Die Bundesanwaltschaft ermittelt im Umfeld des grössten Gewerkschaftsbosses Argentiniens. Der droht seinem Land mit einem landesweiten Streik und schüchtert die Presse ein. von Christian Bütikofer
Mitte März sandte Bundesanwalt Erwin Beyeler ein Rechtshilfegesuch wegen Verdachts auf Geldwäscherei nach Argentinien – und löste damit gewaltigen politischen Wirbel aus. Denn die Verdächtigen haben engste Verbindungen zum mächtigsten Gewerkschafter Argentiniens, Hugo Moyano. Er lenkt die Gewerkschaft «Confederación General del Trabajo de la República Argentina» (CGT).
Die Bundesanwaltschaft nahm ihre Ermittlungen aufgrund einer Verdachtsmeldung der Chartered Bank auf und blockierte das Konto Nummer 25491 vorsorglich. Darauf befanden sich knapp 2 Millionen Franken.
Mit Demonstranten Presse lahmlegen
Die Gelder wurden auf Ricardo Depresbiteris ausgestellt. Er ist eine schillernde Figur in Argentinien. In wenigen Jahren schaffte er es vom einfachen Lastwagenfahrer mit einem kleinen Verdienst zum Präsidenten mit Luxusjacht der Abfallbeseitigungs-Firma Covelia SA. Die Covelia gedieh unter dem schützenden Einfluss der Gewerkschaft CGT und deren Boss Moyano. Depresbiteris verneint, er sei ein Strohmann Moyanos – glauben tun ihm dies nur wenige. Diesen Januar wurde zudem bekannt, dass die Firma Covelia auch intransparente Finanztransaktionen über Uruguay abwickelte.
Als ruchbar wurde, dass die Tageszeitungen «Clarín» und «La Nación» im Zusammenhang mit dem aktuellen Rechtshilfegesuch im Umfeld Moyanos recherchieren, drohte er ihnen sogleich: Täglich würde er mit tausenden von Demonstranten die Presse lahmlegen. Das Gleiche drohte er dem Staat an, sollte das Justizministerium dem Rechtshilfegesuch aus der Schweiz stattgeben.
Dieser Aktivismus erstaunt, wird doch gegen Moyano in der Schweiz nicht direkt ermittelt.
Die Aktion aus der Schweiz wird Argentinien auf jeden Fall noch länger beschäftigen: Im kommenden Oktober stehen Wahlen an – und Moyano selbst hat grosse Ambitionen. Zusammen mit Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner will er siegen – und seine Gewerkschaftsfreunde im Kabinett platzieren.
© az Aargauer Zeitung, 22.03.2011