Archive for the ‘IT’ Category

Die LUCK24 beim Wort genommen

Friday, February 11th, 2011

Die österreichische LUCK24 IT-Service und Fulfillment GmbH (ehemals LUCK24 Lottotippgemeinschaft GmbH) steht seit Monaten unter Verdacht, Zentrale einer gigantischen Abzocke mit Gewinnspielen (u.a. Lotto-Tippgemeinschaften) zu sein: Stichwort «Wiener Karussell».

Im Kern geht es darum, dass x Firmen aus dem Umfeld der LUCK24 vornehmlich bei Deutschen auf deren Konti über Monate (also mehrfach) unerlaubt Abbuchungen vornahmen – immer kleine Werte zwischen 30 und 60 Euro. Das ist in Deutschland möglich, weil dort – im Gegensatz zur Schweiz – Firmen nur schon mit dem Wissen der Kontodaten einfach mal Beträge per Lastschrift abbuchen können. Die «Kunden» müssen dann selbst schauen, dass auf ihrem Konto alles mit rechten Dingen zugeht. Den Callcenter-Mitarbeitern kam dabei der Auftrag zuteil, durch diverse Tricks bei den Opfern die Bankkonto-Nummern in Erfahrung zu bringen.

Anmerkung: Natürlich kann auch in der Schweiz automatisch abgebucht werden, per «LSV» – LastSchriftVerfahren. Das ist aber nur dann möglich, wenn der Kunde nach dem Auftrag an eine Firma seinen Willen nochmals handschriftlich bei der Bank bezeugt. Das heisst: Keine Chance für Drücker irgendwelcher Callcenter. Meist wird hier LSV benutzt für Internet-Zugang, Miete, Auto/Motorrad-Steuer oder Telefon-Abrechnung.

Die Zahl der Geschädigten in Deutschland hat die Millionen-Grenze längst überschritten – denn die Möglichkeit für diese «innovative Masche» existierte schon sehr lange und wurde bereits in den 90er-Jahren angewandt. (dazu nächste Woche mehr in der «Aargauer Zeitung». Nur soviel: Hunderttausende solcher Daten wurden damals unter anderem direkt beim Axel Springer-Verlag geklaut)

Der Schaden, der mit diesem Datenschacher angerichtet wird/wurde, kann sich jeder selbst ausrechnen: Kleinster gemeinsamer Nenner (KgN) aktuell: 100’000 x 30 € minus einige Prozente, die die Abzocke bemerkten und bei ihrer Bank Widerruf einlegten.

Obwohl diese Masche seit langem «in» ist, wurde diese Betrügerei erst durch diverse Medienberichte auf Heise [1] [2] [3] [4] , WiWo, Handelsblatt, Spiegel usw. allgemein bekannt.

Diese Blätter machten 2008 publik, dass sich offenbar massenhaft vertrauliche Kundendaten von Lotto-Spielern seriöser staatlicher Lotto-Gesellschaften – die Rede war von hunderttausenden Datensätzen – «selbständig» machten und von diversen unauthorisierten Callcenter-Mitarbeitern «bearbeitet» wurden.

Doch wie gesagt, dieser Vorfall war beileibe nicht der erste seiner Art: Anfang 2006 berichteten deutsche und österreichische Medien über illegale Abbuchungen im grossen Stil. (Auch dazu wirds in der Aargauer Zeitung mehr zu lesen geben, die Ursprünge aber gehen wieder auf die 90er-Jahre zurück.)

Im Zuge des aktuellen Skandals hatte es Geschäftsführer Stephan Kleinanders LUCK24 auch ins Hauptprogramm des ORF geschafft:

Teil 1:

Teil 2:

Teil 3:

Die LUCK24-Verantwortlichen versuchten die kritische Berichterstattung mit allen Mitteln zu behindern. Auch ein ehemaliger ORF-Mann legte sich für die LUCK24 nach Kräften ins Zeug.

In der Schweiz war die Entourage der LUCK24 bisher kaum ein Thema – abgesehen von wenigen Berichten in der Lokalpresse und zwei kleinen Storys im «Blick». Dies vor allem aufgrund eines schillernden Schweizer Treuhänders aus diesem Umfeld, der seit Juli 2010 wegen des Verdachts auf gewerbs- und bandenmässigen Betrugs in Deutschland in U-Haft sitzt.

Die bisher unscheinbare Deutsch-Österreichische Callcenter-Mafia und deren Schweizer Helfer haben hier bisher nicht jene Beachtung erfahren, die ihnen gebührt.

Doch erstmals zurück zur LUCK24:

Nachdem immer wieder unbequeme Journalisten aus Deutschland und dann auch aus Österreich vor den Türen der LUCK24 in Wien – vergeblich – wissen wollten, was bei dieser Firma eigentlich abgeht, veröffentlichte deren Geschäftsführer Kleinander eine Videobotschaft auf seiner Website. Sozusagen als Statement für alle zukünftigen unbequemen Anfragen.

Darin äussert sich der Herr Magister in breitestem «Wiener-Schmäh» so:

Guten Tag,

mein Name ist Stephan Kleinander, ich bin seit der Gründung im Jahr 2003 der Geschäftsführer der Luck24 GmbH.
Wir sind ein kleines mittelständisches Unternehmen, welches aktuell acht Mitarbeiter beschäftigt.

(Anmerkung: Auf der Website luck24.at ist aktuell die Rede von einer «international tätigen Unternehmensgruppe» mit «rund 30 hochspezialisierten Mitarbeitern in Deutschland, Österreich, der Slovakei und Spanien»)

Wir haben uns auf IT-Dienstleistungen und Web-Programmierungen spezialisiert, dort im Konkreten auf die
Kundenverwaltung von Gewinnspielclubs und Lottospielgemeinschaften.
Wir als Luck24 rufen keine Leute an, werben keine Leute, buchen bei den Leuten nicht ab und handeln auch nicht mit deren Adressen.
Unsere einzige Aufgabe ist es, die fix und fertigen Kundendaten, die wir von unserem Auftraggeber übermittelt bekommen, in unsere Verwaltungssoftware zu importieren und danach die Bestätigungsbriefe mit den Preisübersichten, den AGBs und den Widerrufsbelehrungen an die Kunden zu versenden.
Erst danach beginnt unsere eigentliche technische Dienstleistung mit der Anmeldung der Kunden bei diversen Spielformen. Zusätzlich haben wir für die Kunden eine Service-Hotline eingerichtet, an die sie sich jederzeit mit ihren Anliegen, Beschwerden oder Wünschen wenden können.
Leider sind wir in der jüngsten Vergangenheit Opfer von diversen Unterstellungen und übelsten Verleumdungen geworden. Wobei die einzige Quelle dafür ein anonymer Internetblog ist, von dem wir heute wissen, dass er von einer äusserst dubiosen Person betrieben wird.»

(Anmerkung: Die «dubiose Person» ist ein ehemaliger Geschäftsführer und Aussteiger aus dem Umfeld der LUCK24, der hinter dem Blog «Betrugskartell mit Zentrale Wien» steht.)

Danach folgt noch, wen die LUCK24 jetzt wie zur Rechenschaft ziehen will usw.

Wie verhält es sich nun mit Kleinanders wohlfeilen Sätzen? Er muss es ja wissen, ist seit 2003 ganz vorne mit dabei.

Noch zwischen 2006 und 2007 bot die LUCK24 folgendes an:

BILLING

Integration unterschiedlicher Zahlungsmöglichkeiten in Ihre Geschäftsprozesse:

  • Lastschriften für Österreich, Deutschland, Spanien und Polen
    (andere Länder auf Anfrage)
  • Realtime Kreditkartenprocessing (Visa, Mastercard, Diners)
  • Paybox – “zahl´s mit dem Handy”
  • Bill-It-Easy
  • Firstgate Click & Buy
Den Fokus aufs «Abbuch-Know-How» muss ich wohl nicht extra betonen.

Im Bereich «Fulfillment» war man auf folgende Eckzahlen stolz:


Mit folgende Kapazitäten können wir hier aufwarten:

  • Druckvolumen pro Tag: ca. 140.000 A4-Seiten s/w (auch duplex möglich)
  • ca. 50.000 Kuvertierungen & Frankierungen pro Tag
  • Kapazität pro Tag ca. 1.000.000 E-Mails zu versenden

Das Haus beherrschte aber noch ganz andere Spezialitäten – und jetzt wirds wirklich gaaaanz lang:

CONSULTING

Unternehmensführung / Managementberatung
MitarbeiterInnen
Marketing
Organisation
Technik / Technologie
Logistik
Finanz- und Rechnungswesen
Umweltmanagement
Beratungen in außenwirtschaftlichen Belangen
Wirtschaftsmediation

Unternehmensführung / Managementberatung

  • Strategieentwicklung
    Unternehmensanalyse (Schwachstellenanalyse)
    Entwicklung und Anpassung von Unternehmenskonzeptionen
    Strategische Unternehmensplanung
    Corporate Identy, Corporate Design, Corporate Culture Konzeptionen
  • Aufbau von Management-Informationssystemen
  • Betriebswirtschaftliche, technische und organisatorische Beratung im laufenden Prozess und bei Unternehmensgründungen, -umwandlungen, -nachfolgen, -übernahmen und –liquidationen
  • Beziehungs- und Prozessmanagement; Konfliktmanagement
  • Kooperationen/Joint Ventures
    Bewertung von Unternehmen
    Beteiligungsplanung
    Feasibility Studies
    Due Diligence Überprüfungen
  • Mergers & Acquisitions Consulting
    Beratung bei Unternehmensveräußerungen
    Fusionsberatung
    Patentverwertung
    Bewertung von Unternehmen
  • Beratung bei Management Buy-Out
  • Unternehmensverwaltung und treuhändige Verwahrung von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen
  • Sanierungen von Unternehmen, Krisenmanagement
  • Controlling
    Unternehmenssteuerung und -planung
    Konzeption von Controllingsystemen (z. B. in Finanz, Marketing, Personal, Logistik )
    Ist-Analyse
    Planung mit Maßnahmen
    Abweichungsanalysen
  • Management auf Zeit
  • Projektmanagement
  • Innovationsberatung
  • Unternehmenskultur
  • Coaching
  • Supervision
  • Infrastrukturanalysen
  • Standortberatung

MitarbeiterInnen


Human Resources

  • MitarbeiterInnen-Politik und -Strategie
    Entwicklung und Implementierung von Führungsgrundsätzen und -systemen
    Strategische MitarbeiterInnen-Planung
    Quantitative und qualitative MitarbeiterInnen-Bedarfsplanung
    Seite 10 von 17
  • Analyse und Organisation des MitarbeiterInnen-Systems
    Stellenbeschreibung und -entwicklung, Funktionendiagramme
    Stellen-, Leistungs- und Arbeitsplatzbewertung
    Anforderungs- und Fertigkeitsprofile
    Karriereberatung, Coaching
    Nachfolgeplanung
    Erstellung von Entgeltsystemen
    MitarbeiterInneneinsatz und -planung
    Arbeitsgestaltung
    Bewertung und Entwicklung von Arbeitszeitmodellen
    Unternehmens- und Umweltanalyse
  • Mitarbeiterförderung
    Beschreibung und Förderung von Mitarbeiterpotentialen
    Evaluierung von Mitarbeiterleistungen
    Eignungs- und Potentialuntersuchungen
    Erstellung von Aus- und Weiterbildungskonzepten
    Training und Trainingscontrolling
    Organisation und Durchführung von Seminaren, Kursen, Lehrgängen und Vortragsveranstaltungen
  • MitarbeiterInnen-Marketing
    Internes und externes MitarbeiterInnen-Marketing, Strategien zur MitarbeiterInnenplanung und -förderung, Gestaltung der Führungsarbeit
    Image Kampagnen, Public Relations
    Arbeitsmarkt-, Image-, Umfeld-, Berufsforschung
    Suche und Auswahl von Mitarbeitern
    Einführung und Einarbeitung von Mitarbeitern
    Arbeitsvermittlung gemäß den Bestimmungen der Gewerbeordnung und des Arbeitsmarktförderungsgesetzes
  • MitarbeiterInnen-Administration
    Planung von MitarbeiterInnen-Informationssystemen
    Organisation der MitarbeiterInnen-Verwaltung
  • MitarbeiterInnen-Forschung
    Betriebsklimaanalysen
    Fluktuations- und Fehlzeitanalysen
    Gehaltsvergleiche
  • MitarbeiterInnen-Abbau, Outplacement
  • Gender Mainstreaming und Diversity Management (Maßnahmen zur Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit und Bearbeitung von Unterschieden in Mitarbeitergruppen)
  • Arbeits- und Sozialrecht

Marketing

  • Entwicklung von Marketingkonzepten und -strategien
    Strategische Marketingplanung
    Marktsegmentierung und Zielgruppenidentifikation
    Innovationsmarketing und Diversifikation
    Produktmanagement, Angebotsoptimierung
    Politik der Absatzwege und -methoden
    Absatzplanung und -kontrolle
    Aufbau und Verbesserung des Marketing-Controlling
  • Marketing-Logistik/Distribution
    Aufbau von Vertriebsorganisationen
    − Vertriebsplanungs- und -steuerungssysteme
    − Realisierung von Auftragsabwicklungsorganisationen (administrativer Verkauf)
    − Aufbau von Außendienstorganisationen (operativer Verkauf)
    − Produktvermarktung
    − Akquisitionskonzepte
    − Franchise-Konzepte
  • Marktanalyse, – beobachtung und -prognose
    Marktuntersuchungen, Nachfrageanalysen
    Imageuntersuchungen
    Beurteilung der Mitbewerber
    Markt-Portfolio-Analysen
    Aufbau von Marktinformationssystemen, Kundenprofilierung
    Markenpolitik
    Standortanalysen
  • Preis- und Konditionenpolitik
  • Exportmarketingberatung
    Exportkonzeptionierung
    Auslandsmarktforschung
    Koordinierung bilateraler bzw. multinationaler Kooperationen
    Lizenzen
    Joint Ventures
  • Konzeptionierung der Marktkommunikation
    Beratung in kommunikationsstrategischen Fragen
    Entwicklung und Ausarbeitung von betriebswirtschaftlichen Basiskonzepten für Werbekampagnen, PR, Sales Promotion und Verbraucherinformationen (Agenturbriefing)
    Produktinformationen
    Corporate Identity-Konzepte
    Einsatz von Verkäufern bzw. persönlicher Verkauf
  • Customer Relationship Management (CRM)

Organisation

  • Organisation
    Aufbauorganisation
    Ablauforganisation
    Organisationsentwicklung
    Prozessmanagement und Organisation
    Leanmanagement
  • Organisation und Büroplanung
    Aufgaben und Tätigkeitsanalysen
    Bürokommunikation
    Aufbau des Beleg- und Formularwesen
    Dokumentation, Registratur, Archivierung, Bibliothekswesen
    Einsatz technischer Kommunikations- und Organisationsmittel
    Büroraumplanung
    Arbeitsplatzgestaltung
    Beratung in arbeitstechnischen Fragen
  • Hardware- und softwareherstellerunabhängige Beratung über aufgabenadäquaten Einsatz von Hard- und Software zur Unterstützung systemspezifischer (wirtschaftlicher, kommunikativer und technischer Abläufe)
    Ablauf- und Aufgabenplanung unter Einsatz von Informationstechnologie
    Lösungsspezifische Konzeption und Auswahl von Hardware- und Systemkomponenten
    Auswahl der entsprechenden Anwendungssoftware
    Datenschutzberatung
  • Qualitätsmanagement
    Entwicklung und Realisierung von Qualitätssicherungsmaßnahmen
    Ausarbeitung und Dokumentation für die Qualitätsplanung und –sicherung (ISO-Zertifizierung)
    Total Quality Management
  • Informationsmanagement
    interne und externe Informationsbeschaffung, Informationsverwaltung
    Informationsverarbeitung und Auswertung
    Aufbau von Management-Informationssystemen
    Konzeption und Definition des Informationsbedarfs

Technik / Technologie

  • Analyse und Wirtschaftlichkeitsbeurteilung von technischen Investitionen und Produkten
  • Produktentwicklung/Produktdesign
    Produktbezogene Innovationsberatung
    Ideenmanagement, Kreativitätstechniken und -management
    Wertanalyse
  • Produktionsplanung und Steuerung
    Erstellung von Produktionsplänen
    Materialplanung und -steuerung
    Kapazitätsplanung und -steuerung
    Durchlaufzeit- und Terminermittlung
    Ausarbeitung von Arbeitsunterlagen
  • Produktions- und Fertigungstechnik
    Betriebswirtschaftlich-organisatorische Planung technischer Prozesse
    Optimierung produktions-, fertigungs- und verfahrenstechnischer Abläufe
  • Technische Organisation und Automationstechniken
    Wirtschaftlichkeitsbeurteilungen beim Einsatz von Automationstechniken
    Planung und Auswahl von PPS-Systemen
    Einsatz EDV-gestützter Hilfsmittel (z.B. Netzplantechnik)
  • Technologieberatung
    Betriebswirtschaftliche Bewertung der Einsatzmöglichkeiten und Auswahl neuer Technologien (z. B. Mikroelektronik, flexible Automation neue Werkstoffe und neue Bearbeitungsverfahren etc.)
    Einführungsplanung und –organisation
  • Arbeitsvorbereitung und Arbeitstechnik
    Arbeitsanalyse und Zeitwirtschaft
    Arbeitsplanung
    Entwicklung und Aufbereitung arbeitstechnischer und betriebswirtschaftlicher Kennzahlen und Statistiken
    Ergonomie
  • Betriebsstättenorganisation

Logistik

  • Konzeption der Beschaffungs-, Produktions- und Distributionslogistik
  • Lagersystemplanung und Bestandsmanagement
  • Funktionale Planung für Fertigungs-, Lager-, Produktions- und Verwaltungsbetriebe
  • Auswahl und Konzeption von Logistiksystemen und Logistiksoftware, Transportoptimierung

Finanz- und Rechnungswesen

  • Produktivitäts-, Wirtschaftlichkeits-, Rentabilitäts- und Bilanzanalysen
  • Erstellen von Erfolgs- und Betriebsergebnisrechnungen
  • Beratung auf den Gebieten Finanz- und Investitionsrechnung, -planung sowie Kostenrechnung und Kalkulation
  • Planungsrechnung und Budgetierung
  • Betriebswirtschaftliche Statistik
  • Liquiditäts- und Förderungsmanagement; Beratung bei der Kapital-beschaffung
  • Betriebswirtschaftliche Sonderprobleme im Rahmen des Operation Research und der mathematischen Planungsrechnung
  • Aufbau und Organisation des betrieblichen Rechnungswesens
    * Einrichten der Buchführungsorganisation
    * Einrichten der Lohn- und Gehaltsverrechnung, Abrechnung Lohnarten bestimmter (d.h. abgabenrechtlich klassifizierter) Belege1)
    * Beratung auf dem Gebiet der Organisation und Führung des betrieblichen Rechnungswesens2)
    * Selbständige Führung von Büchern und Aufzeichnungen sowie Statistiken und Rechenwerken jeder Art für betriebswirtschaftliche Zwecke (Planungs- und Kostenrechnungen etc.)
    * Berücksichtigung steuer- und abgabenrechtlicher Fragen1)
    ———————————————————–
    1) Die hier angeführten Tätigkeiten sind ausschließlich in unmittelbarem Zusammenhang mit einer im Einzelfall erbrachten gewerblichen Beratungsleistung zu sehen. Die damit verbundene Rechts- und Steuerberatung darf niemals selbständig neben die anderweitigen Berufsausgaben treten oder gar im Vordergrund stehen bzw. angeboten werden.

    2) Soweit diese keine steuerlichen Fragen i.e.S. zum Gegenstand haben.

Umweltmanagement

  • Unternehmensstrategie und -politik
    Strategische Positionierung des Unternehmens für ökologische Entwicklungen;
    Bewertung der Umweltrisiken für Standorte, Fusionen und Sanierungen
  • Projektmanagement für Umweltschutzprojekte
  • Organisation
    Verantwortung der Führungsebenen und Mitarbeiter im Umweltmanagement,
    Funktionen und Abläufe mit Umweltauswirkungen
  • Informationssysteme
    Konzept für ein unternehmensweites Umweltinformationssystem; unabhängige Evaluierung und Auswahl der Standardsoftware
  • Personal
    Schulung der Mitarbeiter über Umweltschutz- und Arbeitssicherheits-maßnahmen; unternehmensweite Trainingsprogramme und ökologischer Lernprozess
  • Controlling
    Aufbau des umweltbezogenen Rechnungswesens; Umweltkennzahlensystem;
    Beratung über Förderungen für Umweltschutzprojekte und –maßnahmen
  • Öko-Bilanzierung
  • Produktion und Logistik
    Optimale Produktgestaltung (Recycling, Wiederverwendung etc.); Aufbau und Einführung umweltgerechter Beschaffungs- und Distributionspolitik;
    umweltgerechte Optimierung der Produktionsprozesse (Verfahren, Abläufe)
  • Sicherheits- und Risikomanagement
    Sicherheits- und Risikoanalysen; Alarm- und Gefahrenabwehrpläne; Bescheid- und Auflagenmanagement
  • Umweltrecht
    Beratung zum Stand des nationalen und internationalen Umweltrechts
    „Legal compliance“-Darstellung des Unternehmens und deren Auswirkungen;
    Erstellen der Unterlagen umweltrelevanter Projekte zur Einreichung bei Behörden
  • Marketing
    Offene Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitern über Produkte, Stoffe etc.
    Aktive Informationspolitik über Normalbetrieb und Störfälle sowie Umweltberichte
  • Öko Audit (EMAS), ISO 14000 ff
    Umweltpolitik, Umweltziele und Umweltprogramm; Aufbau und Integration des Umweltmanagementsystems; interne Umweltbetriebsprüfungen und externe Umweltbegutachtung nach EMAS (Öko Audit) oder ISO 14000.

Beratungen in außenwirtschaftlichen Belangen

  • Beratung im Zusammenhang mit der Integration des europäischen Binnenmarktes
  • Informationsmanagement
  • Gestaltung der außenwirtschaftlichen Beziehungen von Unternehmen und anderer supranationaler Gebilde
  • Beratung zur Entwicklung internationaler Kooperationen

Wirtschaftsmediation

  • Vermittlung in allen unternehmensinternen persönlichen Konflikten zwischen Einzelpersonen, Gruppen, Abteilungen und bei Mobbing
  • Vermittlung in streitigen Verhandlungen zwischen Management und Betriebsrat
  • Analyse von Konflikten innerhalb und zwischen Unternehmen
  • Beratung bei der Auswahl der Verhandlungspartner oder Verhandlungsteam
  • Unterstützung bei der Formulierung einer verbindlichen Vereinbarung
  • Begleitung bei der Umsetzung (eventuell Nachverhandlung) der erzielten Vereinbarung
  • Begleitung interner organisatorischer Veränderungsprozesse
  • Vermittlung zwischen Unternehmern / Geschäftsführern bei der Verhandlung grundsätzlicher Strukturfragen, wie z.B. Unternehmens-nachfolge, Kooperationen und Fusionen
  • Vermittlung in streitigen Verhandlungen zwischen Unternehmen, z.B. Lieferant und Abnehmer, Mitbewerber, Konzernfilialen usw.

Ich weiss nicht, wie man das in Österreich nennt, hier gilt sowas als All-in-One-Unternehmen – die Jungs der LUCK24 können einfach alles, sind ein Finanzdienstleister von A bis Z.

Besonders aufgefallen sind folgende Spezialitäten: Unternehmensplanung, Beratung bei Unternehmensgründungen, -umwandlungen, -nachfolgen, -übernahmen und –liquidationen, Kooperationen/Joint Ventures, Fusionsberatung, Patentverwertung, treuhändige Verwahrung von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen, Suche und Auswahl von Mitarbeitern, Einführung und Einarbeitung von Mitarbeitern, Entwicklung von Marketingkonzepten und -strategien, Marketing-Logistik/Distribution, Aufbau von Vertriebsorganisationen, Vertriebsplanungs- und -steuerungssysteme, Aufbau von Außendienstorganisationen (operativer Verkauf), Produktvermarktung, Akquisitionskonzepte, Franchise-Konzepte, Aufbau von Marktinformationssystemen, Kundenprofilierung, Entwicklung und Ausarbeitung von betriebswirtschaftlichen Basiskonzepten für Werbekampagnen, PR, Sales Promotion und Verbraucherinformationen (Agenturbriefing), Einsatz von Verkäufern bzw. persönlicher Verkauf, Bürokommunikation, Erstellen von Erfolgs- und Betriebsergebnisrechnungen, Beratung auf den Gebieten Finanz- und Investitionsrechnung, -planung sowie Kostenrechnung und Kalkulation, Beratung bei der Kapital-beschaffung, Aufbau und Organisation des betrieblichen Rechnungswesens, selbständige Führung von Büchern und Aufzeichnungen sowie Statistiken und Rechenwerken jeder Art für betriebswirtschaftliche Zwecke, usw. usf.

Wie steht es mit der Behauptung, man sei «ein kleines mittelständisches Unternehmen» (KMU für Schweizer Ohren)?

Fakt ist: Die ganz kleinen LUCK24-Unternehmer müssen über ganz grossartige Connections verfügen. Denn wie kann es anders sein, dass die LUCK24 es immerhin in den Formel 1-Zirkus schaffte?

Die LUCK24 erstellte für Midland F1 Racing den gesamten Webauftritt (Oder haben sie ihn etwa zu «Anschauungszwecken» (?) schlicht auf ihre Server «kopiert»? Wie andere Web-«Projekte» auch?):

Zu Midland zitiere ich einfach mal Wikipedia:

Der Rennstall Midland F1 Racing trat zur Saison 2006 die Nachfolge des traditionsreichenJordan-Teams in der Formel 1 an und wurde noch während der Saison an den niederländischen Automobilhersteller Spyker weiterverkauft. Das Team fuhr 2006 mit russischer Lizenz unter dem Namen MF1 Racing.

Der kleine Mittelständler LUCK24 bandelte aus dem Mirnichtsdirnichts mit der russisch-ukrainischen Midland Group an, hinter der der russische Wahlkanadier Alexander Shneider und sein ukrainischer Partner Eduard Shifrin stecken. Auffallend auch: die Midland Group fand besonderen Gefallen an österreichischen und bayrischen «Sponsoren».

Ich nenne das eine wahre österreichische Erfolgsstory.

Und ich frage mich schmunzelnd mit den Worten Rainhard Fendrichs: «Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehn? Haben Sie das schon erlebt?»

Alcatel Basel: 700’000 Dollar für den Parfüm-Experten

Thursday, December 30th, 2010
Alcatel zahlt 137 Millionen Dollar, um eine Betrugsklage in den USA abzuwenden. Die Akten zeigen: Alcatel Basel stellte einen Parfüm-Distributor an, um das Informatik-Haus zu «beraten».

von Christian Bütikofer

Alcatel hatte in Lateinamerika und Asien Millionen an Schmiergeldern bezahlt, um an Aufträge zu kommen. Dies teilte die US-Börsenaufsicht SEC und das Justizministerium am Montag mit.

Der Telefonanbieter Alcatel-Lucent zahlt darum lieber mehr als 137 Millionen Dollar, als ein Betrugsverfahren zu riskieren. Heisst: 92 Millionen Dollar Strafzahlung und 45 Millionen, um Zivilverfahren abzuwenden.

Das Unternehmen gab zu, mindestens 48 Millionen Dollar durch Bestechung eingestrichen zu haben. Die Korruptionsfälle fanden statt, bevor Alcatel mit Lucent 2006 fusionierte.

Der Konzern zog unzählige Aufträge mit hunderten von Consultants an Land – ein System, das Korruption geradezu anzog. Die Firma gab zu, in Taiwan, Malaysia, Costa Rica und Honduras Bestechungsgelder bezahlt zu haben.

Die Basler Alcatel Standard setzte für Schwesterfirmen praktisch alle Verträge mit den weltweit tätigen Alcatel-Vertretern und Consultants auf, steht in den Gerichtsakten, die dieser Zeitung vorliegen. Alcatel Standard heisst seit 2007 Alcatel-Lucent Trade International, der Sitz blieb in Basel.

700’000 Dollar für Nullberatung

Die Akten zeigen Erstaunliches, etwa im Fall Honduras. So heuerte die Alcatel Standard einen ganz speziellen Berater an. Seine Qualifikation: Parfüm- und Kosmetik-Distribution, ohne irgend welche Telekommunikations-Erfahrung.

Die IT-Firma bezahlte ihn für seine Experten-Meinung und andere nebulösen Dienstleistungen. Der Parfüm-Experte kassierte zwischen drei und fünf Prozent für Verträge, die Alcatel an Land zog. Zwischen September 2004 und Juni 2006 zahlte das Unternehmen dem Honduraner über 700’000 Dollar.

Enthüllungen hatten keine Konsequenzen

Die Presse in Costa Rica deckte im Oktober 2004 diese Schmierengeschäfte bei den Vertragsvergaben auf, denn auch dort öffnete die Firma ihren Geldbeutel nach Kräften.

Doch was passierte bei Alcatel? Business as usual: Der Vertrag des Honduraner Püderchen-Experten mit den guten Beziehungen wurde nicht etwa aufgelöst. Im Gegenteil, die Geschäfte dauerten bis Juni 2006 an.

Europa-Reisli für die VIPs

Daneben zahlte Alcatel dem Geschäftsführer der Telekomfirma Hondutel ein Europa-Reisli – auch die Frau durfte mit. Später zog seine Tochter durch die Städte des alten Kontinents – wieder dank Alcatel.

Auch ein Anwalt von Hondutel kam nicht zu kurz: Er und seine Tochter wurden per Privatchauffeur durch Paris kutschiert.

Fürs grosse Geld nach Costa Rica

Von Dezember 2001 bis Oktober 2004 zahlten die Alcatel-Vertreter in Costa Rica mindestens sieben Millionen Dollar Bestechungsgelder, um drei Telefonservice-Verträge im Wert von 303 Millionen Dollar ins Trockene zu schaukeln.

Dazu bestach Alcatel die Beamten des Instituto Costaricense de Electricidad (ICE), die IT-Regulierungsbehörde des Landes. Alle Führungsmitglieder des ICE wurden vom Präsidenten persönlich und dem Regierungskabinett bestellt.

Verträge wurden blind unterzeichnet

Wieder winkte Alcatel Standard die Beraterverträge durch. Deren Mitarbeiter, die die spanischen Verträge hätten überprüfen müssen, verstanden zum Teil kein einziges Wort Spanisch.

Später musste Costa Ricas Präsident José Maria Figueres zugeben, er habe über 900’000 Dollar von Alcatel erhalten – für Consulting-Dienste.

Von Staatspräsidenten zum WEF-Direktor

Ein Skandal auf höchster Ebene bahnte sich an. Denn aufgrund seines bestimmenden Einflusses auf ICE lag der Verdacht nahe, auch beim Honorar Figueres’ handelte es sich um Bestechungsgelder.

Durch seinen Anwalt liess er ausrichten, die Gelder seien legal und nach seinem Präsidenten-Amt geflossen. 2004 wurde er mit einem Direktoren-Posten beim Schweizer World Economic Forum (WEF) belohnt.

Nicht die erste Alcatel-Affäre

Alcatel sorgte auch früher schon für Negativschlagzeilen. So musste sich deren französischer Verwaltungsratspräsident Pierre Suard 1997 vor Gericht verantworten. Er war verantwortlich, dass während der 90er-Jahre die damals noch staatliche France-Telecom mit überzogenen Rechnungen massiv übers Ohr gehauen wurde.

Zu den aktuellen Fällen streute ein Firmensprecher Asche auf sein Haupt: das Unternehmen bedaure die Vorkommnisse und trage die Konsequenzen. Alcatel-Lucent sei unterdessen eine völlig andere Firma geworden, die  gegenüber Bestechung eine Nulltoleranz-Politik verfolge.

© Aargauer Zeitung, 30.12.2010

Atvisican: Wie die MPEG-Hochstapelei endete

Tuesday, July 13th, 2010

Uwe Prochnow wollte mit seiner Firma Atvisican den weltweit gültigen Videostandard MPEG mit einem «neuronalen Netzwerk» und vektorbasierten Berechnungen ablösen.

Der Deutsche vermeldete, er verwendete dabei Technologie der Sowjetrussischen Armee. Es war die Rede von Filmchen, die zwanzigmal kleiner wären, als normale MPEG-Movies. Es war die Rede von Millionengewinnen für sein neues Videokomprimierungsverfahren.

Prochnow wickelte alle um den Finger

Reihenweise krochen ihm renommierte Personen und Presseunternehmen auf den Leim: Der MDR, die Drefa, das ZDF und 3sat. Seltsam auch, dass sich die Computerkoryphäe Lorenz Hanewinkel (Mitarbeiter von Konrad Zuse, Heinz Nixdorf) für den Ostdeutschen verwendete – wie so etliche «Experten» mehr.

Auch in der Schweiz trat Prochnow mit seiner Wundererfindung auf. Wie ich es in solchen Situationen immer tue, ging ich der Sache nach – und musste bald feststellen, dass hinter der professionellen Verkäuferfassade einiges nicht stimmte:

1. Der Prediger des Video-Wunders

2. Mit Kraftnahrung zum Video-Revolutionär

3. Allcanview – Test vom Verkäufer

Jetzt bangen wohl einige Gläubiger, ob sie ihre Einsätze je wieder sehen. Am 12. September 2009 wurde über die Atvisican AG wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung das Insolvenzverfahren eröffnet (Aktenzeichen 162 IN 297/07).

Knapp zwei Jahre lang ging es, bis das Amtsgericht Essen das Konkursverfahren erzwang, der erste Antrag ging bereits am 7. November 2007 ein. Im aktuellen Insolvenzverfahren wurden x andere Vorfälle gebündelt (162 IN 297/07 und 162 IN 132/09, 162, IN 133/09, 162 IN 184/08, 162 IN 198/08 und 162 IN 79/08).

Die Atvisican, vertreten durch den Vorstand Uwe Prochnow und Christian Alpert, musste bis zum Prüfungsstichtag am 01.06.2010 beim Gericht schriftlich Widerspruch einlegen, falls sie die Forderungen bestritt.

Journalistisches Lehrstück: Wie man es nicht machen soll

Die legendäre Doku auf ZDF/3sat kann man sich auf Youtube nochmals ansehen. Dieser Beitrag ist ein Paradebeispiel dafür, wie Journalisten Geschichten versuchen mit «grossen» Namen/Firmen «hart» zu machen, obwohl nichts von der Sensationsstory je überprüfbar war.

Der Beitrag zeigt weiter, wie angebliche «Experten» dafür sorgen, dass die Erfindung seriös wird. Dabei ist es völlig egal, ob man diese «Experten» in der Zunft kennt. Da sie dem Leser/Zuseher Autorität vorspielen, haben sie für den Beitrag ihre Aufgabe erfüllt («Also, wenn ein Experte sagt, das ist was, dann ist ja sicher was dran…»).

Nicht selten verstecken sich Journalisten hinter Experten, wenn sie ihre Geschichte a) glaubhafter oder b) «hart» machen wollen, obwohl sie selbst nicht so ganz überzeugt sind von der Seriosität ihrer Story – und sie im Extremfall stoppen müssten.

1. Teil:

2. Teil:

3. Teil:

Migros scannt Blogs und Facebook

Sunday, May 30th, 2010

Yves Demuth vom «Sonntag» berichtet über die neusten Aktivitäten der Migros im Web: Social Media-Monitoring ist angesagt beim Grossverteiler. Per Knopfdruck lassen sich mit der eingesetzten Überwachungs-Software Sysomos von Orange8 persönliche Daten von Bloggern abgreifen, die sie auf ihren Internetseiten preisgegeben haben.

Und natürlich lässt sich auch feststellen, wer in den letzten Monaten die meisten Einträge zur Migros geschrieben hat.

Offenbar greifen die orangen PR-Leute dann je nach Bedarf auch aktiv in die Blogosphäre ein. Zum Beispiel wenn die Firma des «Sozialen Kapitals» mal wieder wegen Entlassungen ins Gerede kommt.

Nein, es geht nicht um die peinlichen Rausschmisse wegen «Mundraubs», die der «Blick» publik machte. Demuth erwähnt aber einen frappant ähnlichen Fall:

Momentan sind drei Personen der Abteilung für die Überwachung des Internets zuständig: Das Monitoring-Team meldet täglich ein bis zwei Blog-, Twitter- oder Facebook-Einträge der Migros-Kommunikationsabteilung, welche dann je nach Fall auf die Einträge reagiert. Vor einigen Tagen verteidigte Urs Peter Naef die Migros etwa, als der Blog «Journalistenschredder» berichtete, die Migros habe eine Kassiererin nur deshalb entlassen, weil sie die Cumulus-Punkte eines Kunden auf die eigene Karte geladen habe: «In der Migros wird niemand entlassen, ohne vorher verwarnt worden zu sein.»

iPad: Ein Eldorado für Zeitungsleser

Saturday, May 29th, 2010

Christian Bütikofer

Apples iPad ist da. Ab heute kann man das «revolutionäre» Wunderding in der Schweiz kaufen. Es katapultiert die Zeitungen ins digitale Zeitalter – auch in der Schweiz. Doch nicht alles am Gerät überzeugt.

Steve Jobs bereitet Zeitungen den Weg in die digitale Welt. Dafür hat der Apple-CEO mit dem iPad einen neuen Wurf gelandet. Wiederholt Apple den Erfolg, den die Firma mit dem iPhone-Handy hat? Und: Was ist das iPad genau, wozu taugt es wirklich? Was es draufhat – und wo es nicht genügt.

Aufgeblasenes iPhone

Auf den ersten Blick kommt einem das iPad vor wie ein überdimensioniertes iPhone, das Apple-Handy, das auf Fingerberührungen reagiert. So fühlt sich das iPad in der Bedienung auch an: Die Benutzeroberfläche ist mit Apples Handy praktisch identisch. Gesteuert wird es auf dem Bildschirm, einem so genannten Touchscreen, der auf leichtes Tippen und Streichen der Fingerkuppen reagiert. Das iPad liegt äusserst bequem in der Hand.

Farben und Konturen wiedergibt das Display prächtig und gestochen scharf. Der Touchscreen spiegelt aber schnell, direktes Sonnenlicht verstärkt diesen Effekt. In seinen Massen ist das iPad etwas kleiner als eine A4-Seite. Die Anzeigefläche ist deutlich grösser als bei jedem Handy, aber klar kleiner als bei Notebooks.

Konsumieren, nicht produzieren

Das iPad ist ein Zweitgerät, es kann weder Handys noch mobile Computer ersetzen: Leider kann man mit ihm weder einfach telefonieren noch vernünftig über längere Zeit tippen. Dafür ist die Software-Tastatur zu limitiert.

Doch obwohl das iPad für tägliche Büroarbeiten nicht geeignet ist, verfügt es über hervorragende Office-Programme, die auch Microsoft-Dokumente öffnen. Mit Google-Dokumenten macht es zuweilen Probleme.

Das Gerät ist vor allem zum Konsumieren da: Filme, Bilder, Games, Musik – das alles kann man ganz bequem nutzen. Auch Surfen oder E-Mails-Versenden ist möglich. Diese Funktionen allein genügten aber wohl nur den wenigsten Usern als Argument, sich ein Zweitgerät zu kaufen, das in der billigsten Version immerhin stolze 650 Franken kostet (vgl. Text rechts).

30 Dollar für 1400 Zeitungen

Wie beim iPhone kann man auch aufs iPad diverse Programme, so genannte «Apps», laden. Zum Schweizer Start sind bereits 5000 iPad-Apps vorhanden. Das überzeugendste Argument zum iPad-Kauf liefert eines dieser Apps. Der «PressReader» verwandelt das iPad in einen gigantischen Kiosk: Über 1400 tagesaktuelle Zeitungen aus der ganzen Welt können gelesen werden. Der Zugang ist nicht kostenlos, aber billig.

Für 30 Dollar pro Monat kann man mit PressReader jeden Tag unbegrenzt viele Zeitungen anschauen. Im Gegensatz zu allen anderen Apps von Schweizer Zeitungen liefert PressReader nicht nur Gratis-Webinhalte aufs iPad, sondern gleich die gedruckte Ausgabe als PDF-Dokument. Damit erhält man für die Kosten eines normalen Zeitungsabonnements auf einen Schlag unzählige Zeitungen pro Tag. Dank der bequemen Bedienung mit den Fingern macht das virtuelle Blättern und Schmökern in den digitalen Zeitungen auch richtig Spass.

Enttäuschend bei digitalen Büchern

Im Gegensatz zum Presseangebot enttäuscht das iPad bei digitalen Büchern. Das Gerät würde sich zwar auch hervorragend für digitale Bilder eignen, doch das Angebot ist zum Schweizer Start derart mager, dass sich ein Besuch des Shops fast nicht lohnt: Angeboten werden im Moment nur Bücher, deren Urheberrecht abgelaufen ist. Die sind zwar alle gratis, das macht das Angebot aber auch nicht besser. Immerhin existiert ein App für den Onlineshop Amazon. Damit kann man digitale Bücher lesen, die man für das Lesegerät «Kindle» kaufte.

Einsilbig gibt sich das iPad auch beim Kommunizieren: Nicht einmal einen USB-Anschluss spendierte Apple dem Gerät.

© Aargauer Zeitung / MLZ; 28.05.2010

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Schweizer IT-Journalisten: Fragwürdiges Ranking

Tuesday, May 18th, 2010

Wir Journalisten lieben Ranglisten. Wer ist top, wer flop? Auch die Werbeindustrie steht darauf.

In der Medienszene gibts das auch schon lange. Kein Jahr, wo der «Schweizer Journalist» nicht auf Ratingtour geht.

Jetzt hat sich die Firma «Performance Research Centre Ltd» mit der Website «Apollo Research» den IT-Journalisten angenommen (registrieren kann man sich gratis).

Sehr spannend, wer nach diesen Fachleuten die Schweizer Top-IT-Journalisten sind. Auch Backoffice-Mitarbeiter sind da drin… Da ist ja das Rating vom «Schweizer Journalist» geradezu topseriös.

Sorry, kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Genfer Spammer: «Ich bin kein Spamkönig»

Friday, May 14th, 2010

Meine im «Tages-Anzeiger» veröffentlichte Recherche zum Genfer Oswald Bousseau schlug in der Schweiz einige Wellen. Etliche Medien nahmen die Story auf. So die «Aargauer Zeitung», «Le Temps», «Blick am Abend», «20 Minuten», das Branchen-Magazin Inside-it.ch und auch die «Tribune de Genève».

Sie ging der Geschichte länger nach und Kollege Fedele Mendicino schaffte es, Bousseau zum Reden zu bringen. Mir gegenüber schwieg Oswald Bousseau lieber.

Im Artikel der «Tribune de Genève» übt er sich nun in Schadensbegrenzung und droht durch seinen Anwalt Klagen an:

Oswald Bousseau annonce qu’il attaquera en diffamation les médias ayant relayé la polémique, avec parfois son nom et sa photo à l’appui: «L’honneur de mon client a été gravement mis à mal», indique son avocat.

Da bin ich mal auf Anwalt Thomas Barths Klage gespannt. Und frage mich, wie er beweisen will, dass Bousseau kein international aktiver Spammer war.


Tribune De Geneve
22 Apr 2010

Bei Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse surft Google mit

Monday, December 7th, 2009
Mehrere Schweizer Banken empfangen E-Mails über eine Google-Tochter. Sicherheitsexperten sind erstaunt, dass ausgerechnet Grossbanken einen so sensiblen Bereich ausser Haus geben.

Von Christian Bütikofer
Wer Kunde von UBS, Credit Suisse oder Vontobel ist und seiner Hausbank eine E-Mail schickt, dessen Post wird zuerst mit einem Code der US-Firma Postini geprüft, bevor sie beim Schweizer Banker landet. Postini checkt, ob es sich dabei um Spam handelt.

Spam ist nicht nur für jeden Privatnutzer eine Plage. Für Firmen ist das auch ein Kostenfaktor und ein Sicherheitsrisiko. Firmen, die dazu eine effektive Lösung anbieten, waren lange sehr gesucht.

Postini aus Kalifornien hatte eine und wurde bald zum Star am Anti-Spam-Himmel. 1999 in Kalifornien gegründet, machte die Firma schon nach wenigen Jahren Gewinn; in Europa war sie aber lange unbekannt. Ende 2005 gründete Postini in der Schweiz eine Niederlassung und verkündete, man hätte jetzt in Genf und Zürich zwei Datacenter eröffnet. Die Amerikaner hatten zwei Schweizer Banken als Kunden an Land gezogen. 2007 schluckte Datenriese Google die Spambekämpfer für 625 Millionen Dollar. Durch die Übernahme wurden Schweizer Banken unversehens zu Kunden von Google.

Dass ausgerechnet die zwei grössten Schweizer Banken mit ihrem eigenen teuren IT-Wissen einen sicherheitsrelevanten Dienst wie die Spam-Bekämpfung ausser Haus geben und sich damit letztlich in die Hände von Google begeben, irritiert Sicherheitsexperten.

Auslagerung bedroht Sicherheit

Darunter sind solche, die für Schweizer Banken regelmässig sogenannte Audits durchführen, also Sicherheitstests, wo auch Hackerangriffe simuliert werden. Marc Ruef von der Zürcher Firma Scip sagt, dass er nur schon wegen Sicherheitsbedenken jeder Schweizer Bank raten würde, keine solchen Dienste auszulagern. Er weiss warum: Einige Banken sind spätestens seit dem Skandal der LGT aus Liechtenstein sensibilisiert. Dort hatte ein langjähriger LGT-Mitarbeiter Tausende von Kundendaten deutschen Behörden verkauft. Damit brachte er die Bank in enorme Schwierigkeiten und nahm letztlich die aktuelle Diskussion über Steuerbetrüger vorweg.

Ruef erinnert sich: «Als der LGT-Fall bekannt wurde, hatten wir einen Zürcher Bankkunden. Der dortige IT-Chef fragte sich darauf, ob ein Fall wie LGT auch bei ihm möglich sei. Er kam zum Schluss: Durchaus, und falls er das Outsourcing verwirklicht hätte, würde er womöglich nicht einmal etwas davon bemerken.» Diese Bank sei damals voll im Outsourcing-Prozess gestanden. Sie habe deshalb interne IT-Spezialisten entlassen. «Noch während des Outsourcing-Prozesses haben die das alles wieder rückgängig gemacht.»

Ruef ist kein strikter Gegner von Outsourcing, aber: «CS und UBS sind keine Kleinfirmen. Für ein KMU extra einen eigenen Server zu betreiben, das macht eher weniger Sinn. Bei einer Grossbank liegt der Fall jedoch ganz anders.»

Neben den Sicherheitsaspekten gibt es noch ein weiteres Thema: Wie sieht die Sache juristisch aus? Was passiert, wenn US-Behörden den E-Mail-Verkehr von Schweizer Banken überwachen möchten? Machen sich Schweizer Banken erpressbar, zum Beispiel, wenn die US-Steuerbehörde bei Google anklopft und den E-Mail-Verkehr überwachen möchte? Sind die Kunden dann sicher, bloss weil die Schweizer Banken bei einem rechtlich autonomen Google-Ableger in der Schweiz Kunden sind?

Vorbehalte auch bei Blackberry

Der TA fragte ausgewiesene Kenner um ihre Einschätzung. Ein Pionier im Internetrecht einer renommierten Zürcher Rechtsanwaltskanzlei gab dem TA ausführlich Antwort. Er will aus Befangenheit anonym bleiben, denn er beriet Schweizer Firmen bei Verträgen mit Postini. Der Anwalt hat die Verträge für seine Klienten geprüft und sagt: «Rechtlich ist bei Postini alles in Ordnung.» Die Verträge seien sauber, dafür könne er garantieren.

Was aber passieren könnte, wenn massiver Druck auf Google USA ausgeübt werde, sei schwierig zu beurteilen, die Unsicherheit sei da. Darum wollten etliche international tätige Schweizer Unternehmen keine Kunden von RIM sein, der Firma, die die Blackberry-Handys herstellt.

Der Grund: Letztlich sei das eine Firma aus Nordamerika, die Datenübermittlungen liefen über Nordamerika. Die Firmen befürchten, die Kontrolle über die eigene Firmenkorrespondenz zu verlieren.

Riesiger Kostendruck

Die Banken stehen unter einem enormen Kostendruck. Was nicht zum Kerngeschäft gehört, wird an spezialisierte Firmen im Bankensektor ausgelagert. Selbst einer dieser Outsourcer nimmt Google in Anspruch: die Incore Bank aus Zürich. Sie gehört zur Holding der Privatbank Maerki Baumann. Auch diese ist Kunde von Googles Spamfilter.

Die Schweizer Incore ist rechtlich eigenständig und unterstützt andere Banken bei internen Prozessen bis hin zur Hacker-Abwehr im Web. Als Incore-Chef Jack Hertach vom Google-Spam-Filter bei UBS, Crédit Suisse und Vontobel erfuhr, konnte er das erst nicht glauben: «Das ist mir absolut rätselhaft.»

Auch IT-Sicherheitschef Peter Stalder von Finnova in Lenzburg sagte auf Anfrage: «Ich bin überrascht, dass das eine Bank macht. Ich hätte ein mulmiges Gefühl.» Die Finnova unterstützt diverse mittlere Schweizer Banken im Outsourcing, darunter auch diverse Kantonalbanken.

Banken sehen keine Probleme

Auf Anfrage des TA gaben Sprecher von UBS, CS und Vontobel praktisch immer die gleiche Antwort: Die Banken sehen kein Problem. Eine dieser Banken wollte nicht einmal bestätigen, dass sie Kunde von Google ist – wegen «Sicherheitsüberlegungen».

Auch bei Google gibt man sich wortkarg. Im Detail wolle man sich nicht zu den Banken äussern, weil man sonst Vertragsverletzungen begehe, meint ein leitender Google-Angestellter aus Deutschland. Er verweist auf die zufriedenen Kunden weltweit. Als Referenz-Firma gibt er den deutschen Chemieriesen BASF an. Auf die Frage, ob in der Schweiz tatsächlich Angestellte vor Ort die Postini-Dienste unterstützen würden, oder ob das zentral aus den USA geschehe, wie der Bericht «Googles take on e-mail security» des Branchendienstes Cnet.com vom Juli 2009 nahelegt, sagt er: «Der Support findet lokal statt.»

Google-Schweiz-Sprecher Matthias Meyer bestätigte, dass in Zürich knapp 500 Personen beschäftigt seien. Wie viele für die Postini-Dienste zuständig sind, konnte er nicht sagen.

© Tages-Anzeiger; 07.12.2009

Die diskreten Innerschweizer Dateien-Dealer

Monday, September 8th, 2008

Die Zuger Rapidshare AG ist mit ihrem Gratis-Webspace bei Softwarepiraten sehr beliebt. Nun wurde der Firmengründer selbst Opfer dieser Szene.

Von Christian Bütikofer

Als der neue Batman-Film «The Dark Knight» diesen August in die Kinos kam, vergingen nur ein paar Stunden, bis die ersten Raubkopien im Internet auftauchten. Raubkopien-Portale wie Sceneload.to (im Jargon auch Warez-Sites genannt) stellten den Film auf die Server von Rapidshare.com und machten so die Raubkopie über einen Link allen zugänglich.

Kometenhafter Aufstieg

Rapidshare ist ein Filehoster. Die Firma stellt übers Web auf ihren Servern jedermann gratis Speicherplatz für grosse Dateien zur Verfügung. Auch herunterladen kann man die Dateien gratis. Wer die Files jedoch schnell auf dem PC möchte, der kauft sich bei Rapidshare einen «Premium»- Zugang für knapp 55 Euro pro Jahr. Innert Kürze entwickelte sich Rapidshare zu einem der beliebtesten Dienste im Web. Die Informationsfirma Alexa listet Rapidshare weltweit als Nummer 12, geschlagen nur von Topshots wie Yahoo, Google oder Wikipedia. Nach eigenen Angaben ist Rapidshare der weltweit grösste Filehoster mit einer Speicherkapazität von ca. 4,5 Petabyte (4,7 Millionen Gigabyte).

Die Firma gibt sich äusserst diskret. Wirtschaftsdaten veröffentlicht sie keine, ein Analyst der OpSec Security Group schätzte den monatlichen Umsatz jedoch auf 5 Millionen Euro. Als Geschäftsführer von Rapidshare agiert der Kaufmann Bobby Shi-Fun Chang (38). Vor seinem Engagement bei Rapidshare war er in Hamburger Unternehmen anzutreffen. Chang ist das Gesicht von Rapidshare gegen aussen.

Erfinder der Firma ist jedoch der Deutsche Christian Schmid (28), der heute in Horgen lebt und sich gegenüber den Medien bedeckt hält.

Zu Beginn seiner Karriere versuchte er sich mit dem Webshop Shop-Services.de im E-Commerce und erstellte die Forensoftware «Rapidforum». Danach folgte die Firma Rapidshare, für die er im Laufe der Zeit Investoren suchte.

Ende 2006 verlegten Schmid und seine Mitstreiter die Hauptfirma von Deutschland in die Schweiz, wo er heute als Verwaltungsrat der Rapidshare AG amtet. Zun gleichen Umfeld gehören die Firmen Rapidshare GmbH und Teraspace GmbH aus Deutschland.

Rapidshare ist eine Erfolgsgeschichte. Eine Geschichte aber auch, die ohne massenhafte Urheberrechtsverletzungen so wohl nicht geschrieben worden wäre.

Denn es ist kein Geheimnis: Obwohl der Webspace für Dateien jeder Art benutzt werden kann, es sich also nicht per se um illegale Inhalte handeln muss, so ist Rapidshare in der Raubkopierer-Szene äusserst beliebt. Rapidshare versuchte sich in der Vergangenheit immer wieder von dieser Szene zu distanzieren und entfernt auch Dateien – sofern sich der Rechteinhaber meldet.

Gefälschte Webseiten

Der Erfolg in der Warez-Szene hat auch seine Schattenseiten. Dem TA sind mehrere Webseiten bekannt, die auf Christian Schmid registriert oder wo Rapidshare-E-Mail-Adressen als Kontaktangaben benutzt wurden. Auf jenen vornehmlich türkischen Seiten wurden Links zu Raubkopien auf Rapidshare-Servern angeboten.

Der gleiche Warez-Ring registrierte über 70 Webseiten auf Schmids Adresse. In einer Stellungnahme beteuerte Katharina Scheid von Rapidshare, dass Christian Schmid damit nichts zu tun habe und die Registrierungen gefälscht seien.

Für Verwirrung dürften auch die Webseiten Rapidforum.org und Raidshare.info sorgen. Erstere hat trotz Namensgleichheit mit Schmids Forensoftware «Rapidforum» nichts mit ihr zu tun, bietet aber ebenfalls Raubkopien auf Rapidshare an. Und Rapidshare ist eine 1:1-Kopie der alten Rapidshare-Webseite, hat mit dem Original aber wohl auch nichts gemein.

© Tages-Anzeiger; 08.09.2008

Äpfel, Klone, ein bisschen Kokain

Wednesday, April 16th, 2008

Die Firma Psystar will Apple-kompatible Computer unter die Leute bringen. Das Umfeld des Unternehmens aus Miami mutet dubios an.

Von Christian Bütikofer

Seit Tagen ist die Internetwelt in Aufruhr. Die Firma Psystar aus Miami, Florida, kündigte den ersten Apple-Klon an, der seit elf Jahren auf den Markt kommt. Für nur 399 Dollar – und gegen einen Aufpreis mit vorinstalliertem Apple-Betriebssystem (Mac OS X) – gibts auf der Website von Psystar einen solchen Mac-Klon zu bestellen. Die Homepage von Psystar war zeitweise nicht mehr erreichbar, der Server litt unter dem grossen Ansturm der Internetgemeinde. Nachdem die Seite gestern wieder online war, setzte Psystar noch einen drauf und kündigte das leistungsstärkere «OpenPro Computer»-Modell an, erhältlich für 999 Dollar und ebenfalls Mac-kompatibel.

Früher waren Mac-Klone keine Seltenheit. Als Apple in den Neunzigerjahren wirtschaftlich vor dem Abgrund stand, führte die Firma ein Lizenzmodell für fremde Hardwarehersteller ein – auf deren Mac-Kopien lief das originale Apple-Betriebssystem legal. Seit Steve Jobs wieder die Zügel in der Hand hält, vergibt das Unternehmen aber keine Lizenzen zum Bau von Mac-Kopien mehr.

Umtriebige Geschäftsleute

Das Geschäftsmodell von Psystar steht daher juristisch auf schwachen Beinen. Trotzdem scheint man bei Psystar siegessicher. Das IT-Magazin «Information Week» zitiert einen Psystar-Mitarbeiter namens «Robert» damit, dass Apple seine Hardware viel zu teuer anbiete. Er zeigte sich optimistisch, was ein allfälliges Gerichtsverfahren betrifft.

Schon Psystars Geschäftsidee löst Stirnrunzeln aus. Aber auch die involvierten Personen regen zum Nachdenken an. Die Firma existiert seit knapp einem halben Jahr. Als Direktoren des Unternehmens amten Roberto Pedraza und der 51-jährige Lastwagenfahrer Rodolfo Jesus Pedraza. Sie trifft man seit 2000 entweder einzeln oder zusammen in etlichen Firmen mit diversen Geschäftszwecken an.

So mischte etwa die Expressi Networks ohne grossen Erfolg im Website-Hosting mit – sie ist inzwischen nicht mehr aktiv. Zwei weitere Firmen wurden beide ein Jahr nach Gründung 2006 schon wieder aufgelöst; diverse Websites lauten aber nach wie vor auf diese drei Unternehmen. Eine weitere Firma, die Elect Elite, existiert noch und entwickelt ein Online-Wahlsystem für Schulen. Auch in ganz anderen Geschäftsfeldern war das Umfeld von Psystar tätig. Laut dem TA vorliegenden Dokumenten wurde eine Person aus diesem Kreis in der Vergangenheit wegen einem Betäubungsmitteldelikt verurteilt.

Die Beantwortung diverser Fragen des TA per Telefon wurde von einem Psystar-Mitarbeiter abgelehnt. Per E-Mail erhalte man innert 20 Minuten Antwort, meinte er, auch von Psystar-Chef Rudy Pedraza persönlich per Telefon. Bis Redaktionsschluss erfolgte keine Reaktion.