Der «Guardian» zitiert aus dem kommenden Buch «The Unspoken Alliance: Israel’s secret alliance with apartheid South Africa» und zeigt, was man seit langem wusste, aber nicht belegen konnte: Israel hat die Atombome. Die israelische Regierung versuchte bei den Südafrikanern Druck aufzusetzen, damit die entsprechenden Dokumente nicht freigegeben würden.
Fürs Projekt «Chalet» nach Zürich
Israels und Südafrikas Politiker trafen sich zuerst 1975 im Apartheidstaat, danach wenige Monate später in Zürich, um das Projekt «Chalet» weiter zu besprechen.
Erstmals berichtete der israelische Atomforscher Mordechai Vanunu 1983 in der Sunday Times von Israels Atomwaffenprogramm. Allerdings ohne schriftliche Dokumente. Er wurde in Israel mit 18 Jahren Gefängnis gebüsst.
Dass Israel für Waffengeschäfte mit einem Unrechtsstaat wie Südafrika zusammenspannte, davon berichtete auch Richard A. Clarke 2004 in seinem Buch «Against all Enemies». Clarke war einer der obersten Sicherheitsexperten der US-Regierung. In seinen Memoiren beschreibt er, wie die Bush-Administration statt Al-Qaida zu bekämpfen, sich von Tag 1 an ohne Beweise auf den Irak stürzte.
In einem Kapitel erzählt er auch, wie die USA mit jedem Land die militärische Zusammenarbeit einstellen wollte, das mit Südafrika Waffenhandel betrieb.
US-Politiker verabschiedeten in den 80er-Jahren den «Apartheid Act», der gegen Südafrika gerichtet war. Er beinhaltete u.a., dass die Regierung untersuchen sollte, welche Länder gegen das UN-Embargo verstiessen und Südafrika mit Waffen belieferten. Die Amerikaner nahmen an, dass Israel der grösste Waffenlieferant des Apartheid-Regimes war.
Südafrika wichtigster Waffenhandelspartner
Bei einem Treffen 1987 mit dem Israeli-General Davi Ivry brachte Clarke das Problem auf den Tisch. Einige Passagen sind bemerkenswert (Seiten 72, 73, deutsche Ausgabe):
So sass ich denn in Ivrys Büro in Kiriat, dem abgeschotteten Gebäude in Tel Aviv, wo das israelische Verteidigungsministerium untergebracht ist, und berichtete ihm, was ich über die Zusammenarbeit zwischen Israel und Südafrika wusste beziehungsweise vermutete. Ich verzichtete auf die Gerüchte über einen Zusammenarbeit bei Atomwaffen, erwähnte aber die gemeinsame Entwicklung von Langstreckenraketen und Kampfflugzeugen. David fühlte sich sichtlich unwohl, aber mir kam der Verdacht, es liege nicht nur daran, dass ein junger Amerikaner vor ihm sass und ihn und seine Regierung beschuldigte.
«Ich sage nicht, dass an diesen Gerüchten, die Sie erwähnen, etwas Wahres dran ist», begann David. «Aber wir brauchen eine Rüstungsindustrie, wir dürfen bei unserer Verteidigung nicht von anderen Ländern abhängig sein.
Eine Rüstungsindustrie in einem kleinen Land wie dem unseren muss exportieren, um zu überleben und die Kosten in Grenzen zu halten. […] Die amerikanische Rüstungsindustrie hält das Pentagon davon ab, Waffen von uns zu kaufen, sie verbreitet Lügen und behauptet, dass wir unsere Entwicklungen bei ihnen geklaut hätten. […]
Clarke: General Ivry, ich war in Südafrika. Sie auch?
Ivry: Ja, ja, ich auch. […] Wir haben dort eine sehr grosse jüdische Gemeinde. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass sie vor antisemitischen Ausschreitungen geschützt ist.
Antisemitismus ist etwas Furchtbares. […] Aber Apartheid ist nichts anderes. Apartheid ist Rassismus. Glauben Sie nicht auch, dass sich eine Regierung, die sich auf die Apartheid stützt, versündigt?
[…]
– Ja, ja, natürlich.
Wenig später nach diesem Treffen gab die israelische Regierung bekannt, sie werde alle militärischen Beziehungen zu Südafrika beenden. Dafür wurde in der Folge der militärische Austausch zwischen den USA und Israel massiv intensiviert.