Archive for the ‘Korruption’ Category

Swatch-Affäre: Zwei Geschäftsmänner festgenommen

Wednesday, August 17th, 2011

Zwei Geschäftsleute wurden von der indischen Polizei verhaftet. Sie sollen in einen Korruptions-Fall verwickelt sein, wo die Swatch-Tochter für Sportmessungen «Swiss Timing» illegal bevorzugt wurde. von Christian Bütikofer

Die zwei Geschäftsleute A. K. Madan und Purshottam Arya sitzen seit wenigen Tagen in einem Untersuchungsgefängnis von Delhi. Die zwei Angestellten der Firma Gem International werden von der indischen Bundespolizei «Central Bureau of Investigation» CBI beschuldigt, eine zentrale Rolle in einer Korruptions-Affäre zu spielen, in die auch die Swatch-Tochter «Swiss Timing» involviert ist.

Denn einer der Sub-Unternehmer der Swatch-Tochter war die Gem International. Dies schreibt die «Economic Times».

Im Zentrum steht die Vergabe des Zeitmessungssystems für die Commonwealth Games 2010, die in Neu Delhi ausgetragen wurden. Den Zuschlag für die Olympiade der ehemaligen britischen Kolonien erhielt die Swatch-Tochter «Swiss Timing». Der Auftrag ging für umgerechnet 27 Millionen Franken über die Bühne. Dabei soll die Swatch-Tochter für Sportmessungen illegal bevorzugt geworden sein, darüber hinaus sei das Geschäft für einen überrissenen Preis über die Bühne gegangen.

Die CBI-Beamten vermuten, dass die zwei Geschäftsleute viel zu hohe Summen für die von ihnen durchgeführten Arbeiten kassierten.

Die Swatch-Gruppe bestreitet jegliches Fehlverhalten.

© az Aargauer Zeitung, 17.08.2011

Mit Steuergeldern Freundin in Schweizer Knast besucht

Wednesday, April 20th, 2011

Ein südafrikanischer Minister besuchte seine Freundin in der Anstalt Hindelbank. Er übernachtete im Luxushotel und liess sich per Limousine ins Gefängnis fahren. Bezahlt haben den Trip die Steuerpflichtigen seines Landes. von Christian Bütikofer

Im Dezember 2008 bekam die in der Nähe von Bern gelegene Anstalt Hindelbank hohen Besuch: der südafrikanische Minister Sicelo Shiceka fuhr in einer Limousine des Nobelhotels Bellevue Palace vor. Des Ministers Ziel: Knastbesuch bei seiner damaligen Freundin Phumla M. Das zeigen Recherchen der südafrikanischen Zeitung «The Sunday Times».

Mit der ehemaligen Flugzeughostesse pflegte der Herr Minister ein längeres Verhältnis, das von einer Kleinigkeit getrübt wurde: 2007 musste M. in der Schweiz wegen Drogendelikten zwei Jahre im Gefängnis verbringen.

Für den Trip in die Schweiz – per First Class-Flug – wünschte Minister Shiceka eine «Präsidenten-Suite». Als er mit seiner Entourage in Bern eintraf, cancelte er die Reservation im Hotel Allegro und stieg stattdessen im Fünfsternhotel Bellevue ab – für doppelte Kosten. Die erste Übernachtung für 630 Franken im Allegro musste die südafrikanische Botschaft trotzdem zahlen. In den Knast liess sich Shiceka per Chauffeur bringen. Das ganze kostete den Steuerzahler umgerechnet 44’000 Franken.

Fussball-Reisli vorgeschoben

Um seine Privatreise zu tarnen, gab der Minister vor, an eine Fussball-WM-Vorbereitungsveranstaltung zu reisen. Er wolle von den Erfahrungen der Schweizer mit WM-Veranstaltungen profitieren. Dass ihm die Botschaft zu verstehen gab, die Veranstaltung sei abgesagt und auch die Euro sei schon vorbei, änderte nichts an Shicekas Vorhaben.

Als er mit den Recherchen konfrontiert wurde, flüchtete er sich in die bekannten Ausreden: Die Dokumente seien gefälscht und überhaupt habe ihn die südafrikanische Botschaft in Bern eingeladen. Zu dieser Aussage konnte man in Bern nur lachen: «Wer bin ich denn, der Minister für eine Reise einladen kann?», meinte der zuständige Botschaftsmitarbeiter auf Anfrage der Times.

Neben dem 44’000-Franken-Trip nach Hindelbank fanden die Journalisten auch heraus, dass Shiceka bereits kurze Zeit nach Amtsantritt sich mit seltsamen Ausgaben für Rundflüge und teure Hotels seiner Freunde beschäftigte.

© az Aargauer Zeitung, 20.04.2011

Schweizer Bundesanwalt bringt Argentiniens Politiker in Wallung

Tuesday, March 22nd, 2011

Die Bundesanwaltschaft ermittelt im Umfeld des grössten Gewerkschaftsbosses Argentiniens. Der droht seinem Land mit einem landesweiten Streik und schüchtert die Presse ein. von Christian Bütikofer

Mitte März sandte Bundesanwalt Erwin Beyeler ein Rechtshilfegesuch wegen Verdachts auf Geldwäscherei nach Argentinien – und löste damit gewaltigen politischen Wirbel aus. Denn die Verdächtigen haben engste Verbindungen zum mächtigsten Gewerkschafter Argentiniens, Hugo Moyano. Er lenkt die Gewerkschaft «Confederación General del Trabajo de la República Argentina» (CGT).

Die Bundesanwaltschaft nahm ihre Ermittlungen aufgrund einer Verdachtsmeldung der Chartered Bank auf und blockierte das Konto Nummer 25491 vorsorglich. Darauf befanden sich knapp 2 Millionen Franken.

Mit Demonstranten Presse lahmlegen

Die Gelder wurden auf Ricardo Depresbiteris ausgestellt. Er ist eine schillernde Figur in Argentinien. In wenigen Jahren schaffte er es vom einfachen Lastwagenfahrer mit einem kleinen Verdienst zum Präsidenten mit Luxusjacht der Abfallbeseitigungs-Firma Covelia SA. Die Covelia gedieh unter dem schützenden Einfluss der Gewerkschaft CGT und deren Boss Moyano. Depresbiteris verneint, er sei ein Strohmann Moyanos – glauben tun ihm dies nur wenige. Diesen Januar wurde zudem bekannt, dass die Firma Covelia auch intransparente Finanztransaktionen über Uruguay abwickelte.

Als ruchbar wurde, dass die Tageszeitungen «Clarín» und «La Nación» im Zusammenhang mit dem aktuellen Rechtshilfegesuch im Umfeld Moyanos recherchieren, drohte er ihnen sogleich: Täglich würde er mit tausenden von Demonstranten die Presse lahmlegen. Das Gleiche drohte er dem Staat an, sollte das Justizministerium dem Rechtshilfegesuch aus der Schweiz stattgeben.

Dieser Aktivismus erstaunt, wird doch gegen Moyano in der Schweiz nicht direkt ermittelt.

Die Aktion aus der Schweiz wird Argentinien auf jeden Fall noch länger beschäftigen: Im kommenden Oktober stehen Wahlen an – und Moyano selbst hat grosse Ambitionen. Zusammen mit Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner will er siegen – und seine Gewerkschaftsfreunde im Kabinett platzieren.

© az Aargauer Zeitung, 22.03.2011

Alcatel Basel: 700’000 Dollar für den Parfüm-Experten

Thursday, December 30th, 2010
Alcatel zahlt 137 Millionen Dollar, um eine Betrugsklage in den USA abzuwenden. Die Akten zeigen: Alcatel Basel stellte einen Parfüm-Distributor an, um das Informatik-Haus zu «beraten».

von Christian Bütikofer

Alcatel hatte in Lateinamerika und Asien Millionen an Schmiergeldern bezahlt, um an Aufträge zu kommen. Dies teilte die US-Börsenaufsicht SEC und das Justizministerium am Montag mit.

Der Telefonanbieter Alcatel-Lucent zahlt darum lieber mehr als 137 Millionen Dollar, als ein Betrugsverfahren zu riskieren. Heisst: 92 Millionen Dollar Strafzahlung und 45 Millionen, um Zivilverfahren abzuwenden.

Das Unternehmen gab zu, mindestens 48 Millionen Dollar durch Bestechung eingestrichen zu haben. Die Korruptionsfälle fanden statt, bevor Alcatel mit Lucent 2006 fusionierte.

Der Konzern zog unzählige Aufträge mit hunderten von Consultants an Land – ein System, das Korruption geradezu anzog. Die Firma gab zu, in Taiwan, Malaysia, Costa Rica und Honduras Bestechungsgelder bezahlt zu haben.

Die Basler Alcatel Standard setzte für Schwesterfirmen praktisch alle Verträge mit den weltweit tätigen Alcatel-Vertretern und Consultants auf, steht in den Gerichtsakten, die dieser Zeitung vorliegen. Alcatel Standard heisst seit 2007 Alcatel-Lucent Trade International, der Sitz blieb in Basel.

700’000 Dollar für Nullberatung

Die Akten zeigen Erstaunliches, etwa im Fall Honduras. So heuerte die Alcatel Standard einen ganz speziellen Berater an. Seine Qualifikation: Parfüm- und Kosmetik-Distribution, ohne irgend welche Telekommunikations-Erfahrung.

Die IT-Firma bezahlte ihn für seine Experten-Meinung und andere nebulösen Dienstleistungen. Der Parfüm-Experte kassierte zwischen drei und fünf Prozent für Verträge, die Alcatel an Land zog. Zwischen September 2004 und Juni 2006 zahlte das Unternehmen dem Honduraner über 700’000 Dollar.

Enthüllungen hatten keine Konsequenzen

Die Presse in Costa Rica deckte im Oktober 2004 diese Schmierengeschäfte bei den Vertragsvergaben auf, denn auch dort öffnete die Firma ihren Geldbeutel nach Kräften.

Doch was passierte bei Alcatel? Business as usual: Der Vertrag des Honduraner Püderchen-Experten mit den guten Beziehungen wurde nicht etwa aufgelöst. Im Gegenteil, die Geschäfte dauerten bis Juni 2006 an.

Europa-Reisli für die VIPs

Daneben zahlte Alcatel dem Geschäftsführer der Telekomfirma Hondutel ein Europa-Reisli – auch die Frau durfte mit. Später zog seine Tochter durch die Städte des alten Kontinents – wieder dank Alcatel.

Auch ein Anwalt von Hondutel kam nicht zu kurz: Er und seine Tochter wurden per Privatchauffeur durch Paris kutschiert.

Fürs grosse Geld nach Costa Rica

Von Dezember 2001 bis Oktober 2004 zahlten die Alcatel-Vertreter in Costa Rica mindestens sieben Millionen Dollar Bestechungsgelder, um drei Telefonservice-Verträge im Wert von 303 Millionen Dollar ins Trockene zu schaukeln.

Dazu bestach Alcatel die Beamten des Instituto Costaricense de Electricidad (ICE), die IT-Regulierungsbehörde des Landes. Alle Führungsmitglieder des ICE wurden vom Präsidenten persönlich und dem Regierungskabinett bestellt.

Verträge wurden blind unterzeichnet

Wieder winkte Alcatel Standard die Beraterverträge durch. Deren Mitarbeiter, die die spanischen Verträge hätten überprüfen müssen, verstanden zum Teil kein einziges Wort Spanisch.

Später musste Costa Ricas Präsident José Maria Figueres zugeben, er habe über 900’000 Dollar von Alcatel erhalten – für Consulting-Dienste.

Von Staatspräsidenten zum WEF-Direktor

Ein Skandal auf höchster Ebene bahnte sich an. Denn aufgrund seines bestimmenden Einflusses auf ICE lag der Verdacht nahe, auch beim Honorar Figueres’ handelte es sich um Bestechungsgelder.

Durch seinen Anwalt liess er ausrichten, die Gelder seien legal und nach seinem Präsidenten-Amt geflossen. 2004 wurde er mit einem Direktoren-Posten beim Schweizer World Economic Forum (WEF) belohnt.

Nicht die erste Alcatel-Affäre

Alcatel sorgte auch früher schon für Negativschlagzeilen. So musste sich deren französischer Verwaltungsratspräsident Pierre Suard 1997 vor Gericht verantworten. Er war verantwortlich, dass während der 90er-Jahre die damals noch staatliche France-Telecom mit überzogenen Rechnungen massiv übers Ohr gehauen wurde.

Zu den aktuellen Fällen streute ein Firmensprecher Asche auf sein Haupt: das Unternehmen bedaure die Vorkommnisse und trage die Konsequenzen. Alcatel-Lucent sei unterdessen eine völlig andere Firma geworden, die  gegenüber Bestechung eine Nulltoleranz-Politik verfolge.

© Aargauer Zeitung, 30.12.2010

Schweizer Entwicklungshilfe fürs Volk und Drogenmillionen für die Elite

Thursday, December 9th, 2010

Die Führungsriege Mosambiks steckt tief in Drogenhandel und Geldwäscherei, berichtet ein US-Diplomat. Letztes Jahr weilte deren Kopf noch in der Schweiz und wurde von Doris Leuthard mit allen Ehren empfangen: Man feierte 30 Jahre Entwicklungshilfe. von Christian Bütikofer

Mosambiks Präsident Armando Emilio Guebuza verbrachte Mitte 2009 noch erfrischende Tage mit Bundesrätin Doris Leuthard in Kehrsatz – man feierte 30 Jahre Schweizer Entwicklungshilfe in Mosambik.

Jetzt sorgen Wikileaks-Enthüllungen für betretene Gesichter in der Entourage des Präsidenten. Die kompromitierenden Berichte von US-Diplomat Todd Chapman über Mosambiks Führungselite wanderten diesen Januar vertraulich nach Washington, jetzt sind sie im Netz.

Der Inhalt der Depeschen zeigt auch, mit was für einem Umfeld und entsprechenden Schwierigkeiten sich die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) jeweils arrangieren muss – schliesslich kann sich die Deza die Führungs-Riege in den jeweiligen Ländern nicht selbst aussuchen. Mosambik ist ein Schwerpunktland des Dezas und laut der Schweizer Botschaft in Maputo ein Erfolg.

US-Diplomat Chapman traf sich unter anderem mit einem langjährigen Geschäftsmann, der mit allen wichtigen Personen Mosambiks bekannt und befreundet ist.

Der Unternehmer will das Land für immer verlassen.

Grund: Die Führungscrew sei derart korrupt und kriminell, dass er dort nicht mehr länger normal arbeiten könne.

So kontrollierten Präsident Guebuza von der dominierenden Partei Frente da Libertação de Moçambique (FRELIMO) und Mohamed Bashir Suleiman praktisch alle legalen wie illegalen Geschäfte.

Die Quelle ist mit Präsident Guebuza seit über 20 Jahren befreundet. Nun bezeichnet er ihn als «bösartigen Skorpion, der einen sticht».

Befreiungsbewegung FRELIMO so korrupt wie nie

Die ehemalige kommunistische Befreiungsbewegung und jetzige Partei FRELIMO habe kein Interesse, das Leben der Mosambiker zu verbessern sondern es gehe vielmehr um hemmungslose Selbstbereicherung.

Mohamed Bashir Suleiman dominierte die Geldwäscherei und den Drogenhandel und fülle in Form von Kickbacks die Taschen der FRELIMO-Funktionäre. Ebenfalls in dieser Gesellschaft befinde sich Zoll-Chef Domingos Tivane und die ehemalige Premierministerin Luisa Diogo.

Ohne Präsident Guebuza läuft gar nichts

Präsident Guebuza sei in allen wichtigen Gremien vertreten, beteiligte sich entweder direkt oder indirekt an allen Grossprojekten und verdiene so jährlich hohe Millionensummen. Die Auflistung seiner Beteiligungen in den Depeschen füllen ganze Abschnitte.

Ein Beispiel für Guebuzas Geschäfte sei die Übernahme des Staudammprojekts Cahora Bassa gewesen: Mosambik übernahm von der Portugiesischen Regierung den Staudamm für 950 Millionen Dollar.

700 Millionen wurden durch ein privates Konsortium von Banken abgewickelt, den Deal fädelte ein Guebuza-Vertrauter ein. Dafür soll der damals schon amtierende Präsident 35 bis 50 Millionen Dollar als «Kommission» eingestrichen haben.

Drogenzar dank Polit-Kontakten unberührbar

Sein Kollege Mohamed Bashir Suleiman unterhalte zum Zweck der Geldwäscherei Büros in Dubai. Er sei der Drogenkönig Mosambiks und unterhalte direkten Kontakt zu Präsident Guebuza und dessen Vorgänger Joaquim Chissano.

Deshalb sei Suleiman «unberührbar», könne schalten und walten wie er wolle. Die Profite illegaler Geschäfte würden von ihm gleich wieder in legale Märkte investiert und anschliessend die Konkurrenz durch Preisdumping oder plumpe Drohung an die Wand gefahren.

Die zum Teil unverständlichen Veränderungen in Mosambiks Geldwechsel-Kurs hingen mit Geldwäscherei zusammen: Dann würden jeweils Multimillionen-Transfers mit diesem Ziel  getätigt.

Eine Quelle innerhalb der FRELIMO erwähnte dem US-Botschafter gegenüber, dass in einem derart armen Land wie Mosambik die Bedürfnisse der legalen Wirtschaft zu klein seien für die monmentan existierenden zehn Banken und 30 registrierten Wechselhäuser.

Schiffladungen voller Heroin am Strand

Die Quelle meldete peinliche Zwischenfälle: In der Vergangenheit seien ganze Schiffladungen voller Marihuana und Heroin an die Strände geschwemmt worden. Die lokalen Medien hätten aber meist Angst, darüber zu berichten. Kein Journalist wolle ein zweiter Carlos Cardoso werden.

Cardoso war ein mutiger investigativer Journalist, der 2000 ermordet wurde. Er war mitten in einer Recherche über einen massiven Bankbetrug, wo die Familie von Ex-Präsident Joaquim Chissano die Finger im Spiel hatte.

Drogen-Hafen im Besitz des Präsidenten

Kürzlich wechselte das Management des Hafens in Nacala. Angeblicher Besitzer: Die Insitec Ltd von Celso Correia. In Wirklichkeit ist er der Strohmann von Präsident Guebuza. Die Übernahme beunruhigt die Amerikaner deshalb, weil die Hafenbehörde seit Jahren tatenlos zusieht, wie dort Unmengen Drogen von Südostasien durchgeschleust werden.

Präsident Guebuza hat inzwischen ein neues Betätigungsfeld gefunden: Die Glücksspiel-Gesetze wurden massiv gelockert – ein weiteres Vehikel für Geldwäscherei, befürchtet US-Diplomat Todd Chapman.

Wikileaks-Depeschen: 10MAPUTO8610MAPUTO80,09MAPUTO71309MAPUTO1291

 

Millionen aus Genf: Mandelas Enkel in Finanz-Affäre verwickelt

Tuesday, November 2nd, 2010

Sie erhalten Millionen aus der Schweiz, bezahlen aber ihre eigenen Arbeiter seit Monaten nicht. Nelson Mandelas Enkel Zondwa Mandela sorgt mit einem Neffen des Präsidenten Südafrikas für Ärger.

von Christian Bütikofer

Die südafrikanische Investment-Firma «Aurora Empowerment Systems» zahlt tausenden Arbeitern zweier Goldminen seit Februar keinen Lohn mehr, obwohl die Firma aus der Schweiz 13 Millionen Rand (umgerechnet 1,8 Millionen Franken) erhalten hat.

Dies berichtet die südafrikanische Zeitung «The Witness». Aurora habe Gelder in Millionenhöhe von der Genfer «Global Emerging Markets» (GEM) erhalten. Völlig unklar sei, wo die Gelder versickerten.

Statt Lohn gibts Lebensmittelrationen

Die Minenarbeiter haben bisher nichts gesehen, obwohl ihnen die Löhne bis spätestens Ende September versprochen wurden.

Seit Monaten müssen die Minenarbeiter von Lebensmittel-Rationen leben, die ihnen die Gewerkschaft National Union of Mineworkers (NUM) liefert.

Aurora investiert unter anderem in die Ausbeutung von Bodenschätzen. Das Konglomerat trat als Retter von zwei Goldminen auf, die unter Liquidation stehen und vorher der Firma Pamodzi Gold gehörten.

Politisch vernetzte Entourage

Aurora ist bestens vernetzt: Zondwa Gadaffi Mandela, Khulubuse Zuma und Michael Hulley stehen der Firma vor. Zondwa Mandela ist der Enkel des Ex-Präsidenten Nelson Mandela. Khulubuse Zuma wiederum ist der Neffe von Südafrikas Präsidenten Jacob Zuma und fungiert als Familiensprecher. Michael Hulley ist der persönliche Anwalt des Präsidenten.

Ein Dream-Team seien die Mandela-Zuma-Sprosse und Khulubuse Zuma protzte mit «deep pockets» – seine Firma verfüge über grosse Geldreserven. Er wolle spätestens in 10 Jahren jährlich 10 Milliarden US-Dollar umsetzen.

Im April berichtete «Mining Weekly», GEM habe mit Aurora ein Equity Capital-Agreement im Wert von 750 Millionen Rand (umgerechnet etwa 150 Millionen Franken) abgeschlossen. Bisher sind offenbar erst die verschwundenen 13 Millionen Rand geflossen.

Kurz nach Bekanntgabe der Schweizer Investoren meldete sich Frans Baleni von der Gewerkschaft NUM zu Wort: Mehr als 2 000 Grootvlei-Arbeitern habe man die Wasserzufuhr abgestellt, das sei völlig inakzeptabel. In Grootvlei liegt eine der zwei Minen, die Aurora von der Firma Pamodzi Gold aufgekauft hatte.

Milliarden-Deals in Asien

Obwohl Zuma offenbar kein Geld hat, um seine Angestellten zu entlöhnen und für die Infrastruktur zu sorgen, wickelte er gemäss dem «Business Report» mit seiner Impinda Gruppe Milliarden-Deals ab – unter anderem mit Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering aus Südkorea und der chinesischen Donfeng Motor Gruppe.

Daneben flog er in die Demokratische Republik Kongo und schnappte Konkurrenten Ölfelder vor der Nase weg, die ursprünglich ihnen zugeschlagen wurden, berichtet «Business Report».

Weiterer Link in die Schweiz

Auch hier liess Khubuluse Zuma seine Schweizer Kontakte spielen. «Bloomberg» berichtete, für den Kongo-Deal seien zwei Firmen auf den Britischen Jungferninseln gegründet worden (Caprikat und Foxwhelp), als Zumas «technischer Berater» fungiert der Italiener Giuseppe Ciccarelli, Direktor der Medea Development SA, eine Firma aus Luxemburg mit Zweigniederlassung im Tessin.

Khulubuse Zuma frönt einem ausgesprochen aufwendigen Lebensstil, mit Nobekarossen, teuren Hotels und ausschweifenden Partys. Er, seine Geschäftspartner Mandela und Hulley stehen mit der Firma Aurora aber nicht nur wegen ihrer unakzeptablen Lohnpolitik in der Kritik.

Mitte August erschossen Sicherheitskräfte der Firma mehrere Personen, die sich auf dem Gelände einer Mine befanden. Aurora behauptete, es habe sich um «illegale» Arbeiter gehandelt, die Waren gestohlen hätten.

© Aargauer Zeitung, 02.11.2010

«Spiele der Schande»: Schweizer Firmen involviert

Friday, October 22nd, 2010

Fast täglich erschüttern Indien neue Korruptions-Fälle: Während der «Commonwealth Games 2010» sollen sich diverse Politiker und Unternehmen die Taschen gefüllt haben. Recherchen zeigen: Auch Schweizer Firmen sind betroffen.

von Christian Bütikofer

Sie hätten ein glorioses Sportfest werden sollen, die «Commonwealth Games 2010», die diesen Oktober in Indien über die Bühnen gingen.

Neu Dehli sollte der Welt im besten Licht präsentiert werden, Indien endlich aus dem Schatten Chinas treten. Einige Politiker wurden nicht müde zu betonen, man wolle die Olympiade 2008 in China bei weitem übertreffen.

Der Anlass wäre dafür durchaus geeignet gewesen. Die «Commonwealth Games» sind die Olympiaden der ehemaligen britischen Kolonien und müssen sich hinter der Olympiade nicht verstecken: 74 Nationen waren vertreten, Top-Athleten aus der ganzen Welt kamen nach Asien.

Statt Stolz herrscht Katzenjammer

Seit dem Ende des Anlasses am 14. Oktober aber herrscht nicht Stolz sondern Katzenjammer. In der indischen Presse äussern sich Scham und Wut auf die Veranstalter, von «Spielen der Schande» ist die Rede.

Recherchen verschiedener Zeitungen zeigen seit Tagen, dass sich gewisse Personen am Anlass schamlos bereicherten.

Mehrmals tauchen dabei Firmen aus der Schweiz auf.

Die letzte Enthüllung machte die Zeitung «Headlines Today» – sie betrifft die Firma Nüssli aus Hüttwilen im Kanton Thurgau, die auf Eventbauten für Grossanlässe im Bereich Sport und Kultur spezialisiert ist.

Nüssli erhielt einen Grossauftrag für sechs Veranstaltungsorte. Der Vertrag sei ein «Meilenstein in der Geschichte von Nüssli», meinte Manager Christian Künzli. Verschiedene indische Quellen schätzen den Wert des Auftrags auf umgerechnet 29,6 Millionen Franken (Rs 141 crore, 1’410’000’000 Rupien).

Razzia bei Nüssli Indien

Der «Meilenstein» dürfte Nüssli noch Kopfzerbrechen bereiten. «Headlines Today» machte interne E-Mails publik, in denen sich ein indischer Verantwortlicher bitter über die Qualität der Nüssli-Ware beschwerte.

Statt hochwertige Produkte seien minderwertige Geräte geliefert worden – etwa Klimaanlagen. Auch sei der Preis für die Produkte viel höher veranschlagt worden, als dies normalerweise der Fall sei, schreibt «Headlines Today».

Die «Times of India» berichtete, dass für den Abbruch der Anlagen von einer Firma 98 Rupien per Kubikmeter Schutt veranschlagt wurde, während Nüssli für die gleiche Arbeit satte 13’368 Rupien kassierte.

Indische Steuerkommissäre führten am Dienstag im Zusammenhang mit solchen und anderen Unregelmässigkeiten an 23 Orten Razzias durch – dabei seien auch die Räume von «Nüssli India» / «Comfort-Net» durchsucht worden, berichtet «India Today».

Gegenüber der indischen Presse wollte sich Nüssli-Pressesprecherin Karin Ruhland nicht äussern. Auch der «Aargauer Zeitung» sagte Jonas Eberhardt von der Nüssli-Gruppe nur, man kommentiere die Vorfälle in Indien momentan nicht.

Auch Zeitmesser-Firma betroffen

Neben Nüssli wird in Indien auch über die Zeitmessungs-Firma «Swiss Timing» berichtet. Für die Resultatmessungen habe die Firma den Zuschlag bekommen – für umgerechnet 23 Milionen Franken (Rs 112 crore, 1’120’000’000 Rupien).

Der Preis war fünfmal so hoch, wie für einen vergleichbaren Auftrag in Australien. Die überhöhten Zahlen wurden gemäss «India Today» an der Finanzbehörde vorbeigeschmuggelt.

Kleiderhersteller baut Sportbeläge

Kurz vor den Spielen wurde bekannt, dass ein Kleiderhersteller, der über keinerlei Erfahrung im Bereich Leichtathletik-Laufbahnen verfügte, gleich siebenmal den Zuschlag für den Bau von Sportbelägen erhielt.

Wieder wurde der Deal für einen Betrag abgewickelt, der deutlich über dem Marktpreis lag. Zusätzlich wurden die Regeln für die Vergabe gebeugt, damit die Kleiderfirma überhaupt mitbieten konnte.

Die einzige «Kompetenz» der Kleiderfirma war, dass sie für das schweizer Unternehmen Conica als Intermediär schon einmal einen Deal einfädelte. Die Schaffhauser Conica Sportbeläge gehört heute zum deutschen Chemieriesen BASF.

© Aargauer Zeitung, 22.10.2010

Wie zwei Frauen korrupte Polizisten enttarnten

Saturday, September 11th, 2010

Dieses Wochenende findet in Wien ja mal wieder der Kongress des International Press Institute statt.

Dabei stiess ich auf den Blog-Eintrag «The Dangers of Reporting on Corruption». Die zwei Journalistinnen Wendy Ruderman und Barbara Laker der «Philadelphia Daily News» hefteten sich korrupter Polizeibeamten an die Fersen.

Natürlich wurden sie bei der Recherche behindert und nicht nur durch Anwälte bedroht. Sie liessen sich nicht beirren und stellten über Monate aufwendige Nachforschungen an – die Zeitung gewährte ihnen die dafür nötige Zeit, Unterstützung und Mittel.

Mit ihrer Arbeit gewannen sie den Pulitzer Preis für die beste investigative Leistung 2010.

Die ganze Serie ist bei der «Philadelphia Daily News» online abrufbar: Tainted Justice

Nebenbei erwähnt: Wer sich fürs Thema interessiert, statt Philly ist Baltimore inbegriffen, der sollte sich mal die Serie «The Wire» kaufen. Gibts bisher nur auf Englisch. Aber wie so praktisch alle HBO-Produktionen, TV vom Feinsten.