
Im Medienmagazin «Klartext» schreibt Kollegin Bettina Büsser über Lebruments Auftritt bei Giacobbo / Müller (auch ich empfehle, den Ausschnitt unbedingt anzusehen).
Sie zitiert die verqueren Aussagen des Hanspeter Lebrument, warum bei ihm Gewerkschaften nicht willkommen sind.
Nun, früher, da war er viel direkter, da musste er nicht derart rumeiern. Dies zeigt das alte verstaubte Buch «Liquidiert» (Lenos Verlag, 1978).
«Liquidiert» dokumentierte die fristlose Entlassung Roger Schawinskis als Chefredaktor der «TAT» und was danach passierte. Die Zeitung war ein investigatives Boulvardblatt der Migros.
Nach Schawinskis Abgang warf die Migros die Journalisten auf die Strasse und stellte das unbequeme Blatt ein. Was zur Folge hatte, dass erstmals in der Schweiz eine Zeitungsredaktion streikte.
Wo kommt da Lebrument ins Spiel? Als Kommentator mischte er aktiv mit. So ist im Buch zu lesen:
[…] schliesslich liefern sich Ex-TAT-Inlandredaktor Kurt W. Zimmermann und Hanspeter Lebrument, Chefredaktor der ‘Bündner Zeitung’, im Hotel ‘Drei Könige’ in Chur ein Podiums-Redegefecht. Im überraschend gut gefüllten Saal stehen sich zwei Thesen gegenüber: “Es lohnt sich, für eine kritische unabhängige Presse einzustehen” (Zimmermann) und “Eine Zeitung sollte der Wirtschaft grundsätzlich freundlich gegenüberstehen” (Lebrument) […]
Man kann sich jetzt natürlich fragen, ob damals tatsächlich DER Zimmermann mit Worten focht, den man von Tamedia kannte und der aktuell in der Weltwoche schreibt. Die Antwort: Aber scho sicher!
Zurück zu Lebruments «Bündner Zeitung»: Der Streik erregte in der ganzen Schweiz Aufsehen und wurde von der Presse natürlich kommentiert. Die «Bündner Zeitung» war staatsmännisch angewidert:
Schawinski war wohl das Aushängeschild der “Tat”, aber er war nie Ideologe, in seiner politischen Haltung nicht in ein begrenztes Feld einzubringen. Die Leute, die letztlich innerlich bestimmten und jetzt auch den Streik ausgelöst haben, blieben lange im Hintergrund. Sie haben jetzt jedoch deutlich gemacht, dass ihnen diese Zeitung — und eine Zeitung, ein Organ, das stets auch ein Stück Oeffentlichkeit verkörpert, musste es sein — zum inneren Experimentierfeld gewerkschaftlicher Kampfführung und Ausgestaltung der Mitbestimmung diente. Die fromm-bürgerliche Auffassung, die Kampfmassnahmen gefährdeten die weitere Herausgabe des Blattes und damit Arbeitsplätze, kann doch in diesen Kreisen nicht verfangen. Den Arbeitskampf an einer Zeitung, die sich stets in die Schlagzeilen gedrängt hat und bei einem der grössten Arbeitgeber des Landes, der seiner inneren Konstruktion den Begriff des “Sozialen” herausgestrichen und auch vorexerziert hat, zu führen, ist doch eine nicht mehr wiederholbare Gelegenheit.
Der Kommentar ist selten ungelenk, die Stossrichtung aber trotz Bandwurmsätzen und Gedankenstrichen klar: Diese streikenden Journalisten sind völlig verantwortungslos und benutzen eine Zeitung als Experimentierfeld. Streik als Missbrauch.
Ich denke, das sagt doch einiges.