Archive for the ‘Motorrad Clubs – 1%er’ Category

Europa, Mekka der Motorrad-Gangs «Made in USA»

Thursday, October 7th, 2010

Europol hat mal wieder getagt, dieses Mal in Kroatien. Die Beamten liessen sich dort bei Häppchen und Sonnenschein über die rapide Expansion der so genannten Einprozenter-Clubs (1%-ers) der Motorrad-Szene aus.

Offenbar ist momentan Europa weltweit der Hotspot der so genannten «Outlaw»-Motorrad-Clubs, wie sich Bandidos, Hells Angels und Outlaws nennen.

In der aktuellen Pressemitteilung schreibt Europol: «Bandidos, Hells Angels und die Outlaws haben in den letzten fünf Jahren mehr als 120 Chapter (Ableger der US-Mutter-Vereine)  gegründet.»

Zusammen kommen diese Top-3-Clubs auf über 425 Chapter in ganz Europa, von Island nach Albanien bis in die Türkei.

In der Pressemitteilung werden einige Powerpoint-Statistiken präsentiert, unter anderem auch zu den Hells Angels:

Europol-Statistik über die Hells Angels. Quelle: Europol

Offenbar sorgen sich die Beamten vor allem um den ehemaligen Ostblock. Die dortigen Beamten hätten wenig bis gar keine Erfahrung, wie man mit diesen Motorrad-Gangs umzugehen hätte.

Rob Wainwright, Direktor von Europol hat den Bammel: «Kriminelle Aktivitäten sind ein Markenzeichen der Outlaw-Biker-Gangs in Europa. Europol ist besorgt über die Expansion und wir versuchen, die Aktivitäten der Clubs zu überwachen. Zusammen mit unseren Kollegen Europas wollen wir den Aktivitäten dieser Clubs ein Ende setzen.»

Viel PR-Blabla von Europol?

Fakt ist: An den selbst ernannten letzten «freien Bürgern» dieser Welt beissen sich die Europol-Kollegen in den USA, Kanada und Australien die Zähne aus – seit über 30 Jahren.

Biker-Krieg Kanada: Schweiz-Reisli klärt 28 Morde

Sunday, October 3rd, 2010

Dass etwas nicht stimmte, das ahnten sie schon, die Nachbarn von Gérald Gallant (59). Seine diversen Überwachungskameras am Haus erstaunten. Und dass er immer kurz angebunden war, trug auch nicht gerade zur Nachbarschaftsidylle bei.

Dass er aber als Auftragskiller jahrelang im so genannten Biker-Krieg Kanadas zwischen 1996 und 2002 reihenweise Hells Angels um die Ecke brachte, das dachte sich niemand im verschlafenen Dorf Donnacona in Québec.

Mann für alle Fälle der «Rock Machine»

Gérald Gallant vor Gericht. Quelle: Radio-Canada

Gérald Gallant war die Allzweckwaffe der Biker-Gang «Rock Machine», einem Zusammenschluss diverser Gestalten der Unterwelt Québecs, die sich mit den «Hells Angels» einen jahrelangen blutigen Krieg um die Vorherrschaft des Drogenmarkts lieferten.

Je nach Zählart wurden während diesem Konflikt um die 160 Personen ermordet, durch Blei und Bombenanschläge.

Manchmal trafs auch die Falschen

Gallant erklärte sich 2009 schuldig, zwischen 1979 und 2003 nicht weniger als 28 Morde und 13 fehlgeschlagene Mordversuche begangen zu haben. Dabei irrte er sich viermal in der Zielperson: Von den vier «Versehen» endete eines tödlich, dreimal wurden die Opfer schwer verwundet.

American Express brachte Stein ins Rollen

Wäre Gallant für einen weiteren «Auftrag» 2006 nicht übers Tessin in die Schweiz eingereist, wäre der unscheinbare Familienvater wohl noch immer auf freiem Fuss.

Mit seinem Reisekumpanen Daniel Forté nutzte er einen gefälschten Pass und gefälschte Kreditkarten. Was dazu führte, dass die geprellte American Express die Behörden einschaltete.

Beide reisten weiter in die Deutschschweiz und nach Genf. Dort wurden sie am 6. Mai 2006 im Genfer Hotel Excelsior verhaftet. Schnell finden die Ermittler heraus: Forté ist einer der grössten Kreditkartenbetrüger Kanadas. 2002 richtete er mit seinen gefälschten Karten einen Schaden zwischen 15 Millionen und 20 Millionen Dollar an.

Der Killer wird zum Informanten

Während Gallant in Genf im Knast sitzt, gesteht er dem Untersuchungsrichter die Auftragsmorde. Der schaltet die «Sûrété de Québec» ein, die Bundespolizei der Provinz Québec.

Die Cops aus Montréal schliessen mit Gérald Gallant einen Deal: Er wird Informant, legt alles offen und kann dafür mit einem milderen Urteil rechnen.

Auch die Geliebte soll mitgemacht haben

Die Informationen Gallants führen zu weiteren elf Verhaftungen – unter anderem auch seiner Ex-Geliebten Jacqueline Benoît (48), die in Frankreich aufgegriffen wurde. Sie soll Gallant bei zwei Morden von Hells Angels-Zugehörigen geholfen haben.

Louis «Melou» Roy. Quelle: Le Quotidien

Weiter sei sie an Gallants Mordversuch des damaligen Chefs des Hells Angels Charters «Trois-Rivières» Louis «Melou» Roy beteiligt gewesen.

Roy überlebte schwer verletzt, «verschwand» dann aber wenig später – seine Leiche wurde nie gefunden. Die Polizei Québecs vermutet, Roy sei von seinen eigenen Leuten umgebracht worden, weil er Kokain billiger als zum abgemachten Preis auf die Strasse brachte.

Journalisten-Attentat rettete Hells Angels-Boss – vorerst

Maurice «Mom» Boucher. Quelle: The Montreal Gazette

Gérald Gallant hatte auch den Auftrag, den damaligen Chef des «Nomads»-Charters der Hells Angels Kanada, Maurice «Mom» Boucher umzulegen. Boucher war der eigentliche Drahtzieher hinter dem so genannten Biker-Krieg. Weil er für den Auftragsmord zweier Gefängniswärter verantwortlich ist, sitzt er heute lebenslang hinter Gitter.

Zur Zeit, als ihm Gallant auflauerte, hatte Boucher jedoch Glück, denn am 13. September 2000 wäre auch er reif gewesen. Doch als Gérald Gallant loslegen wollte, bemerkte er gerade noch rechtzeitig, dass in jenem Quartier Montréals eine ungewöhnlich starke Polizeipräsenz herrschte.

Gerichtsreporter Michel Auger, «Le Journal de Montréal»

Wenig später begriff Gallant auch warum: Der bekannte Gerichtsreporter Michel Auger wurde ganz in der Nähe mit sechs Kugeln auf dem Gelände seiner Zeitung «Journal de Montréal» niedergestreckt.

Auger überlebte wie durch ein Wunder. Die Polizei geht heute aufgrund von Informanten-Aussagen davon aus, dass der Mordanschlag auf Auger von den Hells Angels verübt wurde.

Sie wollten Auger für immer zum Schweigen bringen. Das Gegenteil ist eingetroffen. Auger, der sich zwischenzeitlich als Imker versuchte und drauf und dran war, seine Tätigkeit als Journalist an den Nagel zu hängen, wurde zum Symbol der Pressefreiheit in Kanada.

In seiner Autobiografie «L’assassinat» schreibt er auch, dass bereits Journalisten vor ihm angeschossen wurden, sie aber deswegen nie jene Aufmerksamkeit erhielten, die ihm zuteil wurde. Sein «Glück» war: Er hatte überlebt, arbeitete bei einer bekannten Zeitung und es war der Kulminationspunkt der Biker-Gewalt in Kanada, die ihn zum Symbol machten.

Zurück zu Gérald Gallant: Er wurde inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt, ohne Möglichkeit auf Freiheit, bevor er nicht seine 25 Jahre abgesessen hat.

Der Fall Gallant ist keineswegs einzigartig in der Geschichte von Kanadas Motorrad-Gangs.

Serge Quesnel. Quelle: Privatbesitz

Serge Quesnel (40) wurde 1994 ein Auftragskiller für das Hells Angels Charter «Trois-Rivières» unter Louis «Melou» Roy. Man versprach ihm das grosse Leben, wenn er für die Hells unliebsame Personen der Rock Machine aus dem Weg räumt.

Pro Mord gabs 25 000 Dollar

Für die Auftragsmorde erhielt er von den Hells zwischen 10 000 und 25 000 Dollar pro «Hit». Die Woche gabs obendrauf 500 Dollar und immer mal wieder einen fetten Zustupf in Form von Frauen, einem Auto, Partys und weiterem Geld.

Als die Polizei Quesnel 1995 schnappt, wird er zum Informanten. Er gesteht fünf vollendete Morde und 13 Mordkomplotte. Dann verrät er seine Kumpels, was zu Anklagen diverser Hells Angels führt. Quesnel erhält lebenslänglich, mit Aussicht auf Begnadigung nach zwölf Jahren – seit 2007 ist er unter neuer Identität wieder auf freiem Fuss.

Telefonsex à la Suisse

Auch Serge Quesnel hatte einen Link zur Schweiz, der jedoch viel profanerer Natur war, als jener Gallants: Aus dem Knast rief er immer mal wieder eine Telefonsex-Nummer an und parlierte mit der Dame am anderen Ende. Er war angetan von ihrem schönen Akzent, wie er sagte. Sein entferntes Telefonsex-Gegenüber lebte in der Schweiz, was Quesnel gesalzene Rechnungen bescherte.

Zuerst die interne Säuberung…

Yves «Apache» Trudeau. Quelle: Polizeifoto

Einiges bunter als Gallant und Quesnel trieb es jedoch Yves «Apache» Trudeau (64), ein kanadischer Hells Angel der ersten Stunde – in den 70er-Jahren war er Mitgründer des «North»-Charters in Laval.

Seine Mitbrüder verscherzten es sich jedoch mit anderen Hells Angels: Statt Kokain in Verkehr zu bringen, zogen sich die Laval-Biker den Stoff lieber selber in die Nase.

Auch sollen sie ein weiteres Charter (Halifax) um erkleckliche Summen erleichtert haben.

Das führte zum so genannten Lennoxville-Massaker (euphemistisch auch als «Lennoxville Purge» bekannt).

Am 24. März 1985 luden Hells des «Sherbrooke»-Charters in Lennoxville die Kumpels von Laval zu sich ins Clubhaus ein. Zuerst gabs zwar ein Bier. Dann aber kamen statt der Party blaue Bohnen geflogen: Fünf Laval-Mitglieder wurden erschossen.

Ihre aufgedunsenen Leichen trieben wenig später im Sankt Lorenz-Strom:

In Schlafsäcke verpackt und mit Betonklötzen in den Fluss geworfen. Einige der Lennoxville-Opfer. Quelle: Polizeifotos

… dann die Rache des Verräters

Auch Yves «Apache» Trudeau hätte damals ermordet werden sollen. Doch er hatte Glück: Er befand sich zur Zeit in einem Drogen-Rehabilitationszentrum.

Aus Angst meldete er sich bei der Polizei und wurde Informant. Sein Geständnis stellt bis heute alles in den Schatten.

Ein «Killing Spree» ohnegleichen

Während Jahren war Trudeau als Auftragskiller für die Hells unterwegs. Zwischen 1970 und 1985 gehen 43 Morde auf sein Konto, meist waren Drogenverteilkämpfe der Grund für die Morde.

Auch hier zahlten zwei Personen für Verwechslungen mit dem Leben. Trudeaus Aussagen führten zu weiteren 21 Anklagen und er verriet 95 andere Mörder.

Selbst kam Trudeau glimpflich davon: Er erhielt zwar lebenslänglich, konnte nach sieben Jahren aber auf Bewährung 1994 wieder raus.

2004 musste er sich erneut vor Gericht verantworten: Wegen x-facher sexueller Gewalt an einem Minderjährigen. Er wurde zu weiteren vier Jahren verurteilt. 2006 wurde bei Trudeau Knochenmark-Krebs diagnostiziert. 2008 wurde er unter Auflagen wieder begnadigt.

Im Dunstkreis der Hells Angels

Friday, August 6th, 2010

Welche Rolle der umstrittene Motorrad-Club bei einem Biker-Treffen in Graubünden spielt.

Christian Bütikofer, Oliver Baumann

Im Winterkurort Laax findet dieses Wochenende die elfte Veranstaltung des Biker-Events «Fat Tire» statt. Früher organisierte den Event die Laaxer Bergbahnengruppe Weisse Arena, die Hells Angels sorgten jahrelang für die Sicherheit auf dem Platz.

Die Laaxer gaben den Anlass wegen anhaltender Defizite nach 2006 auf – die Rede war von jährlichen Verlusten um die 100000 Franken.

Nun aber soll dem Event neues Leben eingehaucht werden. Marcel Zaru, der als Sprecher des Anlasses fungiert, erwartet etwa 2000 bis 3000 Biker aus der Schweiz und Europa. Schon am Donnerstag seien einige auf dem Gelände der Alp Plaun oberhalb von Laax angekommen, sagt Zaru. Aufgrund des schönen Wetters, das man am Wochenende erwarte, rechnet er mit vielen Besuchern. Man wolle aber nicht mehr so mit der grossen Kelle anrühren, wie das in der Vergangenheit der Fall gewesen sei. «Unser Ziel ist es, den Leuten der Region etwas zu bieten.» Die Kosten müssten gedeckt sein, man wolle mit dem Event nicht einen Haufen Geld verdienen.

OK im Umfeld der Hells Angels?

In der Schweizer Biker-Szene wird kolportiert, den Anlass würde das Umfeld des Hells-Angels-Chapters Riverside aus der Region Rheintal organisieren. Das dementiert Sprecher Marcel Zaru vehement: «Das Organisationskomitee hat mit den Hells Angels nichts zu tun.» Auch bei der Weissen Arena, der nach wie vor die Website und das Logo von «Fat Tire» gehört und die nach aussen als «Logistik- und Dienstleistungspartner» des Events auftritt, will man von angeblichen Hells Angels im OK nichts wissen. Geschäftleitungsmitglied Martin Hug: «Im OK sitzen Vertreter der Weissen Arena und des MRC Vorderrheintal, einer lokalen Biker-Gruppierung.»

Was sicher ist: Die Hells Angels sorgen auch in diesem Jahr für die Sicherheit auf dem Gelände des Events. Das bestätigen sowohl Hug als auch Zaru freimütig. Angesprochen auf den Zwischenfall in Ehrendingen, wo ein Clubhaus des Outlaws MC von rivalisierenden Gruppierungen angegriffen wurde und auf die Frage, ob jener Vorfall Auswirkungen auf die Sicherheit am «Fat Tire»-Anlass habe, reagiert Zaru allerdings unwirsch: «Wenn Sie das in Verbindung mit den Hells Angels oder dem Event bringen wollen, beende ich das Gespräch.»

Pikantes Detail: An der Zürcher Motorradmesse Swiss Moto trat ein Aussteller namens «Big Red Machine» auf – die Umschreibung steht für die Hells Angels. Als Kontakt des Ausstellers fungierte – Marcel Zaru.

Ermittlungen im Aargau laufen noch

Mitte Juni entstand in Ehrendingen durch den Angriff auf das Outlaws-Clubhaus ein Sachschaden von über 100000 Franken. Gemäss Kantonspolizei waren über 100 Personen daran beteiligt. Die Outlaws behaupteten, es habe sich bei den Angreifern auch um Mitglieder der Hells Angels gehandelt, was diese durch ihren Anwalt Valentin Landmann dementieren liessen. «Die Ermittlungen im Fall Ehrendingen sind nach wie vor am Laufen», sagt Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei Aargau. Es würden immer noch Beteiligte des Zwischenfalls befragt. Darunter sind dem Vernehmen nach auch Hells Angels.

Dass der umstrittene Motorradclub auch beim «Fat Tire» in Laax – zumindest als Sicherheitsdienst – eine Rolle spielt, nimmt man beim Hauptsponsor des Anlasses, dem Bierbrauer Heineken, indes gelassen. Ihr sei versichert worden, sagte eine Heineken-Sprecherin auf Anfrage, dass der Sicherheitsdienst der Hells Angels am «Fat Tire» jeweils massgeblich dazu beigetragen habe, dass der Event immer friedlich verlaufen sei.

Unzimperliche Ordnungshüter

Einheimische Besucher vergangener «Fat Tire»-Anlässe berichten jedoch, dass die Hells Angels als Ordnungshüter in der Vergangenheit nicht gerade zimperlich mit vermeintlichen Delinquenten umgegangen seien. Eine Person, die nicht namentlich genannt werden will, meinte gegenüber dieser Zeitung: «Ich sah, wie die Hells Angels einen Typen erwischten, der etwas Kleines klaute. Sie nahmen ihn in ihre ‹Sheriff–Hütte›. Dort verprügelten sie ihn und liessen ihn dann mit blutender Nase wieder laufen.»

Bei der Kantonspolizei Graubünden hiess es auf Anfrage, dass das «Fat Tire» noch nie Probleme bereitet habe. Ob der Anlass speziell beobachtet werde, wollte der Kantonspolizei-Sprecher nicht kommentieren.

© Aargauer Zeitung / MLZ; 06.08.2010

Europol: Motorrand-Gangs erobern Südosten

Wednesday, August 4th, 2010

Europol veröffentlichte kürzlich in einer Pressemitteilung, dass sich die Hells Angels und andere MCs aufmachten, massiv in den Südosten Europas zu expandieren. Besonders die Türkei und Albanien seien davon betroffen.

In diesem Zusammenhang ist sicher auch der Übertritt vieler Bandidos in Berlin zu den Hells zu sehen – sie wurden alle zu Hells Angels Türkei. Die Polizei befürchtet, die Bandidos würden für diesen Verrat massive Racheakte planen.

Die Hells Angels haben inzwischen auch offiziell den Fuss in Japan drin: Der «Deadly Drive MC» wurde im Mai zum «Hangaround Charter» erklärt und ein Mitglied des Deadly Drive MCs tourte fleissig durch Europa:

Outlaws MC Schweiz mit neuer Website

Sunday, July 18th, 2010

Der 1%er-Club «Outlaws MC Switzerland» hat eine neue Website: www.outlawsmcswitzerland.com.

Kaum gründeten die Outlaws Mitte Juni das Chapter Baden auf Probe (Prospective) im Aargau, traten sie auch gleich ins Rampenlicht: Während der Gründungsversammlung wurden sie von Mitglieder konkurrierenden Motorclubs (MCs) überfallen – die Mehrheit der Angreifer sollen Hells Angels und mit ihnen verbündete Schweizer MCs gewesen sein.

Die Hells waren bisher der einzige 1%er-Club in der Schweiz und in Kontinentaleuropa das älteste Hells Angels-Chapter überhaupt (oder Charter, wie sie ihre Stützpunkte ursprünglich nennen).

Seit dem 20. Dezember 1970 sind die Höllenengel in der Schweiz aktiv. Die Outlaws gelten als weltweit ältester 1%er-MC.

Als ruchbar wurde, dass die Outlaws ihre Fühler in die Schweiz ausstreckten, reservierten die Hells Angels schnell mal die Domain outlawsmc.ch und stellten dort eigene Inhalte ins Web.

Nachdem dies die Aargauer Zeitung publik machte, reservierten die Outlaws die Domain outlawsmcswitzerland.com, wo momentan eine Pressemitteilung online gestellt ist, die einigen Journalisten in der Vergangenheit zugestellt wurde.

Diese Domain gehört der Einzelfirma «Joker Art» aus Bürstadt, Südhessen. Auf deren Inhaber Michael Hansen ist auch die Domain des Outlaws MC Deutschland (outlawsmc.de) eingetragen.

Die kommende Präsenz in der Schweiz deutet der Outlaws MC mit seinem Maskottchen «Charlie» an, das hinter den Schweizer Bergen wie die Sonne aufsteigt:

Dass sich die Hells Angels der – zum Teil geschützten – Marken konkurrierender Motorradclubs bedienen, ist ein bekanntes Muster.

Neuseeland: HAMC Marken der Bandidos und Outlaws reserviert

In Neuseeland etwa liessen die Hells die Farben/Insignien (Colors) der Bandidos und der Outlaws als ihre Marken eintragen, damit diese Gangs ihre ursprünglichen Abzeichen nicht verwenden konnten (z.B. die Patches auf den Kutten).

Nachdem die Hells Angels mit beiden konkurrierenden MCs 1997 und 1999 einen «Waffenstillstand» unterzeichneten, traten die Hells das Copyright (Urheberrecht) an die Bandidos und Outlaws Neuseelands ab.

Prügelnde «Hells Angels» mischten bereits 2009 im Kanton Bern Motorrad-Club auf

Saturday, June 26th, 2010

Nachdem die «Aargauer Zeitung» (AZ) über die Schlägerei/Schiesserei zwischen den Töffclubs (MCs) «Outlaws» und «Hells Angels» erstmals vor zwei Wochen berichtete, beherrschte dieses Thema die Medien in der Schweiz für einige Tage.

Wenig später recherchierte AZ-Reporter Michael Spillmann, dass bereits vor der Baseball-Schläger-Aktion ein Überfall mit Molotov Cocktails auf den «Outlaws»-Club stattfand.

«Beobachter»-Journalist Peter Johannes Meier hat ebenfalls recherchiert. Sein Artikel «Hells Angels: Ein höllisches Geschäft» geht näher auf die Verstrickungen im Schweizer Milieu ein.

Journalist Urs Byland vom «Langenthaler Tagblatt» hat sich an Vergangenes erinnert, das sich in seiner Region im Oberaargau zugetragen hat. Er nimmt dabei Bezug auf einen Artikel von Julian Perrenoud der «Berner Rundschau» vor einem Jahr (beide Zeitungen gehören auch zur AZ Medien Gruppe und haben die «Solothurner Zeitung» als Mutterhaus) .

Hier in Thunstetten/Bützberg prügelten sich die Hells:


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Und nun die zwei Berichte von Byland und Perrenoud, die bisher nicht im Web publiziert wurden:

Zugeschlagen wird mit klarer Absicht

Im Aargau gebärden sich «Hells Angels» als Hooligans.
In Bützberg fühlt man
sich an einen Vorfall vor drei
Jahren erinnert. Und: Ein Insider
weiss, warum die
«Angels» keine Engel sind.

Urs Byland

Vor gut einem Jahr berichtete diese Zeitung unter dem Titel «Wenn Engel in der Hölle landen» von einer Gerichtsverhandlung in Aarwangen. Ein Mitglied der berüchtigten «Hells Angels» hatte sich mehr oder weniger stellvertretend für den Motorradklub zu verantworten – jener soll nämlich am 25. August 2007 auf üble Weise ein Familienfest des «Bad Clans» in Bützberg aufgemischt haben. «Bad Clans» feierten auf dem Gelände vis-à-vis des Bützberger Pascha Clubs.

Um 23 Uhr rumorte es auf der Strasse: Ein Konvoi von Motorrädern bog auf den Parkplatz ein: die «Hells Angels». Bis zu 100, hiess es. Die Beschuldigten selber sprachen von lediglich 40 bis 50. In einem Festzelt schlugen sie mit brutaler Gewalt auf vier Mitglieder des «Bad Clans» ein. Eines erlitt einen Nasen- und Rippenbruch.

Wiederholung in Ehrendingen

Am letzten Samstag fand im aargauischen Ehrendingen ein ähnlicher Vorfall statt. Der Motorradklub «Outlaws» feierte seine Gründungsversammlung, als eine hundert Mann starke Motorradgruppe mit «Hells Angels» auftauchte.

Es kam zu einer Schlägerei. Es fielen gar Schüsse. Bilanz des Angriffes: ein Sachschaden von über 100000 Franken sowie eine leicht verletzte Person. Wie im Nachhinein zu erfahren war, gab es bereits im April einen Brandanschlag auf das Klublokal der «Outlaws». Vermutet wird, dieser Brandanschlag sei eine erste Warnung der «Hells Angels» gewesen. Die Frage aber bleibt: weshalb schlagen die «Hells Angels» zu?

Platzhirsch befiehlt

Ein Insider aus der Region glaubt zu wissen, was der Grund für die Gewaltexzesse der «Hells Angels» sein könnte. «Es geht immer um das Gleiche. Die «Hells Angels» machen alles nieder, was nicht ihrer Gesinnung entspricht. Wer einen Motorradklub gründen will, muss zuerst die Zürcher fragen, ob er dies tun darf.»

Er verweist auf die Internetseite www.bike-time.ch, auf der schon mal klar gemacht wird, dass bei Neugründungen mit der nötigen Vorsicht vorgegangen werden soll. «Die Schweizer Bikerszene hat ihre eigenen Regeln, was Neugründungen von Patch-Clubs betrifft!» Es folgt eine E-Mail-Adresse, wo man sich melden solle.

«Da wollen die Zürcher entscheiden, ob jemand im Emmental einen Töffklub gründen darf oder nicht», empört sich der Insider. In der Schweiz werde die Motorradklub-Szene von den «Hells» dominiert.

Den Hinweis auf Konkurrenz in Geschäftsbereichen, in denen die «Hells Angels» möglicherweise aktiv sind, lässt der Insider nicht gelten. «Ja, dort wo man Geld holen kann, haben die «Hells Angels» ihre Finger drin, aber die Outlaws beispielsweise haben noch nie ein Problem gemacht.»

Diese Aussage ist beschönigend. In Deutschland beispielsweise befasst sich der Bundesverfassungsschutz mit den «Outlaws». Dort tobt ein Krieg zwischen den Motorradklubs «Hells Angels», «Outlaws» und «Bandidos», der auch schon Todesopfer kostete und der möglicherweise nun in die Schweiz ausstrahlt.

Nur einen erwischt

Der Richter in Aarwangen war vor einem Jahr wenig erfreut, dass er nur über eine Person urteilen konnte. Denn der Angeklagte sei nicht Haupt-, sondern Mittäter. Er wurde wegen einfacher Körperverletzung zu einer bedingten Strafe von 7500 Franken verurteilt.

Der geforderte Schadenersatz des Opfers (700 Franken für Krankenkassen-Selbstbehalt) wurde ebenfalls gutgeheissen. Hinzu kamen Busse (1500 Franken) und Verfahrenskosten (1200 Franken).

© Langenthaler Tagblatt / MLZ; 18.06.2010

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Motorrad-Krieg: Outlaws weisen Vorwürfe zurück

Wednesday, June 23rd, 2010

Die Outlaws Schweiz wenden sich an die Presse. In einem Communiqué weisen sie die Vorwürfe zurück, ihre Mitglieder hätten am Samstag gegenüber den Hells Angels Gewalt angewendet.

Christian Bütikofer

Ein Exponent namens «Thorsten» weist im Namen der Outlaws MC Schweiz Vorwürfe zurück, sie hätten Gewalt angewendet. Namentlich Hells Angels-Anwalt Valentin Landmann liess die Schweizerische Nachrichtenagentur (SDA) wissen, die Outlaws hätten in Ehrendingen Hells Angels und andere Biker ohne Vorwarnung angegriffen.

13 Personen angegriffen, darunter auch Frauen

Outlaws-Exponent «Thorsten» schreibt dazu: «Allein der Gedanke, 13 Personen, darunter mehrere Frauen, würden eine Gruppe von weit über 100 Männern attackieren ist derart unrealistisch, dass der Urheber die Öffentlichkeit für sehr leichtgläubig halten muss.» Man sehe sich als Club der traditionellen Motorrad-Szene, «die ihren Lebensstil pflege, ohne dabei Gesetze zu brechen».

Man frage auch niemanden um Erlaubnis, wo man sich niederlasse, schreibt «Thorsten». Und weiter: Bisher sei auch kein Ableger (Chapter) der Outlaws als kriminelle Vereinigung verboten worden. Das könnten andere Organisationen nicht von sich behaupten.

Verschiedene Hinweise lassen darauf schliessen, dass die Pressemitteilung des Outlaws MC Schweiz aus Deutschland stammt. Sowohl Outlaws wie auch Hells Angels haben im Ausland immer wieder durch spektakuläre Gerichtsfälle Aufsehen erregt.

© Aargauer Zeitung Online 16.06.2010

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Hells Angels und Outlaws: Die Todfeinde brüsten sich im Internet

Wednesday, June 23rd, 2010

In Deutschland bringen sich Mitglieder der Motorrad-Gangs «Outlaws MC» und «Hells Angels MC» um. Nun droht der Konflikt in die Schweiz zu schwappen. Beide sind hier auf Expansionkurs, deren Mitglieder gratulieren sich zur Gewaltorgie im Internet.

Christian Bütikofer

Kaiserslautern war im Ausnahmezustand. Im Dezember 2009 mussten sich dort zwei Mitglider der Hells Angels vor Gericht verantworten. Sie sollen einen Regionalchef der Outlaws ermordet haben.

Am ersten Verhandlungstag wurden hunderte Polizisten aufgeboten, um die rivalisierenden Motorrad-Gangs auseinanderzuhalten. Etwa 1000 Anhänger beider Clubs reisten nach Kaiserslautern, in der Innenstadt herrschte Chaos.

Outlaws-Boss «aufmischen»

Diesen Mai wurden die zwei 29 und 43 Jahre alten Männer wegen Körperverletzung zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Ihr Opfer, der 45 Jahre alte Präsident eines neuen Outlaw-Ablegers in Donnersberg (Rheinland-Pfalz, etwa 340 Km von Zürich), war spätabends bei der Heimfahrt von seinem Motorrad gestoppt und erstochen worden.

Die tödlichen Verletzungen soll ihm ein dritter, 27-jähriger Hells Angel zugefügt haben. Er ist bis heute untergetaucht.
Wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtete, sagte der Richter, die Hells hätten den Outlaw «aufmischen» wollen, um ihren Gebietsansprüchen in der Region Nachdruck zu verschaffen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Langjährige blutige Fehden

Die Auseinandersetzung in Deutschland erinnert an die Gewaltorgie diesen Samstag in Ehrendingen bei Baden. Hells und Outlaws statteten sich dort mit Schusswaffen, Stangen und Steinen einen «Besuch» ab und beschnupperten sich auf ihre ganz eigene Art. Über 100 Hells Angels wüteten laut der Aargauer Kantonspolizei wie die Berserker. Was Hells Angels-Anwalt Valentin Landmann vehement bestreitet.

Im verschlafenen Ehrendingen «besuchten» Mitglieder der «Hells Angels» die «Outlaws»-Gründungsversammlung:

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Die Outlaws wurden 1935 gegründet und haben weltweit über 1700 Mitglieder. Die Hells Angels gingen 1948 hervor, ihre Mitgliederzahl wird auf 2500 weltweit geschätzt. Beide Gruppierungen werden in den USA vom FBI als Organisierte Verbrechersyndikate eingestuft.

In Deutschland wurden einige Ableger (so genannte «Chapter») als kriminelle Vereinigung verboten. Sowohl die Outlaws wie auch die Hells tauchen in den Verfassungsschutzberichten der deutschen Bundesländer regelmässig auf.

«Engel sterben in Outlaws Staaten»

In den letzten Jahren kam es in Deutschland immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den zwei Gruppen. Die Outlaws zählen seit Jahren zu den grössten Rivalen der Hells Angels. Outlaws-Mitglieder in den USA haben dafür ein Akronym kreiert: ADIOS (Angels Die in Outlaw States, Engel sterben in Outlaw-Staaten), eine Kampfansage, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt.

Die Benutzung von allerlei Abkürzungen ist in der Szene üblich. So haben die Hells Angels in Zürich zum Beispiel die Webseite mit dem Akronym AFFA.ch registriert: «Angels Forever, Forever Angels» (Für immer Engel, Engel für immer).

Immer wieder sorgen beide Gangs durch ihre Gewaltbereitschaft und Nähe zu kriminellen Machenschaften für Furore: 1999 etwa erhielt der internationale Präsident der Outlaws, Harry Joseph Bowman, für drei Morde zweimal lebenslänglich – er wurde lange vom FBI gesucht:

Terror in Kanada

Zwischen 1994 und 2002 forderte ein Bikerkrieg zwischen den Hells Angels und einer anderen Gruppe namens «Rock Machine» in Kanada über 160 Tote, darunter auch 12 völlig unbeteiligte Personen. Die Polizei verzeichnete während diesem Konflikt 167 Mordversuche, 16 «Verschwundene», über 80 Explosionen und über 140 Brandbombenanschläge.

Auch innerhalb der Hells wurde gemordet: Ein exklusiver Zirkel der Hells Angels Montreal beschloss hinter dem Rücken ihrer «gemeineren» Brüder, den Drogenkurier Marc Dubé (22) mit einem Sprengsatz umzubringen. Dubé war ein perfektes Opfer: Er war mit den Hells lose verbunden, eine kleine Nummer. Einmal tot, würde ihn niemand gross vermissen.

Die Attacke auf einen Hells-nahen Kleinkriminellen – und dann noch in Hells-«Territorium» – sollte die Empörung und Kampfbereitschaft innerhalb der Gruppe stärken. Nach dem Mord hätte die Schuld der Gegenseite zugeschoben werden sollen.

Bei jenem Attentat kam auch ein 11-jähriger Knabe um – ganz schlechte PR. Die Hells versuchten sich dann in Schadensbegrenzung, indem sie die Mutter des toten Jungen mit Geld stillkriegen wollten. Der Versuch misslang.

«Die sollen sich verpissen!»

Die Hells Angels wussten schon lange, dass die Outlaws von Deutschland in die Schweiz expandieren wollen. Sie haben ganz offen auf ihrer europäischen Webseite angekündigt, einen Ableger in Baden zu gründen.

Kaum wurde die Auseinandersetzung in Ehrendingen bekannt, wurden die Hells auf ihrer Website mit Glückwünschen bedacht: «Respect, denen habt ihrs gezeigt», schreib «Tony» und «René» meint: «Die sollen sich verpissen! Die Schweiz ist und bleibt rot-weiss!» (Rot-Weiss sind die Farben der Hells).

Auf den Websites der Outlaws tönt es ähnlich: «Grossen Respekt an unsere Schweizer! Die Aktion jetzt am Wochenende zeigt Stärke und Entschlossenheit, gut gemacht!»

Hell Angels «klauen» Outlaws-Website

Die Expansion der Outlaws kommt den Hells Angels ziemlich ungelegen. Ende Februar 2010 gründeten die Hells in Basel einen neuen Ableger an der Hammerstrasse in Kleinbasel, wie Recherchen zeigen. Und um ihre Gegner zu ärgern, reservierten sich die Hells gleich mal die Internet-Domain «Outlawsmc.ch», wie etliche weitere Domains anderer MC-Vereine (Bandidos, Gremium).

Pikant: Die Hells bestehen auf der Schweizer Website darauf, ihre markengeschützten Logos und die Wortmarke nicht zu missbrauchen. Wenns um ihre Gegner geht, scheint dies nicht zu gelten.

Peinliche PR-Aktion auf CC-Talk

Es mutete unfreillig komisch an, als sich dieses Wochenende in der Polit-Talkshow «CC-Talk» auf dem Zürcher Sender «Star-TV» ein Mitglied der Hells Angels und der Anwalt Valentin Landmann im besten Lichte präsentieren durften. Da erklärten die zwei Gäste des Langen und Breiten, wie harmlos die «Hells Angels» seien, und wie übereifrige Justizbehörden die Hells völlig zu unrecht kriminalisierten.

Fast glaubte man ihnen, das angeschlagene Image der «Hells Angels» beruhte nur auf einem Irrtum. Doch die Bilder von Ehrendingen rücken die verkappte PR-Show im CC-Talk des Zürcher SVP-Kantonsrats Claudio Zanetti in ein ganz anderes Licht.

© Aargauer Zeitung Online, 15.06.2010

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