Aus aktuellem Anlass: Bei mir (K-Geld, Ktipp) gingen die Tage diverse Beschwerden ein, weil eine Baufirma um den so genannten Aulinger-Clan nicht mehr in der Lage ist, Bauten fertigzustellen, Käufer auf Kosten der Aulinger- Firmen in Hotels wohnen müssen, Bauten ungewöhnliche “Nachbesserungen” erfuhren, seltsame “Bauruhen” ausgerufen wurden und Auftraggebern keine Zahlungen mehr geleistet wird. Mehr noch: Die Aulinger-Gruppe bekam 2018 von der Gemeinde Horw, Luzern, einen prestigeträchtigen Bau zugeschanzt (alles per Google findbar). Seit JAHREN sind die Aulingers “Bauexperten”. Die Vergangenheit dieses Clans hat sehr viel mit Geld zu tun. Bauunternehmen waren aber nicht wirklich deren Spezialität – die Truppe aus Deutschland ist selbst nicht “unbelastet”, was Betrugsurteile anbetrifft sondern beschäftigt dazu auch noch einen rechtskräftig verurteilten Schweizer Betrüger, einen ehemaligen Notarn, in leitender Stellung (Schaden: Mehrere Millionen Schweizer Franken). Ich denke, man sollte doch wissen, mit wem man es in der Wirklichkeit zu tun hat, trotz schönem Schein auf Webseiten und Facebook. Vielleicht öffnet das dem einen oder anderen – Gemeindeverteter oder Hauskäufer – die Augen. Aber das hier einfach mal vor der grossen “Züglete” der Sippe in den kleinen Kanton:
Erstmals publiziert im Tages-Anzeiger, 2.7.2007:
Von Zug aus zockte ein Familienclan mit Adressbuchschwindel Firmen im In- und Ausland ab. Nun müssen etliche der Beteiligten vor Gericht.
Von Christian Bütikofer
Wenn Rolf Aulinger von seinem Wohnort im idyllischen Zürcher Dorf Hirzel aus hinunter nach Sihlbrugg fährt, dann beschäftigen ihn wohl meist Steuerfragen seiner internationalen Kundschaft. Und manchmal denkt er sicher an die kommende Gerichtsverhandlung in Deutschland.
Doch bis dahin bietet er aus einem engen Büro in Baar weiter seine Treuhanddienste an. Dies über «ein Netzwerk von Steuerberatern und Rechtsanwälten in fast jedem Winkel der Erde», wie es auf der Webseite seiner Firma Auconia heisst. Dieses Netzwerk ist erprobt, denn die Familie Aulinger hat es für Adressbuchschwindeleien selbst erfolgreich benutzt.
Die Aulingers schrieben seit 2004 Tausende von Privatpersonen und Firmen an, deren Adressen sie sich aus dem Handelsregister besorgten. Dabei wählten sie nur Neueinträge aus. Mit dem Schreiben boten sie die Aufnahme in ein von ihnen eingerichtetes nutzloses Internet-Adressverzeichnis an – und legten dafür gleich die Rechnung bei. Viele zahlten in der Annahme, es handle sich um die Rechnung für den kurz zuvor beantragten Handelsregistereintrag.
Damit die Masche nicht so schnell aufflog, gründeten verschiedene Personen der Familie in Panama, England, Deutschland und der Schweiz diverse Adressbuchverlage und Verwaltungsgesellschaften. In Zug gewährte ihnen Treuhänder M. K. mit seiner Hypo Treuhand eine Deckadresse. Er richtete für die Aulingers in ganz Europa Bankkonten ein, erledigte die Buchhaltung und führte Banküberweisungen durch, wie Dokumente zeigen, die dem «Tages-Anzeiger» vorliegen.
Schon bald gingen in der Schweiz zahlreiche Anzeigen ein. Daraufhin wurde das Zuger Untersuchungsrichteramt aktiv und stellte während einer Hausdurchsuchung in den Räumen der Aulingers Akten sicher. Die anschliessenden aufwändigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum (Deutschland) zeigten das internationale Ausmass der ganzen Operation. So stellten die Fahnder fest, dass über zwei Firmen mit Sitz in Panama, die über Konten in der Schweiz und in Lettland verfügten, grosse Geldbeträge verschoben wurden.
Die deutschen Beamten beziffern den Schaden auf 1,3 Millionen Euro; ihre Untersuchungsergebnisse führten in Deutschland zu Anklagen wegen Steuerhinterziehung und mehrfachen gewerbsmässigen Betrugs.
Nicht weniger als fünf Familienmitglieder waren in die Operationen massgeblich eingebunden. Wie Recherchen zeigen, waren praktisch die gleichen Personen bereits 1996 mit derselben Masche in Deutschland aktiv. Auch da wurde von den Justizbehörden Betrug festgestellt und die Verantwortlichen verurteilt. Gegen den Strohmann in der Schweiz, den Treuhänder M. K., stellte die Staatsanwaltschaft Bochum Antrag auf Strafbefehl.
Neben seinen Adressbuch-Geschäften wurde Rolf Aulinger hier zu Lande bald auch als Treuhänder tätig und fischte sich bemerkenswerte Klienten. 2005 übernahm er von M. K. die Hypo Treuhand und gründete Firmen wie die Argentum, MK2 und MK3. Alle drei gehörten zum Umfeld des Deutschen Uwe J., der 2006 in Ulm wegen Anlagebetrugs zu einer mehrjährigen Haftstrafe rechtskräftig verurteilt wurde.
Trotz Mandaten in Zug, Panama, England und der Schweiz war die Hypo Treuhand aber schon 2006 wirtschaftlich am Ende. Darauf gründete Rolf Aulinger die Auconia, zog in den Kanton Zürich und begann als Treuhänder von vorne.
Nun fungiert er in Unternehmen wie den Laboratoires Dom als Geschäftsführer. Sie bewirbt «MF III» genannte Pillen, die Plazentaextrakte von Schafen enthalten und das Resultat eigener aufwändiger Stammzellenforschung sein sollen. Diese Pillen können einfach alles: Die Haut wird jünger, die Brust straffer, der Sex besser und der Schlaf tiefer.
Die Firma existiere seit über 20 Jahren, heisst es auf deren Webseite. Dort wird munter mit «Schweizer Qualität» und den Siegeln des Amtes für Lebensmittelkontrolle St. Gallen geworben. Die zuständigen Beamten haben auf Nachfrage des «Tages-Anzeigers» von dieser Firma jedoch noch nie etwas gehört. Kontaktieren kann man das Schweizer Traditionsunternehmen an Briefkastenadressen in Baar und Zürich. Rolf Aulinger zog es vor, gegenüber dem «Tages-Anzeiger» keine Stellung zu nehmen.