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Die diskreten Innerschweizer Dateien-Dealer

Monday, September 8th, 2008

Die Zuger Rapidshare AG ist mit ihrem Gratis-Webspace bei Softwarepiraten sehr beliebt. Nun wurde der Firmengründer selbst Opfer dieser Szene.

Von Christian Bütikofer

Als der neue Batman-Film «The Dark Knight» diesen August in die Kinos kam, vergingen nur ein paar Stunden, bis die ersten Raubkopien im Internet auftauchten. Raubkopien-Portale wie Sceneload.to (im Jargon auch Warez-Sites genannt) stellten den Film auf die Server von Rapidshare.com und machten so die Raubkopie über einen Link allen zugänglich.

Kometenhafter Aufstieg

Rapidshare ist ein Filehoster. Die Firma stellt übers Web auf ihren Servern jedermann gratis Speicherplatz für grosse Dateien zur Verfügung. Auch herunterladen kann man die Dateien gratis. Wer die Files jedoch schnell auf dem PC möchte, der kauft sich bei Rapidshare einen «Premium»- Zugang für knapp 55 Euro pro Jahr. Innert Kürze entwickelte sich Rapidshare zu einem der beliebtesten Dienste im Web. Die Informationsfirma Alexa listet Rapidshare weltweit als Nummer 12, geschlagen nur von Topshots wie Yahoo, Google oder Wikipedia. Nach eigenen Angaben ist Rapidshare der weltweit grösste Filehoster mit einer Speicherkapazität von ca. 4,5 Petabyte (4,7 Millionen Gigabyte).

Die Firma gibt sich äusserst diskret. Wirtschaftsdaten veröffentlicht sie keine, ein Analyst der OpSec Security Group schätzte den monatlichen Umsatz jedoch auf 5 Millionen Euro. Als Geschäftsführer von Rapidshare agiert der Kaufmann Bobby Shi-Fun Chang (38). Vor seinem Engagement bei Rapidshare war er in Hamburger Unternehmen anzutreffen. Chang ist das Gesicht von Rapidshare gegen aussen.

Erfinder der Firma ist jedoch der Deutsche Christian Schmid (28), der heute in Horgen lebt und sich gegenüber den Medien bedeckt hält.

Zu Beginn seiner Karriere versuchte er sich mit dem Webshop Shop-Services.de im E-Commerce und erstellte die Forensoftware «Rapidforum». Danach folgte die Firma Rapidshare, für die er im Laufe der Zeit Investoren suchte.

Ende 2006 verlegten Schmid und seine Mitstreiter die Hauptfirma von Deutschland in die Schweiz, wo er heute als Verwaltungsrat der Rapidshare AG amtet. Zun gleichen Umfeld gehören die Firmen Rapidshare GmbH und Teraspace GmbH aus Deutschland.

Rapidshare ist eine Erfolgsgeschichte. Eine Geschichte aber auch, die ohne massenhafte Urheberrechtsverletzungen so wohl nicht geschrieben worden wäre.

Denn es ist kein Geheimnis: Obwohl der Webspace für Dateien jeder Art benutzt werden kann, es sich also nicht per se um illegale Inhalte handeln muss, so ist Rapidshare in der Raubkopierer-Szene äusserst beliebt. Rapidshare versuchte sich in der Vergangenheit immer wieder von dieser Szene zu distanzieren und entfernt auch Dateien – sofern sich der Rechteinhaber meldet.

Gefälschte Webseiten

Der Erfolg in der Warez-Szene hat auch seine Schattenseiten. Dem TA sind mehrere Webseiten bekannt, die auf Christian Schmid registriert oder wo Rapidshare-E-Mail-Adressen als Kontaktangaben benutzt wurden. Auf jenen vornehmlich türkischen Seiten wurden Links zu Raubkopien auf Rapidshare-Servern angeboten.

Der gleiche Warez-Ring registrierte über 70 Webseiten auf Schmids Adresse. In einer Stellungnahme beteuerte Katharina Scheid von Rapidshare, dass Christian Schmid damit nichts zu tun habe und die Registrierungen gefälscht seien.

Für Verwirrung dürften auch die Webseiten Rapidforum.org und Raidshare.info sorgen. Erstere hat trotz Namensgleichheit mit Schmids Forensoftware «Rapidforum» nichts mit ihr zu tun, bietet aber ebenfalls Raubkopien auf Rapidshare an. Und Rapidshare ist eine 1:1-Kopie der alten Rapidshare-Webseite, hat mit dem Original aber wohl auch nichts gemein.

© Tages-Anzeiger; 08.09.2008