Chinesen wollen Forchbahn übernehmen – in Madagaskar

15 Wagen der Forchbahn warten in Madagaskar seit sechs Jahren auf ihren Einsatz. Statt Personen zu transportieren, rosten sie vor sich hin. Jetzt wollen chinesische Unternehmer das Projekt erfolgreich abschliessen. von Christian Bütikofer

Alles begann so hoffnungsfroh: Im Juli 2004 war Stadtpräsident Patrick Ramiaramanana von Madagaskars Hauptstadt Antananarivo in Zürich zu Gast und posierte strahlend auf dem ersten von 15 Forchbahn-Wagen.

Sie hätten das kostengünstige Transportmittel der Stadtbewohner werden sollen.

Die Wagen wurden über Basel nach Antwerpen und dann in Madagaskars Hauptstadt transportiert. Am Entwicklungshilfsprojekt beteiligten sich grosse Schweizer Firmen, diverse Bahnen, der Kanton Waadt und die Entwicklungshilfe Deza investierte 150’000 Franken.

Ramiaramanana hoffte, noch Ende Dezember 2004 die erste Forchbahn in Madagaskar zum Laufen zu bringen. Das Problem des fehlenden Stroms im Bahnnetz der Hauptstadt sollte mit Dieselgeneratoren gelöst werden.

2007 zeigten Medienberichte, dass die Wagen zwar in Madagaskar, aber nicht in Betrieb sind. Und es kam noch schlimmer: Im März 2009 wurde die rechtmässige Regierung durch Militärmachthaber gestürzt.

Doch jetzt soll alles anders werden.

Gesucht: 10 Millionen Startkapital

Der China International Fund (CIF) verhandelt mit den Putschisten, die vor sich hin rostenden 15 Wagen endlich in Betrieb zu nehmen. CIF hat seinen Sitz in Hong Kong und gehört zum Konzern Beiya International, der in Afrika in diverse Sparten wie Öl oder das Baugeschäft investiert, etwa in Angola. Ebenfalls mit CIF verbandelt ist China Sonangol, die massiv im Ölgeschäft tätig ist.

Die verschiedenen Partner diskutieren momentan die Verträge aufgrund vorhandener Studien aus 2005 und 2006. So berechnete etwa die Weltbank, dass für den Aufbau der madagassischen Forchbahn mindestens 10 Millionen Dollar nötig sind und danach der Betrieb länger subventioniert werden müsste.

Schweizer Prognosen waren schönfärberisch

Diese Fakten sind insofern brisant, als noch 2007 diverse Exponenten in der Schweiz von viel geringeren Kosten ausgingen. So meinte der emeritierte ETH-Professor Heinrich Brändli etwa im «Tages-Anzeiger», 2 Millionen Franken würden genügen.

China sucht Einfluss und Ressourcen

Klar ist, dass die Chinesen keine Geschenke verteilen. Falls sie bereit sind, die operativen Kosten und die Anfangsinvestitionen zu tätigen, erwarten sie Gegenleistungen.

China ist einer der grössten Abnehmer von Madagaskars reichen Holzvorkommen. Ein Report der Vereinten Nationen zeigte das Ausmass illegaler Rodungen auf Madagaskar.

Der Bericht kommt zum Schluss, dass besonders die rasant ansteigende Nachfrage in China und die politische Instabilität Madagaskars den illegalen Handel mit Edelhölzern anheizen.

© az Aargauer Zeitung, 23.11.2010

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