Zuerst «protestierten» seine Gegner in der Schweiz und bezichtigten ihn als «Volksverhetzer». Jetzt musste der Journalist Paul Lendvai eine Veranstaltung in Deutschland absagen, er wird körperlich bedroht. Der Grund: Lendvai hat ein Buch über sein Heimatland Ungarn geschrieben, das Extremisten so ganz und gar nicht gefällt.
Die Pressemitteilung seines Verlags Ecowin von Ende November im Original:
«Diskussionsveranstaltung mit Paul Lendvai wegen Gewaltandrohungen abgesagt
Die für morgen, 24. November 2010 geplante Veranstaltung „Vom Schrittmacher zum Krisenherd. Ungarn im Wandel“ mit dem österreichischen Journalisten Paul Lendvai,in Frankfurt muss aufgrund persönlicher Gewaltandrohungen gegen Herrn Lendvai abgesagt werden.
Paul Lendvai , gebürtiger Ungar und als Journalist und Publizist in Wien lebend, ist wegen seines Buches „Mein verspieltes Land“ zur Hauptangriffsfläche von rechtsnationalisitschen und antisemitischen Kräften geworden, die derzeit eine ungeheuer aggressive Kampagne gegen ihn und sein Buch führen.
Nachdem wir von verschiedenen Seiten eindrücklichst davor gewarnt wurden, dass es bei der Veranstaltung in Frankfurt am Main morgen möglicherweise nicht nur bei Demonstrationen gegen die Veranstaltung und gegen Herrn Lendvai bleiben wird (wie das in Zürich vor kurzem der Fall war), sondern dass auch mit Tätlichkeiten gerechnet werden müsse, hat sich die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen in enger Absprache mit den an der Veranstaltung Beteiligten entschlossen, die Veranstaltung abzusagen, weil wir die Sicherheit von Paul Lendvai nicht gewährleisten können.
Umso mehr werden wir in Zukunft auf Veranstaltungen die Entwicklungen in Ungarn kritisch beleuchten und den zunehmenden Antisemitismus, Nationalismus und Rechtspopulismus dort (und nicht nur dort) zum Thema machen.
Ralf Zwengel/Margret Krannich
Heinrich-Böll-Stiftung Hessen
Tel.: 069/231090
e-mail: info@hbs-hessen.de»
Wer den wissen will, was Paul Lendvai so Böses schreibt, sollte sich sein Buch «Mein verspieltes Land – Ungarn im Umbruch» kaufen. Als politisch Interessierter lernt man nicht nur über den Kalten Krieg und Ungarn sondern liest ein unverfälschtes, kritisches Geschichtsbuch. Viel Spass!