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Trotz Strafklage: Der Nepp geht weiter

Wednesday, December 28th, 2005

In Luzern läuft ein Verfahren gegen Adressbuchschwindler. Dennoch überschwemmen Leute aus diesem Umfeld die Schweiz erneut mit dubiosen Angeboten.

Von Christian Bütikofer

Diesen Sommer hat die Luzerner Polizei auf Grund eines Strafantrages des Bundes die Geschäftsakten dreier Firmen aus dem Umfeld der Maiwolf Holding beschlagnahmt. Die Firmen, die dem Multimillionär Meinolf Lüdenbach gehören, verschicken weltweit Formulare für Einträge in Branchenbücher. Im klein Gedruckten dieser Formulare sind Kosten von knapp 1000 Euro für den Eintrag versteckt, die «Vertrags»-Dauer beträgt meist mehrere Jahre. Zahlen die Übertölpelten nicht, fassen Lüdenbachs Inkassofirmen nach und drohen mit Gerichtsverfahren. Aus der ganzen Welt treffen beim Staatssekretariat für Wirtschaft seit Jahren Beschwerden von Hereingefallenen ein.

Die massiven Probleme in der Schweiz scheinen den Hamburger Lüdenbach nicht im Geringsten zu beeindrucken: Nun flattern wieder solch dubiose Angebote in Schweizer Briefkästen – bevorzugt an Inhaber einer Schweizer Internetadresse. Für ein «Internetregister der Schweiz» wirbt die Hamburger Firma Deutscher Adressdienst (DAD). Der DAD ist nicht das erste Mal in der Schweiz mit klein Gedrucktem auf Tour: Bereits dieses Frühjahr wurden Formulare für ein «Telefax-Verzeichnis DAD» verschickt.

Geschäftsführerin des DAD ist Inga Kruskop. Sie ist eine alte Bekannte Meinolf Lüdenbachs. Man findet sie bereits Anfang der Neunzigerjahre in der ebenfalls von Maiwolf dominierten Hamburger DWG Druckwerk-Verlag und Verlagsagentur. Die DWG wurde in der Folge 1998 aufgelöst. Kruskop leitete die Firma sogar für einige Zeit – zu Beginn wies sie sich selbst noch als Studentin aus.

Inga Kruskops jetzige Firma DAD stellt die Nähe zu Lüdenbach nicht in den Vordergrund. Doch Recherchen des TA zeigen, dass Lüdenbachs Luzerner Firma Novachannel, die im Visier der Strafbehörden ist, für das Verwalten der DAD-Internetseite das Informatik-Knowhow beisteuert.

300 000 Euro Busse in Spanien

Bei Novachannel scheint sich einiges an Informatikwissen angesammelt zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich auch die Website des Adressbuchschwindel-Verlags European City Guide (ECG) aus Spanien der Novachannel-Technik bedient.

Gegen die ebenfallszu Lüdenbachs Maiwolf Holding gehörende ECG wurden in Barcelona mehrere Urteile wegen irreführender Werbung gefällt. Die Firma durfte ein Jahr lang nicht mehr geschäften und wurde im Jahr 2003 zu einer Busse von 300 000 Euro verurteilt. Doch das schreckte Lüdenbach nicht ab: Nun macht er mit dem ECG munter von Valencia aus weiter.

© Tages-Anzeiger; 28.12.2005