, ebenfalls die beiden Fifa-Vorstände. Die Fifa erklärte heute, die Vorwürfe gegen die beiden hätten sich nicht erhärtet.

Ende Mai wirft Fifa-Vorstandsmitglied Chuck Blazer (USA) den Fifa-Funktionären Mohamed Bin Hammam und Jack Warner Bestechung seit Beginn des Präsidentschafts-Wahlkampfs vor: «Es war eine Verschwörung der beiden von Anfang an», sagte Blazer gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Blazer erwartet weitere Enthüllungen. Er brachte den neusten Skandal mit Informationen an Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke ins Rollen.

Jack Warner will die Suspendierung nicht hinnehmen. Er kündigt in der Zeitung «Trinidad Express» seinerseits Enthüllungen an, die einen «Tsunami» lostreten würden.

Als erstes zitierte er Fifa-Generalsekretär Valcke, der ihm gesagt haben soll: «Ich habe nie verstanden, warum MBH (Mohamed Bin Hammam) kandidierte. Ob er wirklich meinte, eine Chance zu haben oder ob er es nur machte, um zu zeigen, wie sehr er Blatter inzwischen nicht mehr mochte. Oder vielleicht dachte er, er könnte die Fifa kaufen, wie sie (die Katarer) die Fussballweltmeisterschaft kauften. […]»

Warner versucht Chuck Blazers Glaubwürdigkeit mit Details aus dem schummrigen Kreditkarten-Deal (Visa/Mastercard) der Fifa zu untergraben.

In der gerichtlichen Auseinandersetzung um die vertragswidrigen Ränkespiele gegen Mastercard taxierten die Richter Chuck Blazers ausweichenden Aussagen als unglaubwürdig und konstruiert.

© az Aargauer Zeitung, 30.05.2011

Neue Korruptions-Vorwürfe an FIFA-Spitzenfunktionäre

Wednesday, May 11th, 2011

Ein Engländer erhebt neue Korruptions-Vorwürfe gegen die FIFA. Für je 1,5 Millionen Dollar sollen zwei Exekutivkomitee-Mitglieder ihre Stimme für die WM 2022 im Wüstenland Katar verkauft haben.

Der englische Unterhausabgeordnete Damian Collins beschuldigte während einer Parlamentsanhörung zwei FIFA-Exekutivkommiteemitglieder schwer. Die zwei sollen für je 1,5 Millionen Dollar ihre Stimme den Bewerbern für Katar verkauft haben. Katar erhielt den Zuschlag für die WM 2022. Die den zwei angeblich bestechlichen FIFA-Spitzen handelt es sich um Issa Hayatou, niemand geringerer als der Präsident des Afrikanischen Fussballverbandes. Der zweite im Bunde sei Jacques Anouma aus der Elfenbeinküste.

Der Politiker stützt sich dabei auf eine bisher unveröffentlichte Rechercher der «Sunday Times». Deren Jouranlisten hatten bereits im Vorfeld der WM-Vergabe im Winter 2010 zwei bestechliche FIFA-Funktionäre entlarvt.

Der katarische Verband weist die Bestechungsvorwürfe zurück. Es handle sich um unbewiesene Anschuldigungen und man habe nichts zu verbergen.

FIFA-Chef Joseph Blatter meinte, zuerst wolle er Beweise sehen. Die erneuten Anschuldigungen könnten Blatters nochmalige Kandidatur fürs höchste Amt der FIFA gefährden. Doch ob die neuste Geschichte seinem Konkurrenten Mohamed Bin Hammam nützt, ist fraglich: Er stammt aus Katar. (cbk)

© az Aargauer Zeitung, 11.05.2011

Schweizer Firma will Adidas und Nike an die Wäsche

Wednesday, May 11th, 2011

Die Genfer Pilatus Sports Management will zu einem bedeutenden Sportartikelhersteller werden. Für den Angriff auf Adidas und Nike ist die Kampfkasse voll: Investoren aus Katar investieren Millionen.

Mit der Marke «Burrda» hat die Genfer Pilatus Sports Management Grosses vor: Bis zur WM 2022 in Katar soll die Firma einen beträchtlichen Teil vom Sporartikel-Kuchen erobern. Burrda-Trickots sollen dann nicht nur von Spielern der Fussball-Nationalmannschaften Belgiens und Tunesiens oder des niederländischen Spitzenclubs FC Twente getragen werden.

Die Kampfkasse für dieses Vorhaben schein prall gefüllt zu sein. Finanziert wird das Unternehmen durch katarische Investoren, die der Herrscherfamilie nahestehen. Im Verwaltungsrat fungiert der Wirtschaftsanwalt Nicolas Piérard aus Genf.

Bisher verkauft Pilatus Sports Management erst Trikots für Fussball, Handball und Rugby. Nächstes Jahr sollen auch Schuhe zum Angebot gehören und die Bekleidung auf Tennis und Golf ausgeweitet werden.

Letztes Jahr machte das Unternehmen einen Umsatz von 80 Millionen Euro. 2013 sollen es 150 Millionen Euro werden, berichtet die französische Wirtschaftszeitung «Les Echos».

Bisher wird Burrda-Ware in Belgien, Holland, Katar und Frankreich verkauft. Nächstes Jahr werden Portugal, Spanien und Italien folgen.

Das Engagement der katarischen Investoren dürfte zur Strategie des Kleinstaates gehören, sich durch den Sportbereich in der Welt einen positiven Namen zu schaffen.

© az Aargauer Zeitung, 11.05.2011

Blatter setzt auf Interpol, Ex-Funktionär vertraut Lausanner Detektiv

Wednesday, December 1st, 2010

Joseph «Sepp» Blatter wird nächstes Jahr auf einen hohen Interpol-Beamten zählen. Der blickt auf eine lange Karriere im Geheimdienstbereich zurück. Derweil schnüffelt ein Lausanner Detektiv für FIFA-Funktionär Reynald Temarii. von Christian Bütikofer

Joseph «Sepp» Blatter kann nächstes Jahr auf die Dienste eines hohen Interpol-Beamten zählen. Dies berichtet der gut unterrichtete Nachrichtendienst «Intelligence Online».

Der Neuseeländer Frederick Lord ist momentan Vorsteher einer Anti-Korruptions-Abteilung Interpols, des «Anti-Corruption Sub Directorate» in Lyon, Frankreich. Unter anderem ist er dort für die erste internationale Anti-Korruptions-Datenbank UMBRA zuständig und bekleidet den Rang eines stellvertretenden Direktors.

Frederick Lord bekleidete verschiedene Positionen der australischen Polizei im Geheimdienst- und Aufklärungs-Bereich. Lord wird mit dem Australier Chris Eaton zusammenarbeiten. Der Ex-Polizist Eaton ist seit diesem März Blatters Sicherheitsberater und war ebenfalls bei Interpol angestellt.

Die FIFA bestätigte Lords Verpflichtung bislang öffentlich nicht und meldete sich auch auf eine schriftliche Anfrage hin nach Tagen nicht.

Ertappter FIFA-Funktionär redet von Fälschung

Auch ein anderer FIFA-Funktionär zählt auf die Dienste von Sicherheitspersonal: der Polynesier Reynald Temarii. Er war einer jener, die von der «Sunday Times» gefilmt wurden, als sich die Journalisten als Lobbyisten des USA-WM-Komittees ausgaben. Temarii soll für die Unterstützung der USA als Austragungsort Geld verlangt haben.

Der bedrängte Polynesier zählt auf die Dienste des Lausanner Privatdetektivs Jean-Charles Brisard, der ihn von den «Sunday Times»-Vorwürfen reinwaschen soll. Am 17. November behauptete Brisard, die Filmaufnahmen der Journalisten seien gefälscht.

Temarii wurde von der FIFA zwar von den Korruptionsvorwürfen freigesprochen, aber für ein Jahr vom Exekutiv-Komittee wegen unethischen Verhaltens verbannt.

© az Aargauer Zeitung, 01.12.2010