Adressbuch-Schwindel: Der Nepp geht weiter

Ein Trio führt seit Jahren Firmen mit Branchenbuch-Einträgen hinters Licht. Im Ausland hat man ihm das Handwerk gelegt.

Von Christian Bütikofer

Markus Bortolini ist ein umtriebiger Geschäftsmann. Er gründet Firmen im Jahresrhythmus. Mit seinen Partnern Marc Christoffel und Kristina Blöchlinger-Terekhovskaia verkauft er vor allem Einträge in Branchenbücher.

Bortolinis Karriere begann im März 2002. Damals plante er den wirtschaftlichen Neuanfang, nachdem seine Firma Marbo Sicherheitssysteme in Lachen SZ in Konkurs gegangen war – Schaden knapp 3 Millionen Franken.

Im deutschen Klettgau gründet Bortolini alsbald die MF Online Dienstleistungen e. K. Kurz darauf entsteht in Zug ein Zwilling, die Online Dienstleistungen GmbH. Über sie verschickt Bortolini irreführende Angebote für diverse Online-Branchenbücher an Firmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Horrende Eintragungskosten von 860 Franken verstecken sich im Fliesstext. Hereingefallene werden mit Inkassoschreiben belästigt.

Bald hagelt es in Deutschland und Österreich gerichtliche Klagen gegen Bortolinis seltsames Geschäftsgebaren. Während etwa der österreichische Adressbuchverleger-Verband Bortolinis Treiben erfolgreich per Klage unterbindet, schaut der Schweizerische Adressbuchverleger-Verband trotz diverser Beschwerden zu.

Alte Bekannte melden sich zurück

Nicht ohne Folgen: Im März 2004 tritt Bortolinis deutscher Ableger alle offenen Forderungen an die in Zürich neu gegründete Firma B und P Dienstleistungen ab. Deren Gründer sind alte Bekannte: die RU24 GmbH gehört Blöchliger-Terekhovskaia, die TIW GmbH Marc Christoffel. Markus Bortolini wird Geschäftsführer der B und P. Diese kassiert nicht nur alte «Verträge» ein, sondern verschickt gleich wieder neue. Und eine weitere bortolinische Adressbuchfirma taucht auf: die Printus Verlag AG. Sie verschickt nun Formulare für die Website www.top-kmu.ch. Kostenpunkt für einen Eintrag: 840 Franken.

Die Wirtschaftsauskunft Creditreform beurteilte Bortolinis Bonität als «schlecht». Der B und P Dienstleistungen aber geht es gut. Zurzeit verstopfen deren neuste Formulare wieder Schweizer Firmenbriefkästen.

© Tages-Anzeiger; 20.03.2006

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