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Adressbuchschwindler nutzt Popularität von Google aus

Friday, January 1st, 2010

Christian Bütikofer

Die englische Firma Yellow Publishing verschickt derzeit massenhaft Faxe mit der Aufmachung «Datenmeldung an www.google.ch» und wirbt mit dem prominenten Begriff Google für ein wertloses Adressenverzeichnis. Der Insertions-«Auftrag» von über 2100 Franken ist im Kleingedruckten versteckt. Hintermänner versuchen jeweils, die «Forderungen» einzutreiben. Durch zwischengeschaltete Unternehmen in der Schweiz, Spanien, England, Liechtenstein, den Niederlanden, Österreich und Deutschland glauben sie, unerkannt zu bleiben. Recherchen des TA zeigen aber, dass das Umfeld von Frank Mendelssohn dahintersteckt.

Der Hamburger Messeveranstalter ist ein Adressbuchschwindler der ersten Stunde, wie Interpol-Dokumente zeigen. Seit den 90er-Jahren zockt er mit seiner Firma Eurecom weltweit Firmen ab. Danach versuchte er, die Datensätze seiner «Kunden» nochmals durch den Verkauf einer CD-ROM zu Geld zu machen. 1992 wurde das Insertionsformular der Eurecom von Mendelssohn und seinem Partner Günter S. vom Hamburger Landgericht als irreführend erkannt. Für Wirbel sorgte Mendelssohn in den 90er-Jahren in Dänemark, als er seine Schwindelverträge durch das renommierte Unternehmen Dun and Bradstreet (D & B) einzutreiben versuchte. Nachdem der Fall publik geworden war, legte die Firma ihr Mandat nieder.

Als es in Deutschland für seine Schwindelgeschäfte zu heiss wurde, zog Mendelssohn in die Schweiz und hob die Eurecom SA sowie die Interbusiness Research Institute AG aus der Taufe, die er über die Cayman-Islands-Firma Unec Ltd. gründete. Lange Zeit leitete Strohmann Ralf Christen (43) weltweit die Geschäfte für Frank Mendelssohn. Dieser wohnt nun auf Palma de Mallorca.

Google-Sprecher Matthias Graf bestätigt, dass Yellow Publishing von Google bereits im Jahr 2008 aufgefordert wurde, den «unlauteren Gebrauch des Google-Logos zu unterlassen». Graf meint weiter: «Diese Anfragen haben in keiner Weise etwas mit Google zu tun, und wir distanzieren uns davon in aller Klarheit.» Google sei daran, den aktuellen Fall zu prüfen; man behalte sich rechtliche Schritte vor.

© Tages-Anzeiger; 18.01.2010