Der Mann hinter dem globalen Adressbuch-Schwindel

Er wird die graue Eminenz genannt, denn er steuert das «Unternehmen Adressbuchschwindel». Recherchen zeigen: Eine weitere Firma steht unter seinem Einfluss.

Von Christian Bütikofer

Ist es Eitelkeit oder norddeutscher Humor? Der gebürtige Hamburger und leidenschaftliche Besucher von Stierkämpfen, Meinolf Lüdenbach, benennt die zwei wichtigsten Schweizer Firmen für den Aufbau seiner Adressbuchschwindel-Industrie abgewandelt nach seinem Vornamen: Maiwolf Holding (in St. Gallen) und Maiwolf Management (in Zug). Gesteuert wird die Holding von Barcelona aus, Lüdenbachs heutigem Domizil.

Die Maiwolf-Töchter Novachannel, Premium Recovery und Ovag International sind durch ihr Geschäftsgebaren nach Jahren erstmals ins Visier der Schweizer Justiz geraten (TA vom Mittwoch): Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) reichte gegen sie Strafanzeige wegen unlauteren Wettbewerbs ein.

Weitere Firma aus dem Kanton Zug

Meinolf Lüdenbachs Firmen betreiben von der Schweiz aus fragwürdige Geschäftspraktiken mit Einträgen in Firmenregistern. Die entsprechenden Antragsformulare erwecken zumeist den Eindruck, der Eintrag sei kostenlos. Doch mit dem Ausfüllen und Unterzeichnen wird ein mehrjähriger Insertionsvertrag geschlossen. Die Kosten von oft knapp 1000 Euro pro Jahr für den Eintrag stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Wer nicht zahlt, bekommt sofort Besuch von Lüdenbachs eigenen Inkassounternehmen.

Wahrscheinlich dürften sich die Untersuchungen bald auf eine weitere der vielen Firmen des Lüdenbach-Konglomerats konzentrieren: den Intercable-Verlag aus Hünenberg, Zug. An gleicher Adresse befindet sich auch die Maiwolf Management. Intercable-Chef Adrian Wittmer rapportiert ebenfalls in Lüdenbachs Hauptquartier nach Spanien. Bevor Wittmer bei der Intercable das Szepter übernahm, war Adam Krbalek fürs Geschäft besorgt – ihn findet man heute bei der Novachannel Deutschland wieder, während Gust Eugster wie in der Novachannel Schweiz auch hier im Verwaltungsrat sitzt und mit seiner Datarevisa die Bücher prüft.

Verurteilter Treuhänder als Gründer

Der Intercable-Verlag ist nach TA-Recherchen die älteste bekannte Schweizer Adressbuchschwindel-Firma Lüdenbachs. Wie die Novachannel ist Intercable weltweit aktiv – Spezialgebiet scheint Osteuropa zu sein. Und wie Novachannel mit teuersten Anwälten so versucht auch der Intercable-Verlag, im Ausland mit seltsamen Methoden Geschäftsleute, die sich wehren, vor den Richter zu zerren.

Dem TA ist ein Fall in Tschechien bekannt, bei dem einem dortigen Gericht ein unvollständig übersetzter «Vertrag» zwischen dem Intercable-Verlag und einem tschechischen Gewerbler präsentiert wurde. Ausgelassen ist unter anderem die Passage «Free Listing» – also der Hinweis auf den angeblichen Gratiseintrag.

Wer Dubioses plant, der trifft sich unter Seinesgleichen. Es ist wohl kein Zufall, dass ein Zuger Treuhänder, der 2000 wegen diverser Delikte zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt wurde, bei der Gründung der Intercable Pate stand.

© Tages-Anzeiger; 10.09.2005

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