Schweizer Entwicklungshilfe fürs Volk und Drogenmillionen für die Elite

Die Führungsriege Mosambiks steckt tief in Drogenhandel und Geldwäscherei, berichtet ein US-Diplomat. Letztes Jahr weilte deren Kopf noch in der Schweiz und wurde von Doris Leuthard mit allen Ehren empfangen: Man feierte 30 Jahre Entwicklungshilfe. von Christian Bütikofer

Mosambiks Präsident Armando Emilio Guebuza verbrachte Mitte 2009 noch erfrischende Tage mit Bundesrätin Doris Leuthard in Kehrsatz – man feierte 30 Jahre Schweizer Entwicklungshilfe in Mosambik.

Jetzt sorgen Wikileaks-Enthüllungen für betretene Gesichter in der Entourage des Präsidenten. Die kompromitierenden Berichte von US-Diplomat Todd Chapman über Mosambiks Führungselite wanderten diesen Januar vertraulich nach Washington, jetzt sind sie im Netz.

Der Inhalt der Depeschen zeigt auch, mit was für einem Umfeld und entsprechenden Schwierigkeiten sich die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) jeweils arrangieren muss – schliesslich kann sich die Deza die Führungs-Riege in den jeweiligen Ländern nicht selbst aussuchen. Mosambik ist ein Schwerpunktland des Dezas und laut der Schweizer Botschaft in Maputo ein Erfolg.

US-Diplomat Chapman traf sich unter anderem mit einem langjährigen Geschäftsmann, der mit allen wichtigen Personen Mosambiks bekannt und befreundet ist.

Der Unternehmer will das Land für immer verlassen.

Grund: Die Führungscrew sei derart korrupt und kriminell, dass er dort nicht mehr länger normal arbeiten könne.

So kontrollierten Präsident Guebuza von der dominierenden Partei Frente da Libertação de Moçambique (FRELIMO) und Mohamed Bashir Suleiman praktisch alle legalen wie illegalen Geschäfte.

Die Quelle ist mit Präsident Guebuza seit über 20 Jahren befreundet. Nun bezeichnet er ihn als «bösartigen Skorpion, der einen sticht».

Befreiungsbewegung FRELIMO so korrupt wie nie

Die ehemalige kommunistische Befreiungsbewegung und jetzige Partei FRELIMO habe kein Interesse, das Leben der Mosambiker zu verbessern sondern es gehe vielmehr um hemmungslose Selbstbereicherung.

Mohamed Bashir Suleiman dominierte die Geldwäscherei und den Drogenhandel und fülle in Form von Kickbacks die Taschen der FRELIMO-Funktionäre. Ebenfalls in dieser Gesellschaft befinde sich Zoll-Chef Domingos Tivane und die ehemalige Premierministerin Luisa Diogo.

Ohne Präsident Guebuza läuft gar nichts

Präsident Guebuza sei in allen wichtigen Gremien vertreten, beteiligte sich entweder direkt oder indirekt an allen Grossprojekten und verdiene so jährlich hohe Millionensummen. Die Auflistung seiner Beteiligungen in den Depeschen füllen ganze Abschnitte.

Ein Beispiel für Guebuzas Geschäfte sei die Übernahme des Staudammprojekts Cahora Bassa gewesen: Mosambik übernahm von der Portugiesischen Regierung den Staudamm für 950 Millionen Dollar.

700 Millionen wurden durch ein privates Konsortium von Banken abgewickelt, den Deal fädelte ein Guebuza-Vertrauter ein. Dafür soll der damals schon amtierende Präsident 35 bis 50 Millionen Dollar als «Kommission» eingestrichen haben.

Drogenzar dank Polit-Kontakten unberührbar

Sein Kollege Mohamed Bashir Suleiman unterhalte zum Zweck der Geldwäscherei Büros in Dubai. Er sei der Drogenkönig Mosambiks und unterhalte direkten Kontakt zu Präsident Guebuza und dessen Vorgänger Joaquim Chissano.

Deshalb sei Suleiman «unberührbar», könne schalten und walten wie er wolle. Die Profite illegaler Geschäfte würden von ihm gleich wieder in legale Märkte investiert und anschliessend die Konkurrenz durch Preisdumping oder plumpe Drohung an die Wand gefahren.

Die zum Teil unverständlichen Veränderungen in Mosambiks Geldwechsel-Kurs hingen mit Geldwäscherei zusammen: Dann würden jeweils Multimillionen-Transfers mit diesem Ziel  getätigt.

Eine Quelle innerhalb der FRELIMO erwähnte dem US-Botschafter gegenüber, dass in einem derart armen Land wie Mosambik die Bedürfnisse der legalen Wirtschaft zu klein seien für die monmentan existierenden zehn Banken und 30 registrierten Wechselhäuser.

Schiffladungen voller Heroin am Strand

Die Quelle meldete peinliche Zwischenfälle: In der Vergangenheit seien ganze Schiffladungen voller Marihuana und Heroin an die Strände geschwemmt worden. Die lokalen Medien hätten aber meist Angst, darüber zu berichten. Kein Journalist wolle ein zweiter Carlos Cardoso werden.

Cardoso war ein mutiger investigativer Journalist, der 2000 ermordet wurde. Er war mitten in einer Recherche über einen massiven Bankbetrug, wo die Familie von Ex-Präsident Joaquim Chissano die Finger im Spiel hatte.

Drogen-Hafen im Besitz des Präsidenten

Kürzlich wechselte das Management des Hafens in Nacala. Angeblicher Besitzer: Die Insitec Ltd von Celso Correia. In Wirklichkeit ist er der Strohmann von Präsident Guebuza. Die Übernahme beunruhigt die Amerikaner deshalb, weil die Hafenbehörde seit Jahren tatenlos zusieht, wie dort Unmengen Drogen von Südostasien durchgeschleust werden.

Präsident Guebuza hat inzwischen ein neues Betätigungsfeld gefunden: Die Glücksspiel-Gesetze wurden massiv gelockert – ein weiteres Vehikel für Geldwäscherei, befürchtet US-Diplomat Todd Chapman.

Wikileaks-Depeschen: 10MAPUTO8610MAPUTO80,09MAPUTO71309MAPUTO1291

 

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